Finanzindustrie: Pläne zur Kapitalmarktunion kommen gut an

Die deutsche Finanzindustrie hält die von der Europäischen Kommission geplante Kapitalmarktunion für sinnvoll. Das ergab eine Umfrage des Center for Financial Studies unter Finanzinstituten und Dienstleistungsunternehmen am Finanzplatz Deutschland.

Kapitalmarktunion in der EU wird von der deutschen Finanzindustrie befürwortet.

Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (60 Prozent) gab an, dass die Kapitalmarktunion in Europa eine sinnvolle Ergänzung der europäischen Bankenunion wäre. Eine Mehrheit der Befragten erwartet allerdings keine besonderen positiven Effekte auf die deutsche Wirtschaft oder zusätzliche Wachstumsimpulse für Europa, wenn die Kapitalmarktvorschriften stärker harmonisiert werden.

Kaum positive Effekte auf deutsche Wirtschaft

„Die deutsche Finanzbranche scheint nicht zu erwarten, dass die Kapitalmarktunion, wie von der Europäischen Kommission angestrebt, zu einer Stärkung der Eigenkapitalfinanzierung bei kleinen und mittleren Unternehmen führt. Die positiven Effekte für die deutsche Wirtschaft werden dementsprechend eher gering eingeschätzt“, kommentiert Prof. Dr. Jan Pieter Krahnen, Direktor des Center for Financial Studies und wissenschaftlicher Leiter der Umfrage, die Ergebnisse.

Die Europäische Kommission hatte am 18. Februar 2015 ein Grünbuch zur Schaffung einer Kapitalmarktunion vorgelegt. Am 30. September hat die Europäische Kommission hierzu ihren „Aktionsplan zur Schaffung einer Kapitalmarktunion“ veröffentlicht. Die Kapitalmarktunion soll Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnen, ihre Finanzierungskanäle zu diversifizieren, und vor allem für kleine und mittlere Unternehmen die Kosten der Kapitalaufnahme senken. Stärker integrierte Kapitalmärkte und effizientere Marktinfrastrukturen sollen zudem die Schockresistenz der europäischen Wirtschaft verbessern und zusätzliche Investitionen ermöglichen.

Kapitalmarktunion bei Finanzinstituten noch nicht auf Agenda

Die Frage, ob sich ihr eigenes Unternehmen bereits mit den Auswirkungen einer möglichen Kapitalmarktunion beschäftigt, wurde von knapp 60 Prozent der Finanzinstitute verneint. Dagegen befassen sich rund 60 Prozent der befragten Dienstleister aktuell schon mit den möglichen Konsequenzen einer europäischen Kapitalmarktunion.  Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (60 Prozent) hält eine Kapitalmarktunion für eine sinnvolle Ergänzung der europäischen Bankenunion.

Insbesondere die Dienstleistungsunternehmen bewerten eine europäische Kapitalmarktunion mit knapp 70 Prozent als sinnvolle Ergänzung, während bei den befragten Finanzinstituten nur etwas mehr als die Hälfte dieser Meinung ist. Gleichzeitig geht aber gut die Hälfte der Befragten (52 Prozent) nicht davon aus, dass eine stärkere Harmonisierung der Kapitalmarktvorschriften zu zusätzlichen Wachstumsimpulsen in Europa führt. Vor allem die Finanzinstitute zeigen sich hier skeptisch und erwarten zu 65 Prozent keine positiven Wachstumseffekte.Im Gegensatz dazu rechnet mehr als die Hälfte der Dienstleister (54 Prozent) durchaus mit Wachstumsimpulsen.

Förderung der Unternehmensfinanzierung

Die Schaffung einer Kapitalmarktunion soll die kapitalmarktorientierte Unternehmensfinanzierung fördern. Rund 60 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten, dass sich dies stark bzw. mäßig auf die Marktstellung der Banken auswirken würde. Ein Viertel der Befragten erwartet dagegen nur schwache Auswirkungen. Bei den Finanzinstituten rechnet rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer mit starken bzw. mäßigen Auswirkungen, während ein Drittel nur schwache Effekte erwartet. Bei den Dienstleistungsunternehmen gaben knapp 70 Prozent an, dass sie mit starken bzw. mäßigen Auswirkungen auf die Markstellung der Banken rechnen. (fm)

Foto: Shutterstock

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