Schiffsfonds unter dem Hammer

Lars Clasen, Geschäftsführer des Bremer Initiators HTB, geht jedoch noch einen Schritt weiter: „Wenn wir Erstmarktfonds grundsätzlich meiden würden, die ihre Auszahlungen ausgesetzt haben, könnten wir momentan fast gar nichts mehr ankaufen. Wir prüfen aufgrund des Chancenpotenzials auch Sanierungsfälle und schlagen dann zu, wenn uns das zugrunde liegende Konzept und die beteiligten Partner überzeugen.“

Mit dem HTB 11. KG schickt sein Haus zum zweiten Mal einen „Hybridfonds“ ins Rennen um die Anlegergunst. Neben Zweitmarktanteilen werden dem Portfolio zusätzlich Direktbeteiligungen des Schifffahrtsbereichs beigemischt, wobei Containerschiffe untergewichtet werden. Wie die Mitbewerber Nordcapital und Hesse Newman hat HTB einen Frühzeichnerbonus in Höhe von vier Prozent eingebaut. Das Vorgängerprodukt war ebenfalls als Eigenkapitalfonds konzipiert und wurde kurz vor Redaktionsschluss mit einem Volumen von rund 31 Millionen Euro geschlossen. Knapp die Hälfte davon hat der Initiator eigenen Angaben zufolge bereits in rund 150 Schiffsfonds investiert.

Lloyd Fonds will potenziellen Anlegern die Entscheidung für die Zeichnung des Best of Shipping II, der seit August letzten Jahres in der Platzierung ist und  gut die Hälfte des geplanten Eigenkapitals eingeworben hat, durch eine Art „Fonds auf Probe“ erleichtern: Sofern sie bis Ende Oktober dem Fonds beitreten, können die Kunden ihre Anteile dem Emissionshaus im Oktober 2011 zurückgeben, sofern drei relevante Schifffahrtsindizes dann unter dem Niveau des jeweiligen Durchschnittswerts liegen, der im zweiten Quartal 2009 erzielt wurde.

Identische Ankaufskriterien

Klammheimlich dürften manche der für den Einkauf zuständigen Manager regelrecht froh darüber sein, dass die Platzierung der Zweitmarktfonds derzeit nur schleppend läuft. Denn das Kapital sinnvoll zu investieren, ist derzeit nicht eben einfach. Zum einen lässt sich die Entwicklung der Märkte im Augenblick kaum prognostizieren und damit auch die erwarteten Einnahmen sowie der darauf basierende Wert einer Beteiligung nur schwer bestimmen.

Zum anderen decken sich die wichtigsten Ankaufskriterien der Zweitmarktfonds im Wesentlichen: Die Schiffe sollen am besten langfristig an einen bonitätsstarken Reeder verchartert werden oder in einem Pool fahren, weitestgehend entschuldet sein, einer gefragten Größenklasse angehören, zur Tonnagesteuer optiert haben und bitte noch keine zehn Jahre alt sein.

Problematisch ist, dass sich ein Anleger nur höchst selten von einem Schiffsfonds mit diesen Kriterien trennen wird und wenn doch, dürfte dieser eher zu Kursen um die 100 Prozent gehandelt werden und damit nicht der Kategorie Schnäppchen zuzuordnen sein. Dennoch dürfte der Run auf diese Beteiligungen besonders groß sein, nicht zuletzt um Stabilität in das eigene Portfolio zu bringen. Es ist nur logisch, dass der Bieterwettstreit die Kurse weiter in die Höhe treibt.

Markteinschätzung differiert

Natürlich betonen die Zweitmarktfondsanbieter gleichwohl, dass sie ein großes Angebot an Fondsanteilen vorfinden, insbesondere dann, wenn sie erst unlängst mit der Platzierungsphase begonnen haben. „Das Angebot an Schiffsfondsanteilen ist unverändert auskömmlich und übersteigt die Nachfrage. Letztere ist in den vergangenen Monaten zurückgegangen, insbesondere weil die institutionellen Investoren sehr selektiv kaufen oder sich vereinzelt ganz vom Markt zurückgezogen haben. Das sollte sich auf absehbare Zeit nicht ändern, sodass die Kurse auch durch die zunehmende Zahl der Zweitmarktfonds nicht steigen sollten“, sagt Nordcapital-Experte Richter.

Wie alle anderen Zweitmarktankäufer nutzt sein Haus neben den öffentlichen und initiatoreneigenen Handelsplattformen auch die Ankaufsangebote der Vertriebspartner wie der Anleger selbst. Damit ist der Zugang zu den Fondsanteilen über zahlreiche Kanäle möglich. Allerdings kommt der Deal unabhängig vom Handelsplatz nur zustande, wenn sich die Parteien über den Preis einigen.

„Derzeit liegen die Kursvorstellungen zwischen Käufern und Verkäufern teilweise sehr weit auseinander und es gibt nur wenige qualitativ gute Beteiligungen. Einen Preisanstieg sehe ich unter dem Aspekt der zunehmenden Nachfrage vor allem bei wirtschaftlich gefestigten Fonds. Allerdings werden durch die Käufer zwangsläufig die Kurse wieder anziehen, wenn zu den jetzigen Kursen zu wenige Käufe getätigt werden müssen“, berichtet DZAG-Vorstand Björn Meschkat.  Die Initiatoren haben damit in der gegenwärtigen Lage drei Möglichkeiten: Entweder kaufen sie die jetzt verfügbaren stabilen Fonds zu entsprechend höherem Preis an oder sie weichen die zum Platzierungsstart öffentlich kommunizierten Ankaufskriterien auf, spätestens dann, wenn der Investitionsdruck zunimmt.

Alternativ heißt es abwarten, in der Hoffnung, dass der eine oder andere Eigner eines kriteriengerechten Anteils doch verkaufen muss oder darauf, dass die Schifffahrtsbranche wieder an Fahrt gewinnt.  Die konjunkturelle Erholung ist dabei die erste Unbekannte in der Rechnung der Emissionshäuser. Die zweite besteht im Verhalten der Erstmarktinvestoren.

Konzept mit drei Unbekannten

Und die dritte? Sie betrifft die Bereitschaft der Anleger, die angebotenen Zweitmarktfonds zu zeichnen. Der Weg dahin führt über den Berater und dessen Bedürfnisse werden mit den Produkten nach Auffassung von BIT-Analystin Birgitt Bär nur bedingt befriedigt: „Das Anlegerverhalten ist nach wie vor eher zyklisch, obwohl die entgegengesetzte Investitionsstrategie natürlich richtig ist. Zudem entsprechen die Blind-Pool-Konzeptionen nicht dem Transparenz- und Sicherheitsbedürfnis der Kunden. Da vielen von ihnen die Existenz des Zweitmarkthandels und die Bewertungssysteme noch nicht bekannt sind, muss der Vermittler viel Aufklärungsarbeit leisten.“  Wohlan.

Foto: shutterstock

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