Altersvorsorge: „Sorgen führen nicht zu Taten“

Die finanzielle Absicherung im Alter ist für fast die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland (49 Prozent) in den letzten Jahren wichtiger geworden. Vor allem die betriebliche Altersversorgung (bAV) hat einen guten Ruf. Trotzdem bleiben viele Deutsche untätig bei der Vorsorgeplanung. Dies ergab eine aktuelle Umfrage unter 22.000 Arbeitnehmern weltweit, darunter 2.000 in Deutschland.

Thomas Jasper, Towers Watson: „Die Stärke der bAV ist, dass sie die Interessen von Unternehmen und Mitarbeitern zusammenbringt.“

63 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland erwarten, dass sich ihr Arbeitgeber für die bAV engagiert, ergab die Studie „Altersversorgung und bAV aus Mitarbeitersicht“ durch das Beratungsunternehmen Towers Watson. 47 Prozent der Mitarbeiter schätzen demnach an der Betriebsrente besonders das im Vergleich zu privater Vorsorge „bessere Kosten-Nutzen-Verhältnis“.

„Tatsächlich ist das Rentenniveau in Deutschland verglichen mit den OECD-Ländern, eher niedrig. Daher ist es absolut sinnvoll, dass Mitarbeiter der bAV als ergänzenden Ruhestandseinkommen einen so hohen Stellenwert beimessen“, sagt Dr. Thomas Jasper, Berater bei Towers Watson. Nur ein Viertel der Befragten (26 Prozent) rechnet damit, dass die gesetzliche Rente für einen auskömmlichen Ruhestand reicht.

„Sorgen führen nicht zu Taten“

Der sorgenvolle Blick auf die Ruhestandsfinanzierung führe allerdings kaum zu Taten, teilen die Studienmacher mit: 71 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sparen weniger als sie ihrer Meinung nach sollten (siehe Grafik). Auch diejenigen, die den Stand ihrer betrieblichen Altersversorgung detailliert prüfen, tun danach meist nichts (69 Prozent).

Berater befürworten Opting-Out-Modelle

Dieses Problem könnte durch „Opting-Out-Modelle“ gelöst werden, heißt es bei Towers Watson. Dabei wird aus dem Gehalt der Mitarbeiter automatisch Beiträge für eine Betriebsrente angespart – es sei denn, sie entscheiden sich explizit dagegen. Dabei sei aber wichtig, so Jasper, dass die Politik keine obligatorischen Einheitsmodelle vorschreibe.

„Die Stärke der bAV ist, dass sie die Interessen von Unternehmen und Mitarbeitern zusammenbringt. Das funktioniert nur auf betrieblicher Ebene – wenn die einzelnen bAV-Lösungen gut auf Unternehmen und Belegschaft abgestimmt sind“, betont der Unternehmensberater.

Nur acht Prozent der Deutschen wollen bis 70 arbeiten

Außerdem hat Towers Watson zur Rentenpolitik in Deutschland gefragt: Rund ein Drittel der Arbeitnehmer erwartet, mit 65 oder 66 Jahren in Rente zu gehen, ein weiteres Drittel frühestens mit 67 Jahren. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) ist der Meinung, dass Arbeitgeber es älteren Menschen leichter machen sollten, auch im Ruhestand zu arbeiten.

Jedoch rechnen nur acht Prozent der Deutschen damit, bis zum 70. Lebensjahr oder darüber hinaus zu arbeiten, berichtet Towers Watson. Im Australien und den USA erwartet dies hingegen knapp ein Drittel der Arbeitnehmer, in Großbritannien ein knappes Viertel, in den Niederlanden ein Sechstel. (lk)

Deutsche Arbeitnehmer haben das Gefühl, weniger zu sparen als sie sollten. Quelle: Towers Watson

Foto: Towers Watson

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