Amundi: „Es ist wichtig, als Marke in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu sein“

Daniel Reitz
Foto: Alexander von Spreti
Daniel Reitz: „Letztes Jahr sind wir in das Sport-Sponsoring eingestiegen. Damit erreichen wir professionelle und Privat-Kunden“

Der Chef von Amundi Deutschland, Christian Pellis, wurde in diesem Jahr als Head of the Year ausgezeichnet. Cash. nutzte diese Gelegenheit, um einen Blick hinter das Unternehmen zu werfen. Vor Ort in München sprachen wir mit weiteren Führungskräften von Amundi Deutschland. Daniel Reitz ist Head of Marketing, Commercial Communication & HVB Partnership bei Amundi Deutschland. Wir sprachen mit ihm über die Themen Bekanntheit und Markenbildung sowie über Maßnahmen, beides zu optimieren.

Herr Reitz, Amundi Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen – dennoch ist die Marke, trotz einer kurzen Offensive mittels TV Spot, beim Endkunden noch nicht wirklich bekannt. Welche Maßnahmen haben Sie geplant, um hier einen Durchbruch zu erzielen (B2B, B2C)?

Reitz: Zunächst möchte ich Ihnen widersprechen. Die Marke Amundi wurde erst vor 13 Jahren erschaffen. Wenn wir schauen, wo wir derzeit stehen, ist das schon sehr beeindruckend: Wir sind in puncto Markenbekanntheit Nummer zwölf weltweit, in Europa Nummer fünf und in Deutschland liegen wir auf Platz sieben. Wir hatten ein sehr starkes Wachstum in den letzten Jahren, sowohl anorganisch, mit den Übernahmen von Pioneer Investments und Lyxor, als auch organisch. Unsere Bekanntheit in der Branche, bei Vertriebspartnern und bei instituionellen Kunden ist in dieser Zeit stark gewachsen. Was stimmt – in Deutschland sind wir noch keine starke Consumer-Marke. Dies wird jedoch immer wichtiger, da der Anteil von self-directed Anlegern, die auf digitalen Plattformen ihre Entscheidungen selbst treffen, weiter zugenommen hat. Ein Investment in die Steigerung der Markenbekanntheit hilft allerdings auch unseren Vertriebspartnern und daher ja, wir haben in der Tat einiges vor.

Wie sehen die Maßnahmen konkret aus?

Reitz: Letztes Jahr sind wir ins Sport-Sponsoring eingestiegen. Damit erreichen wir sowohl professionelle Kunden als auch Privatkunden. Bei der Auswahl unseres Engagements haben wir uns auf den professionellen Damensport konzentriert und sind damit Teil unserer globalen Damengolf-Strategie. Bereits seit einigen Jahren ist Amundi Titelsponsor der Amundi Evian Championship, des einzigen Majors der Damen in Kontinentaleuropa. In Deutschland sponsern wir das Amundi German Masters, was in diesem Jahr zum zweiten Mal in der Nähe von Potsdam stattfand. Beide Turnier passen auch perfekt zu unserer Strategie beim Thema Gender Diversity. Parallel haben wir in Deutschland auch das Thema Tennis für uns entdeckt. Wir sind einer der Hauptsponsoren des Porsche Tennis Grand Prix, eines der besten Damentennis-Turniere der Welt.

Auf welche Weise lässt sich der Erfolg solcher Maßnahmen überhaupt messen?

Reitz: Den Erfolg kann man in der Tat gut durch den sogenannten Netzsponsorship Value messen. Ungefähr drei Monate nach den Events, liegen diese Daten vor und wir erfahren: wie oft die Marke Amundi zu sehen war. Dabei geht es nicht so sehr darum, wer oder wie viele Zuschauer vor Ort waren. Es geht vielmehr darum, wie viele Interessierte haben die Events auf analogen und digitalen Geräten verfolgt. Da wird die Zeit gemessen, wie viele Sekunden, Minuten, Stunden ist die Marke Amundi einzeln und als Titelsponsor beim „Amundi German Masters“ im Rahmen des Turniers zu sehen. Diese Zeit wird in ein Werbeäquivalent umgerechnet. Dann lässt sich sagen, ob es sich rechnet oder nicht. Das Gute ist, es rechnet sich nicht nur für Amundi in Deutschland, sondern auch für viele andere Märkte, in denen Amundi vertreten ist, denn die Tennis- und Golf-Events werden in über 110 Ländern übertragen.

Welche weiteren Pläne gibt es?

Reitz: Seit Frühjahr dieses Jahres haben wir entschieden, noch stärker in die Kommunikation mit Endkunden zu gehen. Im Oktober startet nach unserem TV-Werbspot aus dem Vorjahr die nächste große Kampagne. Dabei haben wir besonders die Zielgruppe der jüngeren Investoren im Blick. In den letzten drei Jahren, gerade auch während der Corona-Phasen, sind 1,5 Millionen neue Anleger im deutschen Markt hinzugewonnen worden. Das sind Menschen zwischen 18 bis 35 Jahren, die sich erstmals mit der Geldanlage beschäftigt haben. Das Wachstum der digitalen Plattformen, insbesondere von Online-Banken und Neobrokern, in Deutschland ist enorm und profitiert vom Wachstum des Segments der Selbstentscheider. Die B2C-Kampagne, mit der wir an den Start gehen, machen wir wie erwähnt jedoch nicht nur für die self-directed Anleger, sondern auch für unsere Vertriebspartner. Sie profitieren indirekt von der Kampagne, indem Amundi auch bei ihren Kunden bekannter wird.

Wie sieht Ihre Strategie im Bereich der digitalen Kanäle wie zum Beispiel Social Media aus?

Reitz: Unsere Marktforschung hat gezeigt, dass wir die Zielgruppen von 18 bis 35 Jahren insbesondere über digitale Kanäle erreichen. Unsere digitale Kampagne wird den Schwerpunkt auf Werbung über Social Media setzen, ergänzt um Digital out of Home, unteranderem in Fitnessstudios. 75 Prozent der jüngeren Zielgruppen zählen sich zu self-directed Anlegern. Da stellt sich die Frage: Mit wem tauschen sie sich aus? Wo finden sie ihre Informationen? Das sind in der Regel ihre Peers. Sie tauschen sich untereinander aus. Das Thema Geld ist bei dieser Generation kein Tabu mehr. Zusätzliche Informationen bekommen diese Zielgruppen aber auch auf YouTube oder über die aus meiner Sicht sehr starke Finfluencer Community in Deutschland. Es gibt Finfluencer, die haben Hunderttausende bis über eine Million Follower. In Ihren Beiträgen geht es in der Regel um grundsätzliche Fragen wie zum Beispiel: Wie investiere ich überhaupt? Wo bekomme ich etwas? Wie kann ich auf Kosten achten? Wie lege ich denn überhaupt? Ist ein MSCI World besser als ein MSCI All Country World? und viel weniger um spezielle Themen wie Kryptowährung. Aus meiner Sich ist das alles sehr vorteilhaft für eine neue Investmentkultur.

Sie haben die wachsende Rolle von Social Media genannt, wo rangiert TikTok derzeit?

Reitz: TikTok ist unter den Top 10 der Social-Media-Plattformen für die junge Generation. Wir arbeiten gerade an einem Mediaplan, in dem neben Facebook, Instagram und YouTube auch TikTok einfließen könnte. Damit machen wir einen wichtigen Schritt in Richtung Paid Social Media-Strategie. Darüber hinaus werden wir ein digitales Set-up bauen, um unsere Retail-Zielgruppe kommunikativ zu erreichen. Das Thema Financial Education ist dabei sehr wichtig, das haben wir auch in der Marktforschung gesehen. Das heißt, wir werden hier schauen, welche Möglichkeiten es gibt. Das oberste Ziel aller Maßnahmen ist, die Markenbekanntheit zu steigern. Aber wir werden Customer Journeys bauen, die deutlich über das hinaus gehen, was wir bisher gesehen haben. Und wir werden Privatanlegern die Möglichkeit geben, regelmäßig Marketinginformationen zum Kapitalmarkt, zur finanziellen Bildung sowie zu Amundi-Fonds und -ETFs zu erhalten.

Interview: Frank O. Milewski, Cash.

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