Hannover Rück federt Katastrophenschäden mit Aktienverkäufen ab

Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück hat wegen der herben Belastungen durch Wirbelstürme und Erdbeben Aktien für fast eine Milliarde Euro zu Geld gemacht.

Hannover-Rück-Vorstandschef Ulrich Wallin
Hannover-Rück-Vorstandschef Ulrich Wallin peilt einen Überschuss von rund 800 Millionen Euro für 2017 an.

Dennoch ist das bisherige Gewinnziel außer Reichweite. Vorstandschef Ulrich Wallin erwartet 2017 jetzt noch einen Überschuss von 800 Millionen Euro. Die zuvor angepeilte Milliardenmarke nimmt er erst 2018 wieder ins Visier. Die Aktionäre sollen aber auch jetzt nicht leiden, wie Finanzchef Roland Vogel bei der Vorlage der Quartalszahlen am Mittwoch verdeutlichte. Ihnen winkt eine genauso hohe Dividende wie im Vorjahr – inklusive Sonderausschüttung.

Hurrikan-Serie und Erdbeben belasten Hannover Rück

An der Börse wurden die Nachrichten unentschieden aufgenommen. Nach einem leichten Kurssprung sackte die Hannover-Rück-Aktie am Morgen mit 0,41 Prozent ins Minus und zog die Papiere der Mehrheitseignerin Talanx mit nach unten. Die Hannover-Rück-Aktie hat seit Jahresbeginn fast fünf Prozent an Wert gewonnen – der MDax legte allerdings in diesem Zeitraum knapp 22 Prozent zu. Nach den Katastrophen im September war der Hannover Rück-Kurs vorübergehend abgesackt.

Für die Hurrikan-Serie und die Erdbeben in Mexiko verbuchte die Hannover Rück im dritten Quartal Belastungen von mehr als 720 Millionen Euro. Dennoch hielt sich der Konzern überraschend in den schwarzen Zahlen – weil er im September seinen kompletten Aktienbestand verkaufte, wie Finanzchef Vogel erläuterte. Der Verkauf der Papiere im Wert von 953 Millionen Euro brachte dem Konzern 223 Millionen Euro Gewinn ein – und glich damit einen Teil der Katastrophenbelastungen aus.

Unter dem Strich blieb dem Konzern ein Quartalsgewinn von 14 Millionen Euro – nach 304 Millionen ein Jahr zuvor. Weltmarktführer Munich Re und der Branchenzweite Swiss Re haben für den Zeitraum hingegen Milliardenverluste gemeldet. Bei der Hannover Rück hinterließ Hurrikan „Irma“ im dritten Quartal die mit Abstand größten Schäden, gefolgt von „Maria“ und „Harvey“. Die genannten Schadensummen seien aber noch „sehr unsicher“ gab Finanzchef Vogel zu bedenken.

Hannover Rück erwartet generellen Anstieg des Prämienniveaus

Eigentlich hatte die Hannover Rück in diesem Jahr 825 Millionen Euro für Großschäden vorgesehen. Mit 894 Millionen Euro in neun Monaten ist das Budget schon jetzt überschritten. Für das vierte Quartal hat die Hannover Rück noch einmal 200 Millionen Euro eingeplant. Angesichts der Buschbrände in Kalifornien und dem Sturmtief „Herwart“, das im Oktober in Deutschland und anderen Ländern wütete, sei die Summe bis jetzt schätzungsweise zur Hälfte aufgebraucht, sagte Vogel.

Die Aktionäre der Hannover Rück sollen davon möglichst wenig spüren. Für 2017 will ihnen der Konzern je Anteilsschein wie im Vorjahr fünf Euro Dividende ausschütten. Darin ist eine Sonderausschüttung von 1,50 Euro enthalten. Für die Aktionäre sei dies in diesen Zeiten eine wichtige Sache, sagte Vogel mit Blick auf die anhaltenden Niedrigzinsen. Die Sonderdividende sieht er auch nicht als vorübergehende Angelegenheit: „Der Vorstand wird sich bemühen, keine Dividendenkürzungen ankündigen zu müssen.“

Nach den immensen Katastrophenschäden rechnet die Hannover Rück wie schon Munich Re und Swiss Re mit einem generellen Anstieg des Prämienniveaus. In den vergangenen Jahren waren die Preise für Rückversicherungsschutz immer weiter gefallen. In der Branche wird geschätzt, dass die Hurrikan-Serie die Versicherer insgesamt um die 100 Milliarden US-Dollar kosten könnte. „Wir sehen an den Reaktionen von Maklern, Marktteilnehmern und Kunden, dass es hier eine Reaktion geben soll und muss“, sagte Vogel. Zum Jahreswechsel steht ein Großteil der Rückversicherungsverträge im Schaden- und Unfallgeschäft zur Neuverhandlung an. (dpa-AFX)

Foto: Hannover Rück

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