Welche Form der „Verpackung“ ihrer Sachwerte, also etwa alternativer Investmentfonds (AIF), European Long Term Investment Fund (ELTIF) oder auch die geplante Möglichkeit des geschlossenen Sondervermögens präferieren Sie und warum?
Peters: Wir bleiben zumindest zunächst beim AIF. Erstens ist Regulierung sinnvoll und mit dem AIF sind wir den offenen Produkten gleichgestellt – das war uns wichtig und hat dem Markt gutgetan. Vermögensanlagen kommen deshalb für uns nicht in Betracht. Zweitens bildet der AIF den echten Sachwert ab. Man investiert nicht über Umwege in irgendein Zertifikat oder einen Index, sondern unmittelbar in den Sachwert. ELTIF haben wir anfänglich geprüft, aber für uns war die niedrigere Fremdkapitalquote mit Blick auf die Eigenkapitalrendite nicht attraktiv. Geschlossene Sondervermögen wären ein spannender Punkt, wenn sie kommen – entscheidend wird die steuerliche Ausgestaltung sein. Tokenisierung beobachten wir intensiv; hier wird sich in den kommenden Jahren viel bewegen. Unser Kerngeschäft bleibt jedoch der AIF.
Hagen: Aktuell fahren wir zweistufig: Der Publikums-AIF investiert in Spezialfonds, die als Sondervermögen konzipiert sind. Dieses ist im Bereich der Spezialfonds bereits möglich und bietet steuerliche Vorteile sowie Erleichterungen in der Abwicklung. Die Verpackung allein ist jedoch nicht entscheidend: Das Produkt selbst muss solide sein. Auch Digitalisierung ist nur Hülle – ein tokenisiertes schlechtes Produkt bleibt ein schlechtes Produkt. Doch die Zielgruppen verändern sich: Über die Generation der Erben ändert sich auch der Markt. Jüngere Kundinnen und Kunden wollen ihre Anteile im Trade-Republic-Depot sehen, günstig, ohne viel Papierkram, am Sonntagabend einsehbar. Darauf müssen wir reagieren. Für uns sind daher der ELTIF und – wenn von Seiten des Gesetzgebers verfügbar – das geschlossene Publikums-Sondervermögen interessant. Mittelfristig wird es Depotfähigkeit, Tokenisierung und Digitalisierung geben; das erschließt neue Zielgruppen. Gleichzeitig bleibt der Grundsatz: Das Asset als Basis steht im Fokus, der Rest ist Verpackung.
Mückenheim: Richtig, das Asset ist die Basis und sollte im Fokus stehen. Hinzu kommt, dass der AIF aus Sicht eines Emittenten auch weiterhin das Vehikel der Wahl ist. Er ist etabliert und passt mit seiner Struktur gut zu einer langlaufenden Sachwertanlage. Viele Anleger, vor allem jüngere, teilen diese Begeisterung aber nicht. Sie empfinden den AIF als zu sperrig. Und wer kann es ihnen verdenken? Während man über Online-Broker ganz leicht und fast in Sekundenschnelle Aktien- und Anleihe-Investments tätigen kann, kommen wir beim AIF mit einem mehrseitigen Zeichnungsschein, aufwendigen Dokumentationspflichten und mehreren Unterschriften. Auch für die Akquise neuer Vertriebspartner ist der AIF zu sperrig. Wo wir neben dem AIF eine sachwertbasierte Anleihe etabliert haben, kommen wir schneller an neue Vertriebswege: depotfähig und börsennotiert vermittelt Liquidität. Psychologisch sehen wir zudem: Laufzeiten über zehn Jahre sind im Vertrieb ein Hemmnis. Unser Zweitmarkt hilft, ist aber nicht dasselbe wie tägliche Liquidität. Ob allerdings Depotfähigkeit für illiquide Anlagen immer gut ist, sei dahingestellt – der Net Asset Value wird zyklisch auch mal unter 100 liegen. Das wird nicht alle erfreuen. Der AIF mag also in Hinblick auf Transparenz und Verpackung gut sein, aber wir brauchen auch flexiblere Instrumente. Das geschlossene Sondervermögen könnte ein solches sein.

Auel: Im Private-Equity-Bereich kommen derzeit viele semi-liquide ELTIFs auf den Markt. Die zunehmende Kurzfristigkeit, die suggerierte Liquidität und die Annäherung von Private Markets an Börsenlogiken – etwa durch Abschlussmöglichkeiten per App in Eigenregie – sind Entwicklungen, die ich kritisch sehe. Denn bei Private Equity sind Disziplin und Durchhaltefähigkeit über zehn bis 15 Jahre entscheidend – nur so entsteht die Rendite, die im offenen Produkt oft theoretisch bleibt, weil Anleger zu früh aussteigen. Wir verfolgen weiterhin geschlossene Konzepte – ob beim Publikums-AIF oder beim ELTIF. Das führt zu viel Diskussionsbedarf im Vertrieb. Viele Asset Manager umgehen diese Hürde, statt sie mit gutem Vertrieb zu überwinden. Produkte werden vertriebsfreundlich „weichgespült“ – in Krisen erschwert das das Managen. Wir sehen ja bei offenen Immobilienfonds, was passieren kann, wenn Asset-Manager ernsthafte Probleme bekommen. Für uns bleibt: Geschlossene Fonds sind für Private Equity das sinnvollste Vehikel – das ist auch im institutionellen Bereich der Standard. Gleichzeitig wollen wir produkttechnisch flexibel bleiben: Publikums-AIF, ELTIF, geschlossene Sondervermögen im ELTIF; für Retail könnten geschlossene Sondervermögen spannend sein. In Österreich kommt die Police hinzu; ein ELTIF im Policenmantel ist ebenfalls interessant.
Harbig: Das Bild vom „Hürde-Umgehen“ gefällt mir – und macht mir Sorgen. Ein illiquides Asset in einen liquiden Mantel zu packen, funktioniert nicht – das ist Fristeninkongruenz. Finanzierung und Haltedauer müssen zusammenpassen. Hier wird erneut die Quadratur des Kreises versucht. Das kann nur schiefgehen. Der AIF ist für echte Sachwerte das beste Vehikel und das transparenteste Produkt. Bei offenen Fonds weiß ich viele Transaktionskosten schlicht nicht. Die TER deckt nicht alles ab. Bei geschlossenen Produkten verlangt die BaFin immer detailliertere Ausweise – bis zum Porto. Bei offenen Vehikeln sind mitunter sechsstellige Kosten enthalten, ohne klare Aufschlüsselung.
Peters: Die Vorschriften zum Kostenausweis sind ein Irrsinn, den niemand mehr erklären kann, zumal die Logik zwischen Anlagebedingungen und Basisinformationsblatt variiert.













