Private Altersvorsorge: Darum sind Fondspolicen vorteilhafter als ein Direktinvestment

Was ist ansonsten zum Thema Nachhaltigkeit zu sagen? Die Versicherer stehen noch dahinter, die Kunden sind eher zurückhaltend. Sie sind – wenig überraschend – etwas verwirrt ob der ganzen Regularien. Die WWK zeigt sich pragmatisch. „Nachhaltigkeit ist seit der Neufassung der IDD im August 2022 auch für die Versicherungswirtschaft vertrieblich von zentraler Bedeutung. Seitdem gibt es auch bei uns im Haus einen entsprechenden digital unterstützten Beratungsprozess, der die Altersvorsorge an den individuellen Nachhaltigkeitspräferenzen des einzelnen Kunden ausrichtet. Natürlich bieten wir bei all unseren Fondspolicen eine breite Palette an ESG-konformen Fonds“, so Heß.

Am positivsten sehen Alte Leipziger und Nürnberger das Thema. Bei der Alten Leipziger fließe ein hoher Anteil der Kundengelder bei den Fondsrenten mit frei wählbaren Fonds in kostengünstige ETFs. Dieser Trend sei ungebrochen. Viele Kunden setzten dabei auf Nachhaltigkeit. ETFs, die ESG-Kriterien berücksichtigten, gehörten zu den Top Fünf der am häufigsten gewählten Fonds. Auch in der bAV spielten Nachhaltigkeitskriterien eine zunehmend wichtige Rolle. Ab einer gewissen Größe müssten Unternehmen nämlich die gesetzlich vorgeschriebenen Nachhaltigkeitsberichtstandards erfüllen und suchten daher verstärkt nachhaltige bAV-Angebote.

Dafür biete man sowohl in der betrieblichen als auch in der privaten Altersvorsorge die zusätzliche Tarifoption „VisionGrün“ für alle Fondsrenten mit freier Fondsauswahl an. Bei der Nürnberger werde sehr häufig die Vermögensverwaltung in der Fondsanlage (Portfolio Lösungen) nachgefragt. Besonders in der Nachhaltigkeitsvariante verzeichne man stark wachsende Umsätze. Die Kunden profitierten hier von niedrigen Kosten (die Vermögensverwaltungsvarianten seien ohne zusätzliche Kosten) und der Erfahrung in der Kapitalanlage eines großen Versicherers, außerdem seien auch viele kostengünstige ETFs in den Portfolios.

Laut Zurich sind vielen, insbesondere jüngeren Kunden, faire Bedingungen und eine umweltfreundliche Lebensweise sehr wichtig. Daher stünden in allen Vertriebswegen die gemanagten Depotmodelle unter Beachtung von ESG-Kriterien (auf Basis aktiver und passiv gemanagter Fonds) sowie die Depotmodelle „ETF Klima-Fokus“ hoch im Kurs. „Wir als Zurich Gruppe Deutschland haben uns langfristig dazu verschrieben, einen Beitrag im Rahmen der Nachhaltigkeit zu leisten. Wir beobachten, dass die Kundeneinstellungen zu dem Thema variieren und die Bedeutung aktuell tendenziell zurückgegangen ist. Wir setzen unsere Bemühungen aber unvermindert fort, über die Kapitalanlage unterstützende Signale zu senden. Und natürlich arbeiten wir beständig an der Flexibilität und Transparenz unserer Produkte“, sagt Björn Bohnhoff, Vorstand Leben der Zurich Gruppe Deutschland, zur aktuellen Situation.

Zwar, so Canada Life, wird Nachhaltigkeit für Kunden in der Altersvorsorge immer wichtiger und ist keine Modererscheinung. Man biete seit 2009 entsprechende Fonds an und habe im Juni 2023 das Angebot nochmals deutlich erweitert, über die Hälfte des Fondsangebots sei nachhaltig nach Art. 8 TVO. Gerade in der bAV sei Nachhaltigkeit gefragt. Privatkunden würden jedoch aufgrund der vielfältigen ESG-Anforderungen den Überblick verlieren, so dass ESG derzeit nicht eines ihrer Hauptkriterien sei.

Dies bestätigen HDI und Standard Life. Bei HDI sei die Vorgabe konkreter ESG-Kriterien seitens der Kunden eher die Ausnahme als die Regel und nur gut zehn Prozent der Kunden wählten eine rein nachhaltige Fondspolice. Die Mehrheit kombiniere zum Beispiel „ESG-Fonds“ mit klassischen Fonds. ESG-Kriterien und -Fonds spielen definitiv eine Rolle, so Standard Life. „Sie haben aber nicht die Bedeutung, wie sie allgemein erwartet worden ist. Ein Hauptgrund dafür sind ohne Zweifel die sehr komplexen regulatorischen Vorgaben, die die Beratung in diesem Bereich erschweren”, sagt Christian Nuschele, Head of Distribution bei Standard Life.

„Die sehr komplexen regulatorischen Vorgaben erschweren die Beratung in dem Bereich“

Christian Nuschele, Standard Life

Dennoch stehe es außer Frage, dass das Thema ESG künftig weiter an Bedeutung gewinne. Auch hier sei die Kombination mit einem Multi-Asset-Konzept sinnvoll. Swiss Life sehe den Markt sowohl beim nachhaltig orientierten Fondsangebot als auch bei nachhaltig orientierten Altersvorsorgeprodukten noch in der Findungsphase. Der Versicherer glaube an das Potenzial nachhaltiger Geldanlagen. Die Ergebnisse einer von ihm beauftragten Nachhaltigkeitsstudie verdeutlichten das Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten. Man biete Altersvorsorgeprodukte mit nachhaltig orientierten Fonds (nach Art. 8 und 9 TVO) an und baue das Fondsangebot kontinuierlich weiter aus.

Universa und die Bayerische-Tochter Pangaea Life haben neue nachhaltige Fondspolicen, die „topgreeninvest RENTE“ und „Blue Invest“ der Bayerischen. Wie sollen diese gerade jetzt punkten? Beide Policen sind durchgängig nachhaltig (auch im Sicherungsvermögen); Universa habe seine Fondspalette um sechs nachhaltige Anlageoptionen erweitert, alternativ sei ein aktiv gemanagtes Nachhaltigkeits-Strategiedepot wählbar. „Blue Invest“ kombiniere die beiden Pangaea Life Fonds „Blue Energy“ und „Blue Living“ und investiere so transparent einerseits in nachhaltige Sachwerte wie Windparks, Solarparks und Energiespeicher sowie andererseits in sozial nachhaltiges und energieeffizientes Wohnen.

Daniel Regensburger, Geschäftsführer des nachhaltigen Investment-Managers Pangaea Life / Bild: Pangaea Life

Bei beiden Anbietern können Anleger verschiedene Fonds und kostengünstige ETFs selbst wählen, ebenso ein Ablaufmanagement. Weiterhin biete „Blue Invest“ eine BUZ, Optionen des Rebalancing und einen fondsgebundenen Auszahlplan, die „topgreeninvest Rente“ eine variabel anpassbare Sparrate, flexible Zuzahlungen und Entnahmen, kostenfreie Fondswechsel und eine kostenfreie Pflegeoption für eine erhöhte Rente im Pflegefall. Laut Pangaea verursachen die derzeitigen Krisen, die Debatten um Greenwashing und der Taxonomie-Dschungel die „Nachhaltigkeitsmüdigkeit“. Klare, markteinheitliche Standards wären jetzt sehr wichtig. Dennoch sei Nachhaltigkeit kein Trend, sondern eine strukturelle Veränderung der Finanzwirtschaft.

Dazu Daniel Regensburger, Geschäftsführer Pangaea Life: „Nachhaltige Fondspolicen sind für viele Anleger das ideale Mittel der Wahl, um dem weithin unterschätzten Phänomen der Altersarmut künftiger Generationen durch den Aufbau einer lebenslangen Rente effektiv vorzubeugen“. Zugleich leiste man einen Beitrag, dass die Welt lebenswert bleibe. Pangaea spreche das für Kunden, Vertrieb und Ratings wichtige Thema aktiv bei der Beratung an, aber „letztendlich entscheidet (…) der Kunde, ob und wie viel Bedeutung er dem Thema Nachhaltigkeit bei seiner Altersvorsorge gibt“.

Die Branche ist überzeugt, dass sich kapitalmarktnahe Vorsorge etabliert und plant Neues. Die Alte Leipziger habe, um die Effektivkosten zu senken, das Portfolio kostengünstiger ETFs kontinuierlich optimiert und aktive Fonds soweit möglich auf institutionelle Tranchen umgestellt. Außerdem plane man ein Tool, das den Vermittlern die Fondsauswahl für den Kunden erleichtere und den Beratungsprozess dokumentiere. HDI, Standard Life und Swiss Life wollen ihr Fondsangebot optimieren und erweitern. HDI wolle Fonds aus allen wichtigen Kategorien und Themenbereichen anbieten.

Darüber hinaus setze man im Neugeschäft auf kapitaleffiziente Produkte mit höheren Renditechancen wie „CleverInvest”; in der bAV auf „SafeInvest”. Standard Life wolle 2025 ihr Fondspolicen-Angebot umfangreich überarbeiten, um sich bestmöglich auf die sicherlich weiter ansteigende Nachfrage vorzubereiten. Im Fokus von Swiss Life stehe „Swiss Life Maximo“, die mit und ohne Garantien und optional mit automatischer Gewinnsicherung und einem Ablaufmanagement abgeschlossen werden könne. Um weitere Flexibilität geht es bei Allianz, Ergo, Canada Life und Zurich.

Die Allianz setze auf Garantieflexibilisierung, vor allem bei jüngeren Kunden, die diese Option speziell für die fondsgebundene Vorsorge nutze. Damit könne bei Neuverträgen das Garantieniveau der gezahlten Beiträge während der Laufzeit flexibel nach oben und unten angepasst werden, zum Beispiel zum Start einer langlaufenden Police zur Nutzung der Kapitalmarktchancen eher niedrig angesetzt und später für mehr Sicherheit nach oben angepasst. Eine dynamische Garantieerhöhung, die hohe Erträge sichere, könne man immer neu aktivieren oder deaktivieren.

Auch die Ergo verweist darauf, dass die Fondspolice mit kleinen Beiträgen gestartet und dann über die Jahre anwachsen könne. Insgesamt sehe man im Markt für Fondspolicen viel Potenzial und wolle hier weiter wachsen. Für die zweite Jahreshälfte plane die Ergo die Einführung eines neuen flexiblen und fondsbasierten privaten Altersvorsorgeprodukts. Canada Life habe letztes Jahr „Generation private plus” überarbeitet, hin zu mehr Flexibilität und einer Fondsauswahl für die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Wer auf Nachhaltigkeit setze, könne zum Beispiel aus den Fonds „Pictet Water I” oder „terrAssisi Aktien I AMI C” wählen.

Die Basisrente werde dieses Jahr ähnlich modernisiert. In der bAV habe man vor kurzem die Betriebsrente „Generation business” noch flexibler gestaltet. Nun könnten auch bei der Unterstützungskasse kürzere Aufschubzeiten ab fünf Jahren vereinbart werden und beim Sparen auf den Ruhestand ein renditeorientierter Endspurt eingelegt. Auch die WWK ist bei der bAV aktiv. Man habe die seit vielen Jahren am Markt stark nachgefragte Fondsrentengeneration WWK IntelliProtect® 2.0 weiter verbessert. Das Garantiekonzept auf Basis einer iCPPI-Strategie vereinbare in der Ansparphase hohe Renditechancen mit attraktiven Garantien und biete in der Entsparphase eines der höchsten Rentenversprechen am Markt pro 10.000 Euro Kapital.

Thomas Heß, WWK/ Bild: WWK

Vor kurzem sei dieses Kernprodukt auf die speziellen Anforderungen der bAV ausgerichtet worden – mit hoher Produkt-, Prozess- und Servicequalität sowohl für Vermittler, Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer. Die Steuervorteile und die Beteiligung des Arbeitgebers machten die bAV für jeden Arbeitnehmer interessant. „Die Kombination dieser Vorteile mit den Kapitalmarktchancen aus der iCPPI-Strategie der WWK führt zu einem einzigartigen Vorsorgekonzept. Das strategische Geschäftsfeld bAV werden wir mit diesen Argumenten in den kommenden Monaten deutlich ausbauen“, unterstreicht Thomas Heß. Marketingchef und Organisationsdirektor WWK Versicherungen. Und auch die Zurich plant, die Flexibilität in der Verfügungsphase und bei Abruf weiter zu verbessern und zudem die sehr beliebten Lösungen für Einmaleinlagen weiter auszubauen.

Die Autorin Silvia Fischer ist Journalistin (FJS) und Diplom-Betriebswirtin.

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