EXKLUSIV

15. Branchengipfel Sachwertanlagen: „Mit gutem Vertrieb Hürden überwinden“ 

Auel:  Wir müssen ein stückweit weg von der Renditediskussion. Sicherlich gehören Geldmarktfonds, Aktienfonds oder Anleihen zu einem ausgewogenen Portfolio. Und auch Sachwerte wie Immobilien oder auch Private Equity Investments. Dabei geht es nicht nur um den Gesichtspunkt, ob sie mehr Rendite machen, sondern sie bringen andere Charakteristika und im Fall von Private-Equity-Dachfonds mehr Stabilität in den Portfolio-Mix. Die isolierte Rendite des einzelnen Fonds ist dann zweitrangig. Das ist natürlich schwieriger zu verkaufen. Deshalb muss der Vertrieb auch incentiviert werden und zwar frontab.

Hagen: Gleichzeitig müssen wir an die Endanleger denken. Viele mischen heute die Risiken selbst; eine junge Erbengeneration tickt anders. Viele jüngere stellen sich selbst ein Portfolio aus unterschiedlichen Anlagen zusammenstellen, auch über digitale Plattformen. In Bezug auf die Risikomischung ist dann nicht mehr entscheidend, inwieweit der einzelne Fonds in sich risikogemischt ist, sondern was er zur Diversifikation des Gesamt-Portfolios beitragen kann. Auch für diese Zielgruppe müssen wir entsprechende Produkte entwickeln und Vertriebswege finden. Wir brauchen mehrere Vehikel nebeneinander, nicht nur AIF.

Welche Erwartungen oder Wünsche haben Sie an die Bundesregierung in Bezug auf die Sachwertbranche insgesamt und/oder Ihre Assetklasse?

Jörg Busboom, Ökorenta: „Wenn Kundinnen und Kunden zufrieden sind, verliert die Exit-Frage an Bedeutung.“ (Foto: Florian Sonntag)

Busboom: Wir wünschen uns, die bestehende Regulierungswut nicht weiter voranzutreiben: wir befinden uns in einem hochregulierten Markt und sind hier sicherlich in Sachen Anlegerschutz erstklassig aufgestellt. Während über Bürokratieabbau philosophiert wird, verstärkt weitere Regulierung diese jedoch. Bezüglich unserer Assetklasse wünschen wir uns von der Politik Klarheit: stabile und verlässliche Rahmenbedingungen. Medial wurde und wird gerade im Bereich der Zukunft der Erneuerbaren Energien sehr viel Unsicherheit durch Ideen und Einwürfe von Spitzenpolitikern erzeugt, während auf der Arbeitsebene klare Bekenntnisse der Bundesregierung beispielsweise zu Wind onshore und Freiflächen-Photovoltaik gegeben sind.

Peters: Von der Bundesregierung wünschen wir uns klare, verlässliche Rahmenbedingungen – insbesondere im Bereich der energetischen Sanierung. Förderprogramme müssen planbar, langfristig und praxisnah ausgestaltet sein, um Investoren wie uns Handlungssicherheit zu geben. Die zuletzt häufigen Kurswechsel in der Förderpolitik hemmen dringend notwendige Investitionen. Darüber hinaus plädieren wir für eine Entbürokratisierung im Baurecht und eine stärkere Anerkennung von Sachwertinvestments – etwa durch bessere steuerliche Rahmenbedingungen und durch eine stärkere Integration von Sachwerten in die Altersvorsorge. Denn nachhaltige Kapitalanlagen in Wohnimmobilien sind nicht nur ein Beitrag zur Versorgungssicherheit, sondern auch ein stabilisierender Faktor für viele private Anleger.

Auel: Viele der bestehenden Regularien sind auf liquide Anlageklassen zugeschnitten. Für illiquide Anlageformen wie Private Equity wären gezieltere Anpassungen wünschenswert, die die Besonderheiten dieser Investments besser berücksichtigen. Ein Beispiel ist das Basisinformationsblatt, dessen Berechnungsmethodik die Vielfältigkeit der Produktkonzepte insbesondere mit Blick auf die Kapitalbindung nur unzureichend widerspiegelt. Eine für Sachwertanlagen adaptierte Methodik würde die Renditeprofile realistischer abbilden und damit das Verständnis bei Anlegern stärken – ein wichtiger Schritt für mehr Transparenz und Vertrauen in die Anlageklasse.

Pawils: Wir wünschen uns vor allem eines: verlässliche und planbare Rahmenbedingungen. Die Sachwertbranche – und gerade Pflegeimmobilien – tragen längst einen wesentlichen Teil der sozialen Infrastruktur in Deutschland. Ohne privates Kapital werden weder Neubau noch Modernisierung im notwendigen Umfang gelingen. Deshalb braucht es erstens einen Bau-Turbo, der Verfahren beschleunigt, Bürokratie reduziert und den Neubau altersgerechter Immobilien gezielt unterstützt. Pflegeimmobilien sollten dabei – wie geförderter Wohnungsbau – klar als gesellschaftlich relevante Infrastruktur eingeordnet werden. Das würde auch den Wettbewerb um Bauflächen entschärfen. Zweitens sollten funktionierende Investitionsanreize wie KfW-Programme oder die degressive Abschreibung verstetigt werden. Sie zeigen bereits, wie wirksam sie privates Kapital mobilisieren – zum Vorteil von Anlegern und zur Stärkung der Pflegeinfrastruktur. Kurz gesagt: Wenn die Politik Planbarkeit schafft, liefern wir. Die Branche hat die Expertise, die Partner und die Pipeline, um den enormen Bedarf an Pflegeplätzen und altersgerechtem Wohnraum verlässlich zu decken.

Hagen: Wir wünschen uns von der Bundesregierung verlässliche, langfristig planbare Rahmenbedingungen für die Immobilienbranche. Dazu gehören eine stabile Regulierung, beschleunigte Genehmigungsprozesse und eine nachhaltige Förderpolitik, die Investitionen in zukunftsfähige Bestände ermöglicht. Nur durch klare und konsistente politische Leitplanken kann die Sachwertbranche ihren Beitrag zur Wohnraumversorgung, zur Energiewende und zur wirtschaftlichen Stabilität voll ausschöpfen.

Harbig: Für die Assetklasse der Wohnimmobilie wäre es sehr wünschenswert, wenn die Regulierungen und Bauvorschriften entbürokratisiert werden. Die diversen Vorschriften machen das Bauen in Deutschland zu einem teuren Gut. Hier könnte die Politik durch eine Straffung und dem Abschaffen unnötiger Auflagen dazu beitragen, schneller und günstiger neuen Wohnraum zu schaffen. Gerade das Thema Entbürokratisierung wäre auch allgemein für die Sachwertbranche sowie die vermittelnden Betriebe ein Segen. Die diversen Gesetze und Vorgaben machen nämlich leider noch kein gutes Produkt oder guten Berater aus. Ein gesundes Mittelmaß würde hier allen beteiligten helfen. Leider hat man aber an der ein oder anderen Stelle das Gefühl, dass die Politik gar keine kleinen oder mittleren Produktanbieter mehr haben möchte. Gerade diese haben sich aber auf die einzelnen Assetklassen spezialisiert und haben eine außergewöhnliche Expertise in ihrem Segment aufgebaut. Dieses gebündelte Fachwissen und die Erfahrung nutzen dem Anleger deutlich mehr als eine weitere Vorgabe oder weitere Dokumentationspflicht. Die Entbürokratisierung muss für die Politik in meinen Augen daher ein ganz zentraler Punkt für die kommenden Jahre sein und zwar branchenübergreifend. Denn nur dann erhalten wir unsere Wettbewerbsfähigkeit und haben die nötigen Steuereinnahmen für Umweltschutz, Renten und Bildung.

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