EZB-Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik – Die Folgen für Anleihekäufer

Zweifelsohne waren europäische Unternehmensanleihen über das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) die größten Profiteure der quantitativen Lockerung.

Auch Unternehmen wurden gestützt

Im Rahmen des CSPP kaufte die EZB seit dem Start des Programms 30 bis 40 Prozent des Nettoemissionsvolumens am Markt auf. Die Kapitalkosten sanken insbesondere in Frankreich und Spanien. Die Spreads im Investment Grade- und High Yield-Segment verengten sich um 62 und 300 Basispunkte.

Auch hier profitierten Anleihen mit schlechterer Bonitätsbewertung am meisten. Trotz der Reinvestition des Kapitals aus auslaufenden Anleihen dürften die Nettoankäufe der EZB von 2018 bis 2019 von 55 auf 18 Milliarden Euro zurückgehen.

Marktumfeld wird schwierig

Selbst wenn sich der risikofreie Zins seitwärts und nicht aufwärts bewegt und die Neuemissionen aufgrund der geringeren Haushaltsdefizite zurückgehen, werden die Renditen steigen und die Anleiheerträge dadurch sinken, denn die japanische Notenbank drosselt ihr Lockerungsprogramm ebenfalls und die Emittenten von Unternehmensanleihen in Frankreich und Italien werden schlechter bewertet.

Anleger an den Anleihemärkten der Eurozone müssen sich angesichts des Ausstiegs der EZB als wichtiger Käufer am Markt auf ein überaus schwieriges Marktumfeld einstellen.

Zwar dürften Bundesanleihen und höher bewertete Unternehmensanleihen in der relativen Betrachtung profitieren, ihre niedrigen absoluten Renditen sind im Falle eines unveränderten Renditeniveaus jedoch nur wenig attraktiv. Zudem bieten sie lediglich einen begrenzten Puffer, sollten die Renditen in den kommenden Monaten auch nur langsam wieder ansteigen.

Unserer Ansicht nach bieten kündbare dänische Hypothekenanleihen mit AAA-Rating eine liquide und vergleichsweise ertragsstärkere Alternative für risikoaverse Anleger, die auf den Euro ausgerichtet sind. Aufgrund der Bindung an den Euro und der Absicherung durch erhebliche Reserven sind Anleger trotz eines höheren Carry nur einem moderaten Währungsrisiko ausgesetzt.

Auswege für Anleger

Und sollten die Renditen in Dänemark und weiten Teilen des Euroraums steigen, würden sich potenzielle Verluste in einem Umfeld steigender Renditen aufgrund der Möglichkeit dänischer Hauseigentümer, ihre Hypothek mit Abschlag zu tilgen, in Grenzen halten.

Darüber hinaus können bis zur Fälligkeit gehaltene (zur Minderung des Bonitätsrisikos aktiv verwaltete) Anleiheportfolios mit fester Laufzeit jenen Anlegern eine gewisse Sicherheit bieten, die in der Lage und bereit sind, Zinsschwankungen, wie sie an den US-Staatsanleihemärkten seit 2013 zu beobachten waren, auszusitzen.

Für Anleger, die auf der Suche nach höheren Renditen auf Staatsanleihen der Eurozonen-Peripherie oder Unternehmensanleihen mit geringerer Bonitätsbewertung gesetzt haben, sind unserer Ansicht nach auf US-Dollar lautende und in Euro abgesicherte Asset-Backed Securites eine zuverlässige Alternative zur Sicherung von Renditen bei gleichzeitiger Diversifizierung weg von Unternehmensanleihen, bei denen sich die zu Jahresanfang eingesetzte Spreadausweitung voraussichtlich noch fortsetzen wird.

Versicherungsgebundene- oder Katastrophenanleihen sind eine Alternative für Anleger, die eine zu hohe Risikokonzentration bei Unternehmensanleihen vermeiden wollen. Diese Assetklasse ist nur gering mit dem Konjunkturzyklus korreliert und die hohen Renditen und die variable Verzinsung bieten hohe Erträge und ausreichen Schutz vor steigenden Anleiherenditen, um die Gewinnverluste durch Naturkatastrophen langfristig auszugleichen.

Patrice Gautry ist Chef-Volkswirt, Union Bancaire Privée – UBP

Foto: UBP

Hier gelangen Sie zu Teil eins.

 

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