Amundi: „Das Produktuniversum ist deutlich erweitert“

Alexander Koch
Foto: Amundi
Alexander Koch: „Großes Potenzial für ELTIFs im Vertrieb hierzulande“

Der Chef von Amundi Deutschland, Christian Pellis, wurde in diesem Jahr als Head of the Year ausgezeichnet. Cash. nutzte diese Gelegenheit, um einen Blick hinter das Unternehmen zu werfen. Vor Ort in München sprachen wir mit weiteren Führungskräften von Amundi Deutschland. Alexander Koch ist Head of Third Party Distribution bei Amundi Deutschland. Wir befragten ihn dazu, was Kunden mittlerweile wichtig ist und welches Potenzial ELTIFs hierzulande haben.

Herr Koch, wie hat sich Ihr Job in den letzten Monaten verändert?
Koch: Mit Blick auf die Märkte agieren wir seit geraumer Zeit in einem sehr herausfordernden Umfeld. Allen voran die Corona-Krise, der russische Angriffskrieg und eine kaum mehr gekannte Rekordinflation, die durch massive Zinserhöhungen der Notenbanken bekämpft wurde und nach wie vor wird. Maßnahmen, die den ohnehin volatilen Aktienmärkten zusetzten. Wir merken in unseren Gesprächen, dass das Thema Risiken aus geopolitischen Verwerfungen immer wichtiger wird. Zudem führt die steigende Komplexität bei regulatorischen Fragestellungen und deren Umsetzung dazu, dass wir auch hierzu mit unseren Kunden viel stärker im Austausch sind als früher.

Was ist in der Zusammenarbeit mit den Kunden wichtiger geworden?
Koch: Die Anpassungen bei unseren Kunden an diese aktuellen Herausforderungen hat dazu geführt, dass der Austausch mit dem Kunden noch wichtiger geworden ist. Interessant ist die Entwicklung hin zu Income-Produkten mit hoher Ausschüttung. Lange Zeit wurde diesem Segment nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Aktuell sehen wir hier jedoch eine verstärkte Nachfrage. Und natürlich ist und bleibt ESG für unsere Kunden eines der Top-Themen. Zudem werden maßgeschneiderte Lösungen immer wichtiger. Hierbei profitieren wir von der breiten Aufstellung bei Amundi sowie von der länderübergreifenden Zusammenarbeit.

Geht das nicht über den klassischen Vertrieb von Produkten hinaus? Wie unterstützen Sie ihre Kunden konkret?
Koch: Stimmt. Die Zusammenarbeit und Bereitstellung von Tools auf technischer Ebene gewinnt immer mehr an Bedeutung. Mit Amundi Technology, unserer 2021 gegründeten IT-Einheit, sind wir unmittelbar mit der digitalen Transformation verbunden. Das über Jahre in diesem Bereich aufgebaute Know-how stellen wir im Rahmen der unter ALTO im Markt bekannten System- und Portfolio-Management-Lösungen unseren Kunden und interessierten Unternehmen zur Verfügung. Die Stichworte lauten hier: Kostenreduzierung, ein integriertes Portfoliomanagement – inklusive Datenmanagement, die Nutzung von Modellportfolios sowie der Zugang zur Expertise des Amundi Investment Institutes. Eine weitere Besonderheit bei Amundi ist, dass wir durch die ebenfalls 2021 gegründeten Einheit Amundi Outsourced Chief Investment Officer kurz OCIO Kunden eine Vielzahl von vollständig anpassbaren Lösungen anbieten können, um die Komplexität ihrer Anlagen zu managen. Diese reichen von der reinen Beratung bis hin zu vollständig implementierten Portfolios und technische Plattformen für deren Umsetzung und Abwicklung. Nach dem Update der ELTIF-Verordnung arbeiten wir zudem aktuell an der Integration von ELTIF 2.0 in unser deutsches Vertriebsangebot.

Die Anzahl der ELTIFs hat sich vor dem Hintergrund des Upgrades der ELTIF-Verordnung vervielfacht und es stehen noch mehr Varianten in den Startlöchern. Wie entwickelt sich diesbezüglich das Produktuniversum der ELTIF-Produkte generell und welche Produkte forcieren Sie aktuell bzw. nach der Regulierung?
Koch: Da immer mehr Asset Manager und Anleger das Potenzial dieser Anlageklasse erkennen, hat sich das Produktuniversum der ELTIFs in den letzten Jahren deutlich erweitert, Wir sehen in den letzten Monaten auch eine zunehmende Dynamik in diesem Bereich und bereiten als Haus ebenfalls mehrere ELTIF-Einführungen in den Bereichen Private Equity, Private Debt und Multi Asset vor.

Welches Potenzial haben ELTIFs für den Vertrieb in Deutschland?
Koch: ELTIFs haben ein großes Potenzial für den Vertrieb in Deutschland, da sie eine attraktive Anlageklasse für Investoren darstellen, die ihre Investments mit einem langfristigen Horizont vornehmen und sowohl eine erwartete hohe Rendite als auch einen positiven gesellschaftlichen Nutzen anstreben.

Können ELTIFs als Motor der nachhaltigen Transformation gelten?
Koch: Das würde ich so sehen, da sie in langfristige Vermögenswerte investieren, die sowohl eine hohe Rendite als auch einen positiven gesellschaftlichen Nutzen haben können. ELTIFs unterstützen die Ziele der Kapitalmarktunion und des Grünen Deals der EU, indem sie den Kapitalfluss in Projekte, wie soziale und ökologische Infrastruktur, erneuerbare Energien, digitale Innovationen und kleine und mittlere Unternehmen, erhöhen. ELTIFs können auch dazu beitragen, die Finanzierungslücke zu schließen, die durch die Covid-19-Pandemie entstanden ist, und die wirtschaftliche Erholung und Resilienz fördern. Durch das Upgrade der ELTIF-Verordnung sind hierfür die Weichen gestellt.

Abschließende Frage: Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, des Zinsniveaus, der Auswirkungen der Energiekrise etc. Welches sind die Themen, die in ihrem Bereich im Jahresendspurt beeinflussen.
Koch: Die langfristig großen Trends sind eigentlich in allen europäischen Ländern ähnlich – so auch in Deutschland. Auf der einen Seite sehen wir den Trend, insbesondere in der jüngeren Generation, sich im Rahmen ihres Vermögensaufbaus für Anlageformen am Kapitalmarkt zu interessieren, zum anderen wird das Thema der privaten Altersvorsorge für die Privatanleger immer wichtiger. An diesen langfristigen Trends ändern auch die von Ihnen angesprochenen Rahmenbedingungen nichts, auch wenn diese phasenweise zu einer gewissen Zurückhaltung bei Anlageentscheidungen führen. Im Bereich der professionellen Investoren ist die Transformation zu mehr nachhaltigen Investitionen wie Investitionen in die Energiewende angekommen. Der damit verbundene Kapitalbedarf beschleunigt sich und bietet Investitionsmöglichkeiten. Wir sehen in diesem Zusammenhang eine wachsende Nachfrage nach langfristigen Investitionen in die Europäische Infrastruktur und Wirtschaft. Das veränderte Zinsniveau bremst sicherlich die Wirtschaft ein wenig, und das ist ja auch so durch die EZB gewollt, langfristig ändert dies aber nichts an den Investitionstrends in Europa und der Welt.

Interview: Frank O. Milewski, Cash.

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