Allianz: Zukunftsvorsorge als neues Modell für den Lebensversicherungsmarkt?

Europas größter Versicherer Allianz will mit der Zukunftsvorsorge gegen den schrumpfenden Markt für Lebensversicherungen ankämpfen: Eine für junge Kunden entwickelte Police soll eine ähnliche Flexibilität bieten wie ein Sparbuch – ohne fixe Ein- und Auszahlungstermine.

 

Die Allianz Leben geht neue Wege in der Altersvorsorge. Vorstand Volker Priebe hat das neue Produkt des Branchenprimus jetzt vorgestellt.

 

„Wir haben intensive Kundenbefragungen durchgeführt und festgestellt, dass es eine Zielgruppe gibt, die wir nicht systematisch erreichen: Jüngere Menschen, die großen Wert auf Flexibilität legen und ein voll digitales Angebot wollen“, sagte Volker Priebe, Vorstand der Allianz Leben.

Lebensversicherungen sind in Deutschland zwar nach wie vor eine sehr beliebte Form der Altersvorsorge. Ende 2017 gab es 84,1 Millionen Verträge in Deutschland – mehr als Einwohner. Zwölf Millionen dieser Policen stehen bei der Allianz in den Büchern. Doch das Geschäft ist schwierig, Bestand und Neugeschäft schrumpfen langsam, aber spürbar.

Sinkende Bestände

2013 waren es laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft noch 89,6 Millionen Policen. Die Allianz Lebensversicherung trotzt dem Branchentrend jedoch seit Jahren und wächst gegen den Markt – zuletzt im Jahr 2017 mit einem Plus von 21 Prozent im Neugeschäft.

Besorgniserregend aus Sicht der Branche ist vor allem die sinkende Zahl der Neuabschlüsse. Die ist seit 2014 um gut zehn Prozent zurückgegangen, von damals 5,5 auf 4,9 Millionen neue Verträge im vergangenen Jahr. Die Unternehmensberatung KPMG prophezeite in einer im März veröffentlichten Studie, dass die Beitragseinnahmen in der Sparte „Leben“ bis 2020 um 1,7 Milliarden Euro sinken.

In Folge der Nullzinspolitik sind die klassischen Kapitallebensversicherungen mit Garantiezinsen für die Unternehmen teuer und die Kundschaft wenig einträglich geworden. Der Garantiezins liegt derzeit bei mageren 0,9 Prozent. Viele Versicherer bieten diese „Klassik“-Verträge alten Musters inzwischen nicht mehr an. Stattdessen gibt es neue Modelle – garantiert wird inzwischen häufig nur noch das eingezahlte Kapital, die Verzinsung wird flexibel am Kapitalmarkt erwirtschaftet.

Keine festen Beitragszahlungen

Doch üblich sind nach wie vor fixe monatliche Abbuchungen vom Konto. Die Allianz entfernt sich noch einen Schritt weiter vom traditionellen Modell. „Bei unserer neuen Lösung können die Kunden einzahlen, wann und wieviel sie wollen, und sich auszahlen lassen, was sie wollen.“ Der Konzern garantiert die eingezahlten Beiträge zum 67. Geburtstag. Im Todesfall werde der vorhandene Wert des Vertrags ausgezahlt, so wie er sich aus den eingezahlten Beiträgen entwickelt hat.

Als weiteres abschreckendes Element für die jüngere Kundschaft hat die Allianz den umfangreichen Schriftverkehr identifiziert. Deswegen soll das Angebot vom ersten bis zum letzten Schritt digital möglich sein. (dpa-AFX)

Foto: Allianz Leben

 

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