Managerhaftpflicht: D&O-Versicherer rechnen mit steigenden Schäden

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV
Foto: GDV
Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV

Mehr Insolvenzen, das Thema Cybersicherheit und wachsende Compliance-Anforderungen etwa durch das Lieferketten- und das Hinweisgeberschutzgesetz dürften die Zahl der Managerhaftpflichtfälle erhöhen. Trotz steigender Schadenaufwände schreibt die Sparte noch schwarze Zahlen.

Angesichts der sich eintrübenden Wirtschaftslage erwartet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit mehr Managerhaftpflichtfälle: „Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt. Das zieht in der Regel hohe Schadenersatzforderungen von Insolvenzverwaltern gegen Manager nach sich“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Hinzu kämen stetig wachsende Compliance-Anforderungen, zuletzt etwa durch das Lieferketten- oder das Hinweisgeberschutzgesetz. „Manager haften persönlich für die Einrichtung eines funktionierenden Compliance-Systems. Gerade bei der Umsetzung neuer Gesetze ist die Gefahr von Managementfehlern groß“, so Asmussen.  

Schäden steigen moderat, der Schadendurchschnitt aber deutlich 

Schon im vergangenen Jahr mussten die in Deutschland aktiven Managerhaftpflicht-Versicherer mehr leisten, wie die aktuelle D&O-Statistik des GDV zeigt. „Der Schadenaufwand kletterte auf 213 Millionen Euro“, sagte Asmussen. Die gemeldeten Schäden in der Managerhaftpflicht-Versicherung seien zwar nur leicht auf 2.000 gestiegen (+1,8 Prozent). Ein einzelner Schaden kam die D&O-Versicherer jedoch deutlich teurer. „Der Schadendurchschnitt lag 2022 bei fast 107.000 Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 81.000 Euro“, so der GDV-Hauptgeschäftsführer.  

Die Schadenquote nach Abwicklung lag 2022 mit 42,4 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr zuvor (41,4 Prozent). Die Sparte dürfte damit – wie auch im langfristigen Mittel (2016–2022) – versicherungstechnische Gewinne erzielt haben. „Die Zahlen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ergebnisse sehr volatil und bei den Anbietern sehr unterschiedlich sind“, betonte Asmussen. So läge in der Langzeitbetrachtung bei rund einem Drittel der Versicherer die Schadenquote nach Abwicklung bei über 70 Prozent. Das sei ein Indiz für versicherungstechnische Verluste.  

GDV schätzt Gesamtmarkt auf etwa 900 Millionen Euro   

Dem GDV wurde für das Geschäftsjahr 2022 ein Beitragsvolumen von 498 Millionen Euro zur D&O-Statistik gemeldet. Da sich jedoch nicht alle in Deutschland aktiven Versicherer an der Statistik beteiligen, ist der Gesamtmarkt deutlich größer. „Auf der Basis einer Branchenschätzung gehen wir für den deutschen Markt von einem Beitragsvolumen von etwa 900 Millionen Euro aus“, sagt Asmussen.  

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