Überall spricht man vom Fachkräftemangel. Wie beurteilen Sie den Arbeitskräftemarkt für Vermittelnde aktuell?
Stellrecht: Die Gewinnung und das Halten von Fachkräften sind in den vergangenen Jahren – unter anderem aufgrund des demografischen Wandels – herausfordernder geworden. Das gilt nicht nur für die Finanzdienstleistungsbranche, sondern auch für andere Bereiche. Nichtsdestotrotz machen wir die Erfahrung, dass sich zahlreiche junge Menschen für das Berufsbild interessieren. Schließlich ist die Tätigkeit als persönlicher und empathischer Gesprächspartner in wirklich allen Finanzfragen nicht nur anspruchsvoll, sondern auch erfüllend.
Wie gewinnen Sie neue Beraterinnen und Berater? Welche Wege sind dabei am erfolgversprechendsten?
Stellrecht: Wir kombinieren verschiedene, sich ergänzende Ansätze und fokussieren uns insbesondere auf die Medien, die unsere Zielgruppe nutzt. Diese Entwicklung ist sehr dynamisch und erfordert stetige Anpassung. Momentan sind wir auf allen bedeutenden sozialen Plattformen, Business Networks und klassischen Jobbörsen vertreten. Gute Erfahrungen machen wir auch mit dem frühzeitigen Kontaktaufbau zu potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten, beispielsweise im Rahmen von Praktika oder Stipendienprogrammen.
Werben Sie auch aktiv ab, zum Beispiel von Banken oder Wettbewerbern?
Stellrecht: Unser Fokus liegt klar darauf, eigene Beraterinnen und Berater auszubilden und zu fördern. Dies geschieht etwa durch das MLP-Traineeprogramm, das wir seit Juli 2023 anbieten: In der ersten Phase besuchen die Trainees im Angestelltenverhältnis der MLP Startup GmbH über vier Monate lang relevante Aus- und Weiterbildungsmodule an der unternehmenseigenen und mehrfach akkreditierten MLP Corporate University. Nach der Qualifikation zum Geprüften Fachmann bzw. zur Geprüften Fachfrau für Versicherungsvermittlung (Paragraf 34d GewO) starten sie bestens gerüstet in die Selbstständigkeit und es beginnt in der zweiten Phase die eigentliche Beratertätigkeit. Weiterhin sind wir natürlich gleichermaßen für erfahrene Beraterinnen und Berater offen, die von einem anderen Unternehmen zu MLP wechseln möchten. Angehende Beraterinnen und Berater schätzen an MLP insbesondere unser breites Konzernnetzwerk sowie die Möglichkeit, Kundinnen und Kunden eine breite Palette an Lösungen anzubieten und sie entsprechend ihres individuellen Bedarfs beraten zu können.
Welche Qualifikationen und Eigenschaften müssen neue Beraterinnen und Berater mitbringen? Welche Ausbildungen sind wertvoll, ist ein Studium erforderlich?
Stellrecht: Auch in einem Umfeld der Nachwuchsknappheit haben wir sehr konkrete Vorstellungen von den Fähigkeiten und der Eignung, die passende Kandidatinnen und Kandidaten mitbringen müssen. Dabei machen wir auch keine Abstriche. Um zum MLP-Traineeprogramm zugelassen zu werden, ist ein erfolgreich abgeschlossenes Hochschulstudium Voraussetzung – und ein hoher Qualitätsanspruch an sich selbst. So sollten angehende Beraterinnen und Berater eine hohe Eigenmotivation und ausgeprägte Empathie- und Kommunikationsfähigkeiten mitbringen. Dadurch sind sie in der Lage, sich bestmöglich in ihre Kundinnen und Kunden hineinzuversetzen.
Wie viele neue Beraterinnen und Berater gewinnen Sie pro Jahr?
Stellrecht: Seit Einführung des MLP-Traineeprogramms im Juli 2023 haben allein auf diesem Weg bereits deutlich mehr als 300 Trainees den Weg in die Beratertätigkeit eingeschlagen. Dabei handelt es sich ausschließlich um Personen, die zuvor noch keine Erlaubnis nach Paragraf 34d GewO (Versicherungsvermittler) erworben hatten. Bereits fertig ausgebildeten Finanzberatern bieten wir zudem die Einstiegsmöglichkeit als (Young) Professionals an.
Welche Benefits bieten Sie Beraterinnen und Beratern an? Und worauf legen diese besonders Wert? Hat hier auch ein Wertewandel stattgefunden?
Stellrecht: Wir bewerben aktiv die Flexibilität des Arbeitsmodells: So können sich unsere Beraterinnen und Berater ihre Arbeitszeit eigenverantwortlich einteilen und haben selbstverständlich auch die Möglichkeit, aus dem Home-Office zu arbeiten. Ein besonderes Plus für MLP-Beraterinnen und -Berater sind die zahlreichen Möglichkeiten zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung – etwa zum Certified Financial Planner, dem „Goldstandard“ der Branche. Nicht zuletzt punkten wir auch mit unserer besonderen Unternehmenskultur: professioneller Beratung und Betreuung, intensivem Netzwerken unter Beraterinnen und Beratern und nicht zuletzt einer überdurchschnittlichen Einkommensperspektive; unsere Talente sind davon spürbar begeistert.
Inwieweit bieten Sie ein Mentoring-/Buddy-Programm für den Einstieg an? Wie funktioniert das in der Praxis konkret?
Stellrecht: Bereits im Traineeprogramm sammeln die angehenden Beraterinnen und Berater Praxiserfahrungen, indem sie in einem der zahlreichen Standorte hospitieren. Auch der Start als selbstständiger Handelsvertreter in die eigentliche Beratertätigkeit erfolgt eng begleitet durch den zuständigen vertrieblichen Ansprechpartner. Zudem besuchen die Trainees zusammen mit den anderen Starterinnen und Startern des jeweiligen Jahrgangs Schulungen sowie Abend- und Teambuilding-Veranstaltungen, wo sie sich ein nachhaltiges Netzwerk aufbauen können.
Wie kann die Vertriebsbranche Ihrer Ansicht nach das Nachwuchsproblem nachhaltig lösen?
Stellrecht: Wir können lediglich hervorheben, welche Wege wir bei MLP bereits gehen und für sinnvoll halten: Neben unseren oben erwähnten umfangreichen Aus- und Weiterbildungsprogrammen ist es aus unserer Sicht unerlässlich, moderne Technologien und digitale Tools in die Beratung zu integrieren, wie wir das beispielsweise mit unserem MLP-Beraterportal tun, dem „Cockpit“ für unsere Beraterinnen und Berater. Flexible Arbeitsmodelle sorgen ebenfalls dafür, das Berufsbild insbesondere bei jungen Menschen attraktiver zu machen. Nicht zuletzt tragen unsere Beraterinnen und Berater aktiv zum Abbau von Vorurteilen gegenüber der gesamten Branche bei, indem sie ihre Arbeit als echte Profession verstehen und dabei konsequent ihre Kundinnen und Kunden in den Mittelpunkt stellen.
Die Fragen stellte Oliver Lepold, freier Journalist, im Rahmen des Artikels „Recruiting im Vertieb: Zwischen Wertewandel und Wir-Gefühl“ in der aktuellen Cash. Ausgabe 6/2025.