Kleinere Renten für Frauen bleiben große Herausforderung

Gender Pension Gap ist nicht immer eine Vorsorgelücke

Die statistisch gemessenen Geschlechterunterschiede müssen – gerade im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die finanzielle Selbstbestimmung im Alter – differenziert betrachtet werden. Der Gender Pension Gap bedeutet nicht in jedem Fall, dass Altersrentnerinnen in ihrem finanziellen Spielraum tatsächlich stärker eingeschränkt sind als männliche Rentner. So ist die Rentendifferenz heute bei verheirateten Paaren mit knapp 50 Prozent am grössten. Weil sich mehr als 80 Prozent der verheirateten Paare aber als ökonomische Einheit verstehen und das gesamte Haushaltseinkommen zusammenlegen, dürfte der Gender Pension Gap für diese Frauen vielfach kaum spürbar sein.

Die Sicherheit der Ehe im Hinblick auf die Altersvorsorge kann jedoch trügerisch sein. «Betrachtet man die heutige Rentnerinnengeneration, hat der Gender Pension Gap besonders für geschiedene Frauen grosse, effektiv spürbare Auswirkungen. 30 Prozent aller geschiedenen Rentnerinnen beziehen Ergänzungsleistungen – so viele wie in keinem anderen Zivilstand und deutlich mehr als geschiedene Männer», sagt Andreas Christen, Studienautor bei Swiss Life. Unter anderem der im Jahr 2000 eingeführte Vorsorgeausgleich dürfte dazu beitragen, dass sich für künftige geschiedene Altersrentnerinnen die finanzielle Situation gegenüber der heutigen Rentnerinnengeneration verbessern wird. Eine Scheidung stellt jedoch für beide Geschlechter auch aus Vorsorgesicht weiterhin eine Herausforderung dar.

Vorsorgefalle Konkubinat

Künftig dürfte der Gender Pension Gap verstärkt im Konkubinat lebende Frauen (und Männer) treffen, die sich vorwiegend um die Kindererziehung kümmern. Die Anzahl der Konkubinatspaare mit Kindern ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Bei dieser Form des Zusammenlebens ist die Vorsorge im Vergleich zur Ehe nicht gleich gut abgesichert.

Auswirkungen einer Pensumsreduktion auf die Vorsorge werden vernachlässigt

Obwohl Frauen im Arbeitsmarkt viel aktiver sind als früher, liegt auch bei heutigen Familien gemäss einer Umfrage von Swiss Life sowohl das tatsächliche (41%) als auch das gewünschte Arbeitspensum der Mütter (48%) immer noch deutlich unter jenem der Väter (90% bzw. 74%). Eine grosse Mehrheit der Eltern lässt beim Pensumsentscheid die Auswirkungen auf ihre Altersvorsorge ausser Acht: Nur 26% der befragten Eltern haben sich schon ernsthaft Gedanken darüber gemacht. Mütter, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, arbeiten im Schnitt zwölf Stellenprozentpunkte mehr als jene, die das bisher nicht getan haben.

Seite 3: Teilzeitfreundliche Koordinationsabzüge

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