Global Finanz (Rang 7) setzt 2025 ebenfalls auf Zusatzeinkünfte über Provisionsumsätze hinaus: „Das aktuelle Marktumfeld beflügelt uns. Wir starten mit einer neuen Verwaltung und greifen in zwei weiteren Geschäftsfeldern an: Erstens die Firmenkundenberatung und zweitens Servicegebühren“, kündigt Vertriebsvorstand Bernd Steinhart für das laufende Jahr an.

Auch bei Mayflower sorgte schon 2024 „die strategische Entscheidung, Servicepauschalen bei konzerneigenen Geldanlageportfolios und in der Ruhestandsplanung zu etablieren, für neue Einnahmen“, berichtet Jörg Röckinghausen, Vorstand der Mayflower Capital. 2025 will er die Einnahmenbasis noch verbreitern. „Die Mayflower Capital AG wird die hochprofitable Beratung des lukrativen Kundensegments der ‚Best Ager‘ weiter ausbauen. Dafür sind ständige Weiterbildungsmaßnahmen geplant, aber auch die Bereitstellung geeigneter Anlage-Produkte. Zur Flankierung werden verstärkt tool-unterstützte Dienstleistungen auf Honorarbasis zum Einsatz kommen“, kündigt Röckinghausen an.
Mayflower gehört zusammen mit Formaxx zur BTS Finance Group. Diese habe im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 das beste Ergebnis ihrer 17-jährigen Firmengeschichte erzielt, berichtet Röckinghausen, der mit Formaxx-Vorstandschef Lars Breustedt auch Vorstand der BTS Finance ist.
Weitere Unternehmen – neben den eingangs erwähnten – berichten von ihrem historisch besten Jahr. So gibt Ralf Reiniger, Vorstandsvorsitzender der DBFP Deutsche Beratungsgesellschaft für Finanzplanung (Platz 19), zu Protokoll: “Mit einer Steigerung der Provisionserlöse um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielten wir erneut ein Rekordergebnis und somit das beste Jahr seit Unternehmensgründung vor 15 Jahren. Im laufenden Jahr streben wir an, das erzielte Rekordniveau weiter auszubauen.”
„Krisenjahre scheinen weiter gute Zeiten für gute Berater“
Auch Mario Freis, CEO der OVB Holding (Platz 4), deren Umsatz zum größten Teil aus dem europäischen Ausland stammt, betont: „Wir haben bereits das fünfte Jahr in Folge einen neuen Höchstwert erreicht und uns ist der Sprung über die 400 Millionen Euro-Marke gelungen. Im Vergleich der Geschäftsjahre 2020 und 2024 konnte OVB die Erträge aus Vermittlungen um 51 Prozent und das operative Ergebnis um 36 Prozent steigern.“ Die Finum-Gruppe (Platz 9) erzielte nach den Worten von Dr. Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender JDC Group AG, zu der Finum gehört, ebenfalls erneut einen Rekordumsatz im In- und Ausland bei steigender Profitabilität. Insgesamt sieben Unternehmen vermelden demnach für 2024 Rekordumsätze.
„Angesichts des Multi-Krisen-Jahres 2024 mit den Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten, mit einer flauen Konjunkturentwicklung, hohen Zinsen und hohen Verbraucherpreisen hat es mich sehr positiv überrascht, wie erfolgreich unsere Finum-Berater bei ihren Kunden sind“, betont Grabmaier. „Krisenjahre scheinen weiter gute Zeiten für gute Berater“, so der JDC-Chef weiter.
Das würde auch erklären, warum sich so wenige der Vertriebsmanager angesichts des aktuell turbulenten Umfelds etwa durch US-Zölle oder die daraus resultierende Kapitalmarktvolatilität um ihr Geschäft sorgen. Genauer gesagt: Keiner. Bei der Umfrage, die Cash. zwischen Mitte Mai und Mitte Juni 2025 durchgeführt wurde, gaben jedenfalls drei Viertel der Unternehmen auf die Frage nach den erwarteten Auswirkungen der Turbulenzen auf das Geschäft „neutral“ an, 24 Prozent sehen sogar positive Folgen, kein einziges negative.
Unsicherheit wegen US-Politik „Chance für Finanzbranche“
„Mit Donald Trump hat Europa und insbesondere Deutschland die einmalige Chance, ausländische Spitzenfachkräfte zu gewinnen, ausländisches Kapital anzuziehen und somit den Standort zu stärken. Die Unsicherheit, die die US-Politik verbreitet, ist eine Chance für unsere Finanzbranche in Deutschland“, schreibt etwa Jörg Christian Hickmann, Vorstandsvorsitzender der RWS (Rang 16). „ETFs unterliegen starken Schwankungen, so dass der Bedarf nach persönlicher Beratung steigt. Zudem steigt bei der unsicheren Lage die Sparquote, so dass gerade unsere Branche und insbesondere RWS stark profitieren“, so Hickmann weiter.

So blickt die Branche insgesamt positiv in die Zukunft. Dabei betonen nicht wenige die große Bedeutung, die Menschen in der Finanzberatung trotz der technischen Möglichkeiten und künstlicher Intelligenz (KI) behalten werden. „Wir glauben, dass in der Zukunft trotz der digitalisierten und KI-basierten Entwicklungen unserer Branche eine menschenzentrierte Finanzberatung sehr wichtig sein wird“, sagt etwa Marco Richter, Vorstand der Financial Architects (Rang 17). „Menschen benötigen weiterhin mehr Unterstützung bei ihrer Lebensplanung und das klassische Drei-Phasen Modell Ausbildung, Arbeitsleben und Ruhestand ist nicht mehr zeitgemäß“, so Richter weiter.
Stefan Mertes, Sprecher der Geschäftsführung der Bonnfinanz (Rang 8), berichtet zwar von technischer Aufrüstung in 2024: „Der erfolgreiche Rollout innovativer Plattformlösungen – darunter unser erster KI-gestützter Beratungsassistent ‚Bonnie‘ – haben unsere Wettbewerbsfähigkeit gestärkt.“ Er kündigt aber unter anderem auch an: „Mit dem Programm ‚Mission 5‘ investieren wir bewusst in die Persönlichkeitsentwicklung unserer Finanzberater und Finanzberaterinnen und steigern so die Beratungskompetenz und Kundenbindung.“
Zeichen stehen weiter auf Wachstum
Auch der Branchenprimus DVAG, der 2025 sein 50-jähriges Jubiläum feiert, hebt einmal mehr die große Bedeutung persönlicher Beratung hervor. „Mit einem umfassenden Zukunftspaket haben wir beschlossen, gezielt und nachhaltig in unseren Vertrieb zu investieren – in digitale Infrastruktur, moderne Beratungsprozesse und noch bessere Unterstützung für unsere Vermögensberaterinnen und Vermögensberater. Diese Investitionen zahlen direkt auf unser wichtigstes Ziel ein: Kundinnen und Kunden langfristig erfolgreich zu begleiten – mit einer auf die individuelle Situation des Kunden angepassten ganzheitlichen Beratung“, so Vorstand Knackstedt.
Insgesamt, so lässt sich festhalten, hat die Branche das Jahr 2024 trotz der teilweise schwierigen Rahmenbedingungen sehr gut gemeistert, die Statements lassen durchweg auf einen gelungenen Auftakt in den ersten Monaten des Jahres 2025 schließen und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum. Zwar weiß heute niemand, wie sich die Dinge – Stichworte USA, Ukraine, Nahost und weitere Krisenherde – bis zum Jahresende entwickeln werden, aber aus heutiger Sicht ist der Finanz- und Versicherungsvertrieb gut gewappnet.