Bonität: Mehrheit skeptisch gegenüber „Social Scoring“

Eine neuartige Methode der Bonitätsbewertung, das sogenannte „Social Scoring“ stößt bei den Deutschen mehrheitlich auf Skepsis. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Bundesbürgern hervor.

Noch wird Social Scoring in Deutschland nicht eingesetzt – dies könnte sich in den nächsten Jahren jedoch verändern.

„Beim Social Scoring wird die Kreditwürdigkeit eines Kunden nicht mehr allein anhand seiner Einkommenssituation oder seines Schufa-Eintrags ermittelt, sondern auf Basis von Informationen, die der Antragssteller über sich selbst in den sozialen Medien hinterlässt“, erklärt Andreas Hufenstuhl, Experte für Data & Analytics im Bereich Financial Services bei PwC Deutschland.

In Deutschland werde dieses Verfahren, bei dem in der Regel bis zu 1.000 Einzelparameter des Online-Verhaltens analysiert werden, noch nicht angewendet – auch aufgrund der Ablehnung durch die Kunden.

PwC zufolge sehen 56 Prozent aller Befragten die neue Methode eher als Risiko für die eigene Bonität, während nur elf Prozent davon ausgehen, durch Social Scoring möglicherweise einfacher an einen Kredit zu kommen.

Banken müssen Für und Wider abwägen

Derartige Bedenken entstehen vor allem aus der Sorge, dass Finanzdienstleister falsche Schlüsse aus den Informationen im Internet ziehen könnten (71 Prozent).

Darüber hinaus können sich 56 Prozent der Teilnehmer nicht vorstellen, was Banken mit den Daten aus den sozialen Medien überhaupt anfangen sollen. Und selbst bei vertraulicher Behandlung der Daten würden nur 23 Prozent einem Social Scoring eher zustimmen als eine Schufa-Auskunft vorzulegen.

Für Hufenstuhl steht fest: „Banken und andere Finanzdienstleister sollten das Für und Wider eines Social Scoring sehr gut abwägen, ehe sie über die Einführung einer solchen Ratingethode nachdenken. Denn jenseits der technologischen Fragen hängt der Erfolg neuer Verfahren ganz entscheidend davon ab, ob die Kunden das überhaupt mitmachen.“

Jüngere Kunden sind offener

In den kommenden Jahren könne sich dies jedoch ändern, da die PwC-Umfrage auch darauf hindeute, dass die Akzeptanz unter den Kunden mit der Zeit steigen werde.

Schon jetzt meinen 38 Prozent der 18- bis 25-Jährigen, dass die die Daten ihrer Social-Media-Profile für eine Bank zugänglich machen würden, wenn sie so einen günstigeren Kredit erhalten.

Solange der Kunde detailliert bestimmen kann, welche Daten die Bank sieht und welche nicht, so steigt die mögliche Zustimmen der jüngsten Altersgruppe sogar auf 61 Prozent.

Bekanntheit fördert Akzeptanz

Interessant sei auch, dass die Befragten aller Altersklassen ihre Daten eher einer Bank oder einer Versicherung zugänglich machen würden (22 Prozent) als einem Online-Händler (20 Prozent) oder einem Technologie-Unternehmen (16 Prozent).

Weiterhin deute die Umfrage auch darauf hin, dass die Banken sich zumindest mittelfristig mit alternativen Methoden zur Bonitätsbeurteilung befassen sollten: Nur 31 Prozent der Befragten hatten überhaupt schon von Social Scoring gehört – für 58 Prozent war der Begriff komplett neu.

„Die Erfahrung zeigt, dass die Akzeptanz für innovative Verfahren mit steigender Bekanntheit zunimmt. Das dürfte bei der Bonitätsbewertung auf Basis von Social-Media-Daten genauso sein“, sagt Hufenstuhl.

Das Fazit des PwC-Experten lautet daher: „Social Scoring mag noch kein Top-Thema für die Banken sein – könnte aber eins werden.“ (bm)

Foto: Shutterstock

 

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