Gründer einer Kryptobörse nimmt 150 Millionen Dollar mit ins Grab

Die größte kanadische Kryptobörse QuadrigaCX hat Insolvenz angemeldet. Immer unwahrscheinlich wird, dass sie ihre 115.000 Kunden noch auszahlen kann, denen sie zwischen 125 und 150 Millionen schuldet. Verantwortlich dafür ist der angeblich verstorbene Gründer Gerald Cotten. Offen ist, ob die Anleger betrogen worden.

Nehmen Kryptoinvestoren ihre Zugangsdaten mit ins Grab, ist die Anlage für die Erben verloren.
Nehmen Kryptoinvestoren ihre Zugangsdaten mit ins Grab, ist die Anlage für die Erben verloren.

Stellen Sie sich vor, Sie gehen an den Bankautomaten, um Geld abzuheben, werden aber von folgender Nachricht begrüßt: „In den letzten Wochen haben wir intensiv versucht, unsere Liquiditätsprobleme zu lösen. […] Leider waren unsere Bemühungen nicht erfolgreich.“ Sie haben keinen Zugang mehr zu ihrem Konto.

So ähnlich ging es den Kunden der größten kanadischen Kryptobörse QuadrigaCX, deren Gründer Gerald Cotten nach Angabe seiner Witze Anfang Dezember an einer entzündlichen Darmerkrankung unerwartet verstarb. Die Börse hat inzwischen Insolvenz beantragt, bis Mitte Januar aber noch neue Kundengelder angenommen.

Passwörter im Grab

Cotten habe nach Angaben des Unternehmens als einziger die Passwörter zu Cold Wallets (kalten Geldbörsen) gekannt und damit zu einem Großteil der Kundeneinlagen. Cold Wallets sind ein Offline-Speicher für Kryptowährungen und dadurch wesentlich sicherer als Online-Wallets, da sie nicht über das Internet gehackt werden können.

Angeblich bewahrte der Gründer die Wallets in seinem Keller auf. Kanadische Medien berichteten, dass seine Witwe versucht habe, mithilfe von Security-Experten, die Passwörter auf dem verschlüsselten Computer und einem USB-Stick ihres Mannes zu finden, ohne Erfolg.

Betrug der Anleger möglich

Ernst & Young prüfen zurzeit, ob die Reserven der Kunden tatsächlich noch vorhanden sind, oder ob Cotten oder Eingeweihte das Geld beiseite geschafft haben. Heute ist eine erste Anhörung vor dem obersten Gericht in Nova Scotia.

Die Geschichte hat die Diskussion über die Sicherheit von Kryptowährungen und -börsen wieder entfacht. Nutzer der Plattform Reddit tragen Indizien dafür zusammen, dass die Anleger betrogen worden. Es habe Transaktionen von Krypto-Adressen gegeben, die man mit QuadrigaCX in Verbindung bringen könne. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass es die Cold Wallets nie und oder zumindest nie in dieser Größe gegeben hat. Die Community zweifelt auch an Cottens Tod. (kl)

Foto: Shutterstock

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