Lebensversicherung: Intelligente Stellschrauben

Wie Versicherer die Krisenjahre verkraften, zeigen unter anderem die Ergebnisse des M&M Ratings LV-Unternehmen sowie des M&M Belastungstests. Alle stehen jedoch vor der großen Herausforderung, die zugesagten Zinsversprechen aus ihrem Bestand zu erwirtschaften.

Gastbeitrag von Stephan Schinnenburg, Morgen & Morgen

„Der Druck auf die Lebensversicherung wird auch in den kommenden Jahren nicht abnehmen.“

Wo und wie lege ich mein Geld am besten an? Eine oft gestellte Frage von Versicherungsnehmern, denn es gibt eine Vielzahl an Produkten mit unterschiedlichen Garantiearten und Ertragspotential. Für den Kunden bedeutet das je nach Tarif mehr Sicherheit oder mehr Chance.

Der Spagat zwischen sicheren und renditereichen Produkten wird jedoch für Versicherer immer schwieriger. Anlass zum Feiern gibt es derzeit kaum. Die Gesamtverzinsung in der klassischen Lebensversicherung ist seit Jahren im Sinkflug und hat sich in den letzten zehn Jahren im Branchenschnitt fast halbiert.

Aktuell kann mit einer Gesamtverzinsung von im Schnitt 3,9 Prozent gerechnet werden. Damit liegt sie immerhin noch im Schnitt über den durchschnittlichen Garantieversprechen der Lebensversicherer in ihren Beständen von 3,2 Prozent.

Produkte gegen niedrige Zinsen

Die Luft wird jedoch dünner. Um die Produkte attraktiv und trotzdem finanzierbar zu gestalten, sind die Anbieter auf der Suche nach intelligenten Stellschrauben in den Funktionsweisen ihrer bisherigen Produkte und versuchen sich in neuen Modellen, wie aktuell beispielsweise die Allianz und die Ergo.

Der neue Tarif „Allianz Perspektive“ ist wie eine klassische Lebensversicherung aufgebaut, jedoch mit weniger Garantie. Dafür aber mit mehr Chancen auf eine höhere Rendite. Die Ergo geht einen anderen Weg und bietet mit „Rente Garantie“ einen fondsgebundenen Tarif mit Beitragsgarantie an.

Die Garantie wird über den Rückversicherer Münchener Rück gesichert, hierfür zahlt der Kunde feste Garantiekosten.

Druck auf LV wird nicht abnehmen

Der Druck auf die Lebensversicherung wird auch in den kommenden Jahren nicht abnehmen. Denn um zukünftig realistische Garantieversprechen zu geben und trotzdem attraktive Angebote für Neukunden anzubieten, müssen Versicherer die Kombination aus „Chance-Risiko“ bestmöglich ausreizen.

Lebensversicherer
So viel garantieren Lebensversicherer: Höchstrechnungszins nach Jahr des Vertragsabschlusses

Die Versicherer befinden sich seit Jahren im Spannungsfeld zwischen Renditechancen und Sicherheiten in Form von Garantien. „Chance frisst Sicherheit und Sicherheit frisst Chance“ wird aufgrund der aktuellen Kapitalmarktsituation zunehmend zur Zerreißprobe. Die Versicherer stehen unter Handlungsdruck.

Die unterschiedlichen Funktionsweisen von Lebensversicherungsprodukten ermöglichen dem Versicherer je nach Tarifart unterschiedlich flexibel mit dem sogenannten Sparanteil des Versichertenbeitrags am Kapitalmarkt zu wirtschaften.

Klassische LV: Urform der Altersvorsorge

So ergeben sich bei den unterschiedlichen Produkten unterschiedliche Stellschrauben. Die klassische Lebensversicherung ist sozusagen die Urform der Altersvorsorge. Mit ihrer Funktionsweise bildet sie die Basis, die sich evolutionär bis heute weiterentwickelt hat und sich in den unterschiedlichen Produkten darstellt.

Der Beitrag des Kunden wird in Kosten- und Risikoanteile sowie den Sparanteil aufgeteilt. Der Sparanteil wird konservativ im Deckungsstock „geparkt“ und bildet hier die Deckungsrückstellungen. Diese werden mit dem Garantiezins verzinst.

Seite zwei: Stellschrauben für die KLV

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