Zentralbanken verunsichern Investoren

In den Vereinigten Staaten hat die Notenbank einen weiterhin deutlich strafferen geldpolitischen Kurs signalisiert. Zudem wird die EZB ihre Asset-Käufe um monatlich 20 Milliarden Euro reduzieren. Dies bewegt die Finanzmärkte.

Die US-Notenbank wird die Geldpolitik weiter straffen.
Die US-Notenbank wird die Geldpolitik weiter straffen.

Die US-Notenbank Federal Reserve hat mit einer Zinsanhebung im Dezember ihren Kurs der geldpolitischen Straffung fortgesetzt.

„Getrieben wurde diese durch eine verbesserte Wachstumsdynamik, eine Arbeitslosenquote, bei der die Fed bereits von Vollbeschäftigung spricht, und die Aussicht auf zusätzliche fiskalische Stimuli durch die Regierung von Donald Trump“, erklärt Nikolaj Schmidt, Chief International Economist bei T. Rowe Price.

Obwohl der Zinsschritt erwartet worden sei, habe die Notenbank die Finanzmärkte dabei mit einer Beschleunigung ihrer Straffungspläne für 2017 überrascht. Dies habe zu einer Verkaufswelle am Anleihenmarkt geführt. Riskante Assets hätten seit der Zinserhöhung allerdings gut abgeschnitten. „Dies liegt vermutlich daran, dass die Fed die Zinsen in einem Umfeld starken Wachstums erhöht hat“, so Schmidt weiter. „Dies steht in scharfem Kontrast zu der Zinserhöhung im Dezember 2015, denn damals verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage gerade.“

Drei Zinsschritte in diesem Jahr

Die Präsidentschaft von Donald Trump erhöhe zudem die Chancen auf zusätzliche fiskalische Stimuli. Für gewöhnlich würden solche Maßnahmen zu höherem Druck auf die Zentralbanker führen, die Zinsen anzuheben, erklärt der Ökonom. Dies sei allerdings nicht unbedingt im Sinne des Präsidenten: „Weitere Zinsschritte würden Trump nicht bei seiner Zielsetzung unterstützen, neue Jobs im sogenannten Rust Belt zu generieren“, erklärt Schmidt. Die Region im Nordosten des Landes ist das älteste Industriegebiet der USA und befindet sich in einer tiefen Strukturkrise.

Zudem sei denkbar, dass der Präsident seine Chance, neue Mitglieder ins Federal Open Market Committee (FOMC) der Notenbank zu berufen, dazu nutzen werde, die Fed zu einer stärker akkommodierenden Haltung zu bewegen. „Meine Vermutung ist, dass den gegenwärtigen Mitgliedern des FOMC der Druck in dieser Hinsicht bewusst ist und sie auch deshalb im Dezember eine restriktivere Haltung an den Tag gelegt haben. Unsere Erwartungen bezüglich der Fed-Entscheidungen für 2017 sind seit dem Spätsommer 2016 unverändert: Wir rechnen mit drei Zinsschritten. Der nächste wird im Mai oder Juni erfolgen“, führt Schmidt aus.

EZB reagiert auf bessere Konjunkturdaten

Ebenfalls im Dezember habe die Europäische Zentralbank (EZB) verkündet, dass sie ab März das Volumen ihrer Asset-Ankäufe von aktuell 80 auf 60 Milliarden Euro pro Monat reduzieren werde. Diese Ankündigung sei etwas überraschend gekommen. Allerdings werde die EZB die Reduzierung durch eine Verlängerung des Ankaufprogramms bis Ende 2017 ausgleichen. Die Gründe für diese Entscheidung sieht Schmidt einerseits in einer Verbesserung der Konjunkturdaten, andererseits aber auch in der mangelnden Verfügbarkeit von Anleihen, die den strikten Kriterien des Ankaufprogramms gerecht werden.

„Wir rechnen damit, dass die Vertreter einer strafferen Geldpolitik unter den Mitgliedsländern der EZB, insbesondere Deutschland, weiterhin auf einen strikteren Kurs drängen“, erklärt Schmidt. „Allerdings dürfte Mario Draghi darauf verweisen, dass die Inflation unterhalb des Ziels der Notenbank liegt. Folglich dürfte sich am geldpolitischen Kurs bis zum Ende des Jahres wenig ändern.“

Was bedeutet dies für die Finanzmärkte?

„Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Es führt zu Verwirrung in Kombination mit einem niedrigen Grad an Überzeugung. Obwohl die Daten stärker sind als wir vermutet hätten, erwarten wir eine Abschwächung des globalen Wachstums. Kurzfristig würde dies den Druck auf das lange Ende der Zinskurse mindern. Vor dem Hintergrund eines etwas langsameren, aber nach wie vor zufriedenstellenden globalen Wachstums könnten sich riskante Anlagen weiterhin gut entwickeln, obwohl wir eingestehen, dass die Bewertungen allmählich anspruchsvoll werden. Im Einklang damit ist es wahrscheinlich, dass der US-Dollar etwas abwertet“, erklärt Schmidt.  Allerdings gebe es eine Vielzahl von Risiken, die die Entwicklung beeinträchtigen könnten – etwa ein möglicher Konfrontationskurs von Donald Trump gegenüber China, eine unerwartet straffe Geldpolitik der Fed oder der politische Kalender in Europa. „Angesichts der anstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und möglicherweise auch Italien, könnten Anzeichen für den Sieg eines populistischen Politikers Fragen zur Zukunft des Euro aufwerfen“, so Schmidt. (tr)

Foto: Shutterstock

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