Neue Trader-Generation: Wie Broker 2021 erfolgreich sind

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Oft genug wurde im letzten Jahr die Corona-Krise als Segen für den Retail-Handel beschworen, denn Trading-Volumen und Registrierungszahlen schossen seit Beginn der Pandemie fast überall in die Höhe. Völlig neue Bevölkerungsgruppen schienen auf den weltweiten Kapitalmarkt zu strömen.

Ganze 25 % der Handelsaktivitäten auf dem US-Aktienmarkt, so gab der Hedgefonds-Betreiber Citadel im Juli 2020 bekannt, gingen auf das Konto von Privatanlegern. Im Jahr zuvor lag dieser Anteil noch bei 10 %. Und an der FX-Front meldete die Trading-Plattform GAIN Capital im Juni Handelsvolumina, die im Vergleich zum Vorjahr um 60 % höher waren.

Evgeny Sorokin, SVP of Software Engineering bei Devexperts

Manche sehen in dieser Entwicklung nur die logische Folge der erhöhten Volatilität, die mehr Trader animiert, ihr Glück zu versuchen. Für andere dagegen ist es die Ankunft der lang ersehnten neuen Generation von Privatanlegern.

Beide Stimmen haben auf ihre Weise recht. Sie vergessen aber, dass bereits in den letzten Jahren die Voraussetzungen für einen deutlich größeren Einfluss des Privatkapitals auf die Finanzmärkte geschaffen wurden. Für Broker, die 2020 gut verdient haben, ist deshalb jetzt der perfekte Zeitpunkt zum „Aufrüsten“: Sie haben die Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln und in der neuen Normalität eine führende Rolle zu übernehmen.

YOLO-Trading in Zeiten von Corona

Private Trader galten als frühe Impulsgeber des „Erholungshandels“: Sie traten als verwegene Spekulanten auf, die von ihren Smartphones aus gebührenfreie Konten eröffneten und ihre Studentendarlehen oder Corona-Finanzhilfen massenhaft in Unternehmen wie Blackberry investierten, die ihre beste Zeit schon viele Jahre hinter sich hatten.

Privatanleger waren primär für eine Markterholung verantwortlich, die die Hochs vor Corona übertraf und in unglaubliche Exzesse gipfelte. Doch es wurden immer mehr. Dennoch wurden diese Trader nur als Mitläufer eingeschätzt und ihr Einfluss auf das Marktniveau als gering eingestuft. Das änderte sich ein halbes Jahr später mit GameStop: Die Aktie der krisengebeutelten US-Computerspielkette legt dank der Hobby-Anleger einen kometenhaften Aufstieg hin.

Durch den wilden Kauf von Out-of-the-Money-Calls lösten diese Trader einen „Gamma-Squeeze“ aus, bei dem der Marketmaker das Geschäft durch den Erwerb der zugrunde liegenden Aktie absichern musste. Dies trieb wiederum den GameStop-Kurs in die Höhe und gefährdete die vorhandenen Short-Positionen. Deren Inhaber waren nun ebenfalls gezwungen, ihre Positionen durch einen Aktienkauf zu decken oder ganz zu schließen – was den Wert der Aktien noch weiter befeuerte.

Damit wurde privates Kapital – zuvor nur mäßig interessant – zur Systembedrohung für Hedgefonds. Doch wie war es möglich, dass Amateuranleger den Profis das Fürchten lehrten? Die Ursachen dieser Entwicklung sind auf mehrere Faktoren zurückzuführen, die sich perfekt ergänzten: ängstliche, ihrer täglichen Aktivitäten beraubte Bürger im Lockdown, eine von passiven Indexinvestmentstrategien dominierte Investitionslandschaft, nie dagewesene finanzielle und steuerliche Anreize, ein demokratisierter Zugang zu den Märkten über gebührenfreie Broker-Apps und die wachsende Bedeutung von Internetforen wie die berühmt-berüchtigte Reddit-Community WallStreetBets.

Hinzu kommt eine neue Generation von Anlegern, die den so genannten YOLO-Trade (YOLO= You only live once) hoffähig macht. Junge Trader, die eine angeschlagene Aktie aufkaufen, glauben nicht wirklich, dass sie einen den tatsächlichen Wert ums Hundertfache übersteigenden Kurs rechtfertigt. Sie sind in einer Welt aufgewachsen, die von einer Krise nach der anderen erschüttert wird. Sie sehen, dass Geld in gewaltigen Mengen aus dem Nichts herbeigezaubert werden kann, doch leider nie den Weg in ihr Portemonnaie findet.

Als eine weitere Krise ihre kurz- und langfristigen Pläne über den Haufen wirft und ein eklatantes Beispiel für die Exzesse der Wall Street (nämliche Leerverkäufe von mehr als 100 % der verfügbaren Aktien) publik wird, tun sie sich zusammen, um davon zu profitieren.

Wie aus einem Mustang ein Tesla wird

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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