„Niemand weiß, ob Trump nicht doch Handelskriege anstiftet“

Wie werden sich die Unternehmensgewinne in den USA im Jahr 2017 insgesamt entwickeln?

Die Unternehmensgewinne sind in den USA bereits hoch. Der Spielraum nach oben ist begrenzt, da ja die Lohnkosten langsam steigen. Ich erwarte in etwa stagnierende Gewinne. Sollte Trump sich mit seinen Steuerplänen jedoch durchsetzen, könnte nach Steuern ein größerer Teil der Gewinne in den Unternehmen verbleiben oder an Anteilseigner ausgeschüttet werden. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind Unternehmensgewinne, die auf hohem Niveau nahezu konstant bleiben, gar nicht schlecht. Denn das hieße ja auch, dass jede weitere Zunahme der Wertschöpfung vor allem den Arbeitnehmern und nicht den Kapitaleignern zugute käme. Auf Dauer kann das dazu beitragen, innenpolitische Spannungen abzubauen und den gefährlichen Populisten das Wasser abzugraben. Anders als in den USA gibt es bei den Unternehmensgewinnen in Europa noch etwas mehr Potenzial nach oben.

Die US-Aktienmärkte lagen zuletzt auf Rekordniveau. Bestehen gute Chancen, dass sich die Hausse fortsetzt?

Fundamental ist die Lage für Aktien nicht schlecht. Die Konjunktur läuft zwar nicht heiß, aber sie läuft. Sofern die Wirtschaftspolitik keine groben Fehler macht, bleibt die Gefahr einer Rezession gering. Bei langsam abnehmender Risikoscheu können zudem noch viele Anleger aus dem Renten- in den Aktienmarkt wechseln. Allerdings können die politischen Risiken erheblich zu Buche schlagen. Niemand weiß, ob Trump nicht doch Handelskriege oder Schlimmeres anstiften könnte.

Interview: Tim Rademacher

Foto: Berenberg Bank

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