Der Boom hat seinen Preis

Die Immobilienbranche profitiert

Was das alles mit Immobilien zu tun hat? Jede Menge. Davon profitiert seit Jahren die gesamte deutsche Immobilienbranche. Die ersten chinesischen Investoren wurden 2014 sichtbar, kanadische Pensionskassen, englische Investmenthäuser und französische Privatinvestoren (freilich auf Berlin beschränkt) haben den deutschen Immobilienmarkt seit drei Jahren im Fokus.

Hinzu gesellt sich etwas, was dem deutschen Sparer ein tiefes Vertrauen einflößt in Zeiten extrem geringer Zinsen: die eigene Immobilie oder eine zu Anlagezwecken. Ein Blick auf die nackten Zahlen verdeutlicht, dass sich seit 2011 der Investitionsanteil in Wohnimmobilien vervierfacht hat, in Einzelhandelsobjekte verfünffacht, und auch die Mittelzuflüsse in offene Immobilienfonds, welche meist in Büroimmobilien investieren, verbuchen Höchststände.

Die Reaktionen an den besagten Märkten sind fast lehrbuchartig zu beobachten: Waren zwischen 2009 und 2011 erst wenige Investoren bereit, in den Krisenmarkt zu investieren, wollten ab 2012 immer mehr durch die Tür, um am Aufschwung zu partizipieren. Die Preise steigen exponenziell, das Angebot fällt dramatisch zurück, mit Projektentwicklungen war man bis Anfang 2014 eher zurückhaltend. Und: die Investitionen waren fast ausschließlich auf zentrale Stadtlagen oder sogenannte Core-Objekte begrenzt. „Kein Risiko“ ist das Mantra der „Nach-Lehman“-Entscheiderschaft in Bankentürmen, Projektentwicklungsgesellschaften oder Investmentgremien.

Preise im Aufwind

Doch auch diese Risikoaversion hat ihre Wirkung: Die Preise steigen erstmals über das „Vor-Lehmann“-Niveau. Und sofort zeigt sich der Reflex: „Ist das nicht schon wieder eine Blase?“ Unbestritten haben die historisch niedrigen Kapitalmarktzinsen eine hohe Wirkung auf den gewerblichen Immobilienmarkt. Die Zinsen, so scheint es, werden immer stärker zum Dreh- und Angelpunkt zur Prognose der kommenden Jahre. Infolge einer Änderung der Zinslandschaft wird das Fremdkapital knapper, die Preise für Objekte werden sinken und damit die Renditen für Objekte steigen.

Mit der weiteren Erholung der deutschen und Stabilisierung der europäischen Wirtschaft wird die Politik den Kurs des billigen Geldes allmählich verlassen. Die Zinsen werden langsam steigen, gleichzeitig aber auch die Investorennachfrage nach Immobilien mit dem – überraschenden – Ergebnis, dass die Renditen weiter fallen werden.

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Die Gründe sind dabei nachvollziehbar: Der „Berg an Liquidität“ wird in den kommenden Quartalen nur langsam niedriger und – vielleicht noch wichtiger – diese „Erholung“ wird weiterhin von einer deutlichen „Kein-Risiko-Doktrin“ bestimmt. Ein Investor nimmt in dieser kommenden Phase bewusst relative Renditeverluste aufgrund der höheren Zinskosten und niedrigeren Ankaufsrenditen in Kauf.

Seite drei: Turbulente Zeiten

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