Marenave: Neuer Aufsichtsrat feuert den Vorstand
Der neu formierte Aufsichtsrat der Marenave Schiffahrts AG hat die Bestellung des bisherigen Alleinvorstands Ole Daus-Petersen mit sofortiger Wirkung widerrufen.

Jens Mahnke, Vorstandssprecher von Ernst Russ, wurde schon im August in den Marenave-Aufsichtsrat gewählt.
Zugleich wurde Bernd Raddatz – bisheriger Prokurist der Gesellschaft – zum neuen Alleinvorstand bestellt. Vor den Entscheidungen zur Neubesetzung des Vorstands der Marenave Schiffahrts AG war nach einer Mitteilung des Unternehmens der Aufsichtsrat der Gesellschaft komplettiert worden.
Nach der vorherigen Amtsniederlegung ehemaliger Mitglieder im Nachgang zur jüngsten Hauptversammlung erfolgte kürzlich die auf Vorschlag der Gesellschaft ergangene gerichtliche Bestellung von Björn Hagedorn (Wirtschaftsprüfer und Steuerberater) und David Landgrebe (Jurist) mit Wirkung bis zur nächsten Hauptversammlung. Der Aufsichtsrat habe somit seine satzungsgemäße Größe von vier Mitgliedern erreicht und ist wieder beschlussfähig.
“Wirtschaftlicher Neuanfang”
Diplom-Kaufmann Bernd Raddatz (Jahrgang 1977) arbeitete nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Göttingen zunächst bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Seit dem Jahr 2009 gehörte er bereits der Marenave an und fungierte dort zuletzt als Geschäftsführer der Tochterunternehmen sowie als Prokurist und Verantwortlicher für das Finanzressort auf AG-Ebene.
“Nach den durchaus turbulenten Zeiten der finanziellen Restrukturierung sowie Veränderungen in der Aktionärsstruktur und den Organen der Gesellschaft gilt es nun, in zumindest etwas ruhigerem Fahrwasser den wirtschaftlichen Neuanfang der Gesellschaft zu gestalten”, sagt Raddatz. “Mit der Ernst Russ AG, dem größten Aktionär der Gesellschaft, gibt es einen strategischen Partner, der seinen Willen und die Bereitschaft, die Zukunft der Marenave AG mit zu gestalten, bereits signalisiert hat. Bestehende Gespräche und Verhandlungen werden fortgesetzt und intensiviert, um den Aktionären baldmöglichst Konkreteres vorlegen zu können.”
Gezerre um eine leere Hülle
Ernst Russ hatte die Beteiligung an Marenave unlängst auf knapp 30 Prozent aufgestockt und war bei einem Showdown auf der Hauptversammlung schon in Person ihres Vorstandssprechers Jens Mahnke in den Aufsichtsrat gewählt worden. David Landgrebe war bis Ende Oktober ebenfalls Vorstand bei Ernst Russ.
Marenave war 2006 von dem damaligen Emisionshaus König & Cie. und der HSH Nordbank konzipiert und als erste Schiffs-Aktiengesellschaft an die Börse gebracht worden, geriet jedoch im Zuge der Schifffahrtskrise in Turbulenzen. König & Cie wurde später von Ernst Russ geschluckt.
Marenave hat mittlerweile alle Schiffe verkauft und offenbar kaum noch Mitarbeiter, ist also wenig mehr als eine leere Hülle mit Börsennotierung. Worum es bei dem Gezerre um das Unternehmen eigentlich geht, ist insofern nicht ohne weiteres ersichtlich. (sl)
Foto: Ernst Russ
1 Kommentar
Ihre Meinung
Cash.Aktuell

Cash. 02/2019
Inhaltsverzeichnis Einzelausgabe bestellen Cash. abonnierenThemen der Ausgabe:
Arbeitskraftabsicherung – Denkmalobjekte – Betriebsrente – Digital Day 2019Ab dem 24. Januar im Handel.

Die Kommentierung in Cash.online springt zu kurz. Warum wird kein Spot darauf gerichtet, wie es zu der desaströsen Bewertung der Marenave-Aktien innerhalb der letzten ca. 10 Jahre gekommen ist (von Euro 1000,– pro Aktie auf nunmehr sage und schreiben Euro 2,– pro Aktie) und wer in den letzten Jahren die Geschicke der Marenave – insbesondere als Vertreter einer maßgeblich beteiligten Gesellschaft – zu überwachen hatte ?? Warum wird in Cash.online nicht erhellt, welche juristischen Konsequenzen sich aus der sogenannten Investorenvereinbarung ergeben könnten, hinter der doch auch der milliardenschwere DEVK-Versicherungskonzern steht bzw. stand ? Sollte nicht zumindest eine “anfängliche Mindestfinanzierung” in Höhe von Euro 2,0 Millionen an die Marenave fließen ??
Kommentar von Hans Peter Graf — 18. November 2017 @ 20:51