Der deutsche Immobilienmarkt tritt nach einem Marktbericht des Immobilien Asset Managers Praemia REIM Germany auch im zweiten Quartal 2025 auf der Stelle. Zwar haben sich die wirtschaftlichen und geldpolitischen Rahmenbedingungen stabilisiert – unter anderem durch einen konstanten EZB-Leitzins von 2,15 Prozent und eine Inflation von 2,2 Prozent –, doch der große Aufbruch lässt weiter auf sich warten. „Das ist kein Grund zur Euphorie, aber ein Anlass für vorsichtigen Optimismus“, fasst Florian Wenner, Head of Research & ESG bei Praemia REIM Germany, die Lage zusammen.
Im Zentrum des aktuellen Marktgeschehens stehen weiterhin Wohnimmobilien. Sie bleiben mit einem Transaktionsvolumen von 4,8 Milliarden Euro und stabilen Spitzenrenditen von 3,4 Prozent der wichtigste Stabilitätsanker. Der leichte Anstieg der Baugenehmigungen (+1,9 Prozent) reicht jedoch nicht, um den massiven Mangel zu beheben. Politische Initiativen wie der angekündigte „Bau-Turbo“ werden – wenn überhaupt – erst mittelfristig wirken. Investoren wenden sich zunehmend alternativen Wohnformen wie betreutem Wohnen, Micro-Living oder Apartmentkonzepten zu.
Das Bild in anderen Assetklassen ist differenzierter. Büroimmobilien bleiben unter Druck. Zwar verzeichnen Spitzenlagen steigende Mieten und der Frankfurter Vermietungsmarkt zeigt sich robust, doch mit einem Transaktionsvolumen von nur 2,5 Milliarden Euro erreicht die Assetklasse einen neuen Tiefstand. Auch für die kommenden Monate rechnet Wenner nicht mit einer grundlegenden Trendwende – sieht aber Potenzial für antizyklisch agierende Investoren.
Selektives Interesse im Handel
Im Handel ist das Interesse klar selektiv. Core-Objekte in Toplagen und lebensmittelgeankerte Einzelhandelsflächen stehen im Fokus. Dagegen bleiben Shoppingcenter und Fachmarktzentren eher Nischenprodukte für risikobereite Anleger mit operativer Expertise. Die Spitzenrenditen bewegen sich seitwärts, das Konsumklima bleibt verhalten.
Dynamischer zeigt sich der Markt für Gesundheitsimmobilien. Bereits zur Jahresmitte lag das Transaktionsvolumen über dem des Vorjahres. Internationale Anleger entdecken Pflegeheime zunehmend als stabile Ertragsquelle mit langfristigem Potenzial. Spitzenrenditen von 5,4 Prozent und eine demografisch getriebene Nachfrage stützen diese Entwicklung – trotz struktureller Herausforderungen im deutschen Pflegesektor.
Hotelsegment deutlich belebt
Deutlich belebt präsentiert sich auch das Hotelsegment. Mit einem Volumen von 1,1 Milliarden Euro und einem wachsenden Anteil internationaler Investoren gewinnt der Markt spürbar an Vertrauen zurück. Auch wenn Großdeals das Bild verzerren können, sprechen konstante Renditen (5,3 Prozent) und steigende Pachten für eine nachhaltige Erholung.
Logistikimmobilien bleiben eine verlässliche Größe. Das Transaktionsvolumen von 2,7 Milliarden Euro, gepaart mit hoher internationaler Nachfrage und stabilen Renditen (4,4 Prozent), unterstreicht die Resilienz des Segments. Die strukturelle Flächenknappheit jedoch birgt Risiken. Bleiben politische Gegenmaßnahmen wie die Entwicklung von Konversionsflächen aus, drohen langfristig Produktionsverlagerungen ins Ausland – mit entsprechenden Folgen für den Wirtschaftsstandort.
Unterm Strich zeigt sich der deutsche Immobilienmarkt weiterhin stabil, aber ohne klare Wachstumsimpulse. Vieles hängt von der wirtschaftspolitischen Entwicklung und dem internationalen Kapitalfluss ab. Für selektive Investoren könnten sich jedoch gerade jetzt Chancen bieten – vor allem in weniger beachteten Segmenten.