2010: Sprint oder Spaziergang?

Es ist die Zeit der Rückblicke, denn im Sauseschritt rauscht das neue Jahr heran. cash-online blickt nicht nur zurück, sondern auch nach vorne. Was sich 2010 ändert, worauf die Branche sich einstellen muss und welche Fragen noch offen sind.

Im Bundesministerium für Verbraucherschutz wurde auch nach der Bundestagswahl im September fleißig weiter gewerkelt. Ilse Aigner (CSU) hat ihren Posten behalten und darf ihre, seit einem Jahr andauernde, „Qualitätsoffensive Verbraucherfinanzen“ fortsetzen und weiter mit Leben füllen. Nachdem zunächst nur wenig aus Berlin zu hören war, lud die Ministerin zum erneuten Experten-Austausch kurz vor Weihnachten ein.

Ergebnis: eigentlich keins. Dafür aber Forderungen nach gesetzlichen Regelungen, mehr Transparenz und Kompetenz in der Finanzberatung. Es steht mitunter einiges auf der Agenda. So soll eine berufliche Mindestqualifikation die Qualität in der Beratung verbessern, heißt es aus dem Ministerium – Vereinheitlichung für alle Berater und Vermittler lautet das Stichwort.

Die Honorarberatung brummt und ist Studien zufolge stark im Kommen. Hier gerät zunehmend die Politik unter Handlungszwang: ein Gesetz für das Berufsbild des Honorarberaters muss her – Aigner bekräftigt immerhin, dass hier etwas geschehen soll.

In Sachen Produktinformationsblatt, das bereits im Juli dieses Jahres vorgestellt wurde, ziert sich die Branche offenbar noch etwas. Möglicherweise liegt es daran, dass erneuter Gesprächsbedarf dazu besteht.

Einen ersten Schritt hat der Gesetzgeber in Sachen Anlegerschutz bereits getan. Bei der Anlageberatung gelten ab 1. Januar neue Regelungen: das Beratungsprotokoll ist Pflicht. Im Einzelnen bedeutet das, dass der Finanzberater bei Gesprächen mit den Kunden Anlass und Dauer der Beratung, eine Einschätzung der persönlichen Situation und der individuellen Anliegen des Kunden sowie die Empfehlungen, die am Ende ausgesprochen werden, aufzeichnen muss. Zudem muss das Beratungsprotokoll dem Kunden noch vor Abschluss eines Vertrags unterschrieben ausgehändigt werden.

Während die Politik zeitweise noch nach ihrer Form sucht, stehen für die Lobby-Verbände die abzuarbeitenden Punkte bereits fest. Die Beteiligten zögerten direkt nach der Bundestagswahl nicht, ihre Vorstellungen und Wünsche der neuen Regierung mitzuteilen. Im Gespräch mit cash-online hat Frank Rottenbacher, Vorstand des Bundesverbands Finanzdienstleistung (AfW) nochmals deutlich gemacht, dass dringend eine Vereinheitlichung der Anforderungen an den Finanzvertrieb notwendig sei. Allerdings solle eine Regulierung mit Augenmaß vorgenommen werden.

Viele Fragen bleiben zunächst unbeantwortet und einige Projekte werden sicher nicht ganz so schnell vorangetrieben wie es die Branche gerne hätte. Im neuen Jahr ist zumindest Bewegung zu erwarten – ob es ein Spaziergang wird oder ein Sprint muss indes offen bleiben. (ks)

Foto: Shutterstock

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