Exporo-Gründer startet eigene Crowdinvesting-Plattform – Interview

Foto: Winvesta
Tim Bütecke: "Mit Winvesta werde ich erneut den Beweis antreten, dass Crowdinvesting funktioniert ."

Tim Bütecke, einst Initiator, Gründer und bis 2019 Vorstand von Exporo, dem heutigen Marktführer im Immobilien Crowdinvesting, startet eine neue Plattform unter dem Namen „Winvesta“. Cash. hat mit ihm gesprochen.

Was plant Winvesta?

Bütecke: Winvesta vermittelt über die Plattform Wertpapiere – tokenisierte Schuldverschreibungen – und ermöglicht dadurch mittelbare Investments in Sachwerte. Erstes Produkt ist ein Bestands- und Neubauprojekt in Hamburg-Bramfeld, in das Anleger mittelbar ab 500 Euro investieren können. Insgesamt werden dafür Schuldverschreibungen in Höhe von 2.486.600 Euro ausgegeben, aufgeteilt in zwei Tranchen und dargestellt in zwei Produkten. Die Festverzinsung beträgt in Abhängigkeit von der Höhe der Zeichnungssumme zwischen 4,5 und 4,75 Prozent pro Jahr. Darüber hinaus gibt es abhängig von der erzielten Verkaufssumme eine Erfolgsbeteiligung von prognostizierten 0,5 Prozent pro Jahr. Das Investment läuft bis zum 30. April 2024. Als nächstes planen wir die Platzierung eines Projekts in München. Später sind auch andere Assetklassen vorgesehen wie Photovoltaik, Kunstinvestments oder Venture Capital.

Wann sollen die weiteren Assetklassen starten und welches Vermittlungsvolumen streben Sie insgesamt für 2022 an?

Bütecke: Weitere Assetklassen sollen bis Ende des Jahres kommen. Das angestrebte Volumen lässt sich wegen des unsicheren Umfelds – Stichworte Ukraine-Krieg und Corona – im Moment schwer einschätzen. Aber wir treten sicherlich nicht an, um nur ein Produkt pro Jahr zu machen.

Was können Sie besser als andere Plattformen?

Bütecke: Zuletzt gab es plattformübergreifend häufiger Probleme bei einzelnen Projekten, die zu verzögerten Auszahlungen oder sogar Totalausfällen führten. Augenscheinlich wurde aufgrund des rasanten Wachstums und Umsatzdrucks einiger Plattformen bei der Auswahl von Platzierungsanfragen nicht immer ausreichend auf die Qualität geachtet. Bei Immobilienprojekten zählt vor allem die Erfahrung und die Kapitalausstattung der Projektentwickler. Aufgrund zuletzt sinkender Investments im Crowdfunding glauben manche, dass der Zenit überschritten sei. Einige Ausfälle bei Plattformen haben sicher zu der Skepsis beigetragen. Ich sehe das aber anders, die Nachfrage nach sinnvollen Assets hat anlegerseitig eher noch zugenommen. Ich habe bis heute einen einwandfreien Track Record, auch bei Exporo gab es bis zu meinem Ausstieg keine Projektausfälle. Mit Winvesta werde ich erneut den Beweis antreten, dass Crowdinvesting funktioniert und verlässliche Renditen beschert – wenn das richtige Projekt am richtigen Ort von den richtigen Personen umgesetzt wird. Ich werde sehr konsequent bei der Auswahl auf Qualität und weniger auf Quantität setzen. Das gilt auch für alle anderen digitalen Assets, die wir in Kürze vermitteln wollen. Für jeden Bereich haben wir uns bereits entsprechende Experten gesichert.

Das behaupten andere auch.

Bütecke: Anders als andere Plattformen hat Winvesta keine externen Geldgeber. Das nimmt viel vom Wachstumsdruck. Das Unternehmen wird von mir und drei weiteren Gründern finanziert, die im Unternehmen aktiv sind, darunter die Brüder Aike und Henning Vaqué. Die Gründer und Vorstände der Wika AG sind ausgewiesene Finanz- und Vertriebsexperten. Bei der Auswahl der Angebote achtet Winvesta zudem zum Beispiel auf eine adäquate Eigenbeteiligung der Projektentwickler an der Finanzierung und besteht darauf, dass die Produktanbieterin eine Gewinnauszahlungssperre vereinbart. Die Gewinne werden erst an die Gesellschafter der Projektentwicklungsgesellschaft ausgezahlt, wenn auch die Kredite der Anleger einschließlich Zinsen vollständig zurückgezahlt wurden.

Wie hoch muss die Eigenbeteiligung des Projektentwicklers sein, damit Sie eine Platzierung auf Ihrer Plattform in Betracht ziehen?

Bütecke: Er muss mindestens ein Drittel der gesamten für das Projekt notwendigen Eigenmittel aufbringen und außerdem persönliche Bürgschaften übernehmen. Sie müssen so substanziell sein, dass ein eventueller Ausfall nicht unter Peanuts abgebucht werden könnte, sondern richtig weh tun würde.

Neben Winvesta sind Sie auch Gründer der heutigen HFH Group. Bleibt das Unternehmen parallel bestehen?

Bütecke: Ja. Die HFH Group gibt es seit 2006. Sie ist eine klassische Finanzierungs-, Versicherungs- und Kapitalanlagevermittlung sowie Vermögensverwaltung für unterschiedliche Kundengruppen, von Privat- bis zu institutionellen Investoren. Das Unternehmen war auch während meiner Zeit bei Exporo stets unabhängig davon aktiv.

Warum Token, also digitale Wertpapiere, und warum trotzdem eine Mindestinvestition von 500 Euro?

Bütecke: Die Digitalisierung hat signifikante Kostenvorteile und ermöglicht daneben unter anderem unkompliziert einen Marktplatz für den Erwerb und Handel der Wertpapiere einzurichten. Sie hat aber auch Grenzen, zum Beispiel bezüglich der Mindestinvestition. Diese kann technisch unendlich klein sein, was wirtschaftlich aber keinen Sinn macht, etwa mit Blick auf die Anlegerbetreuung. 500 Euro sind eine sinnvolle Größe.

Für die Vermittlung von Wertpapieren ist eine Zulassung nach dem Kreditwesengesetz (KWG) erforderlich, und Winvesta ist gebundener Vermittler der Effecta GmbH, kann also nicht allein entscheiden. Können sich auch Vermittler mit 34f-Gewerbezulassung bei Ihnen engagieren?

Bütecke: Effecta stellt den regulatorischen Rahmen und achtet darauf, dass wir die Vorschriften einhalten. In diesem Rahmen liegen Produktauswahl und Vertrieb aber ausschließlich bei Winvesta. 34f-Vermittler können – wie bei anderen Plattformen auch – über ein Partnerprogramm als „Tippgeber“ fungieren.

Das Gespräch führte Stefan Löwer, Cash.

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