Festverzinsliche Wertpapiere: Die Renditen sind zurück

Andreas Schmid, PIMCO Europe
Foto: PIMCO Europe
Andreas Schmid, PIMCO Europe: Festverzinsliche Anlagen können inmitten dieser Unsicherheit das Potenzial für attraktive Renditen und Stabilität bieten."

Anleihen werden ihre traditionellen Qualitäten der Diversifizierung und des Kapitalerhalts wieder stärker zur Geltung bringen. Damit bieten sie ein Gleichgewicht zwischen der Erzielung von Erträgen und der Abfederung von wirtschaftlichen Abwärtsszenarien. Allerdings bleibt die Qualität entscheidend.

Im heutigen wirtschaftlichen Umfeld mit einer restriktiven Geldpolitik und ihren Auswirkungen auf die Realwirtschaft sowie mit einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten ist es für Anleger besonders wichtig, mögliche Risiken im Auge zu behalten. Auch wenn die Spannungen in der Wirtschaft und an den Märkten das Risiko einer Rezession erhöht haben, sind wir bei PIMCO der Meinung, dass festverzinsliche Anlagen inmitten dieser Unsicherheit das Potenzial für attraktive Renditen und Stabilität bieten können.

Der wirtschaftliche Hintergrund

Die Bemühungen der Zentralbanken, die Inflation durch eine drastische Anhebung der Zinssätze zu bekämpfen, haben zur jüngsten Volatilität im Finanzsektor beigetragen, da die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik mit Verzögerung auf die Märkte und die Wirtschaft durchschlagen. Die Leitzinsen werden nun wahrscheinlich niedriger bleiben, als die Märkte zuvor angenommen haben. Die Normalisierung der Geldpolitik und schließlich die Lockerung der Geldpolitik werden jedoch mehr Zeit in Anspruch nehmen und erfordern, dass die Inflation näher an die Zielwerte heranrückt; in der Zwischenzeit dürfte die Arbeitslosigkeit natürlich steigen.

Während neue Entwicklungen – einschließlich der schnelleren Wiedereröffnung Chinas, des Abklingens des Energieschocks in Europa und positiver Datenrevisionen in den USA – zu einer kurzfristigen Wiederbeschleunigung des realen BIP-Wachstums beitragen könnten, hat der jüngste Run auf die Silicon Valley Bank in den USA und die Credit Suisse in Europa einen neuen Schatten auf die Aussichten geworfen. Die Situation dieser Banken war zwar einmalig, aber ihre Probleme waren auch symptomatisch für die allgemeine Anfälligkeit des Sektors bezüglich einer restriktiven Geldpolitik, und die endgültigen Auswirkungen dieser Ereignisse bleiben ungewiss.

Die Aussichten für die Anleihemärkte

Angesichts dieser Herausforderungen haben die Anleger guten Grund, bei der allgemeinen Risikopositionierung vorsichtig zu sein, und unsere jüngsten internen Diskussionen haben diese Ansicht bestätigt. Ein unsicheres Umfeld ist jedoch in aller Regel gut für festverzinsliche Wertpapiere. Das gilt insbesondere, nachdem die breite Neubewertung des Marktes im vergangenen Jahr die aktuellen Renditeniveaus – historisch gesehen ein starker Indikator für künftige Erträge – deutlich nach oben getrieben hat.

Wir glauben, dass Anleihen ihre traditionellen Qualitäten der Diversifizierung und des Kapitalerhalts wieder stärker zur Geltung bringen werden, mit dem Potenzial für eine positive Kursentwicklung im Falle einer weiteren wirtschaftlichen Verschlechterung.

Daher sind wir der Ansicht, dass Anleihen auf dem derzeitigen Renditeniveau weiterhin attraktiv sind und ein Gleichgewicht zwischen der Erzielung von Erträgen und der Abfederung von wirtschaftlichen Abwärtsszenarien bieten. Wir bevorzugen qualitativ hochwertigere, liquidere Anlagen und meiden qualitativ schlechtere, wirtschaftlich empfindlichere Bereiche, wie beispielsweise variabel verzinsliche Unternehmensanleihen mit niedrigerem Rating, die am stärksten von den Auswirkungen einer strafferen Geldpolitik betroffen sind. Wir sehen allmählich attraktivere Möglichkeiten bei neueren Deals auf den privaten Märkten, aber die Preise bestehender Anlagen haben sich im Vergleich zu den öffentlichen Märkten langsamer angepasst, und in einer Welt höherer Finanzierungssätze ist ein erzwungener Schuldenabbau wahrscheinlich.

Bevorzugung solider Anleihen

Unsere Anlageexperten sind der Ansicht, dass der Stress im Bankensektor zu einer vorsichtigen Haltung gegenüber Unternehmensanleihen führt, insbesondere in Bereichen mit niedrigerem Rating wie vorrangig besicherten Bankkrediten. Dabei handelt es sich um variabel verzinsliche Kredite an Unternehmen mit niedrigerem Rating, die mehr Zinsen zahlen müssen, nachdem die Fed die Zinsen erhöht hat. Das belastet diese Unternehmen, insbesondere in einer sich abschwächenden Wirtschaft.

Die jüngste Volatilität könnte ein Vorgeschmack auf das sein, was den wirtschaftlich empfindlicheren Teilen der Kreditmärkte bevorsteht. PIMCO bevorzugt derzeit ein Indexengagement über derivative Instrumente gegenüber einem Exposure in einzelnen Emittenten auf der Grundlage von Bewertung und Liquidität und ist bestrebt, das Engagement in schwachen Geschäftsmodellen sowie in Unternehmen und Sektoren zu begrenzen, die durch höhere Zinssätze gefährdet sind. PIMCO bevorzugt nach wie vor strukturierte, verbriefte Produkte, die mit Sicherheiten unterlegt sind.

Innerhalb des Finanzsektors lässt die allgemeine Abschwächung von Vorzugsaktien und Banktiteln insgesamt einige der vorrangigen Emissionen von stärkeren Banken attraktiver erscheinen. Große globale Banken verfügen über erhebliches Kapital und könnten von den Herausforderungen profitieren, denen sich kleinere Kreditgeber gegenübersehen. Die Bewertung und die größere Gewissheit, welchen Platz vorrangige Schuldtitel in der Kapitalstruktur einnehmen, bestärken uns darin, vorrangige Schuldtitel gegenüber nachrangigen Emissionen zu bevorzugen.

Zusammenfassend ist es unserer Meinung nach wichtig, in diesem Umfeld vorsichtig zu bleiben und nach höherwertigen, liquideren und widerstandsfähigeren Anlagen zu suchen. Wenn sich die wirtschaftlichen Aussichten im Laufe des Jahres klarer abzeichnen und eine Neubewertung der wirtschaftlich sensiblen Marktsektoren erfolgt, könnte es an der Zeit sein, in die Offensive zu gehen.

Autor Andreas Schmid ist Head of Global Wealth Management Deutschland, Österreich, Zentral- und Osteuropa bei PIMCO Europe.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments