Abweichende Perspektiven

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Die Provisionen für Lebensversicherungen sollen künftig noch genauer unter die Lupe genommen werden.

Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP wird kein Provisionsdeckel erwähnt. Die Chefs der Honorado GmbH aus Oldenburg sind dennoch überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Deckel kommt.

Das Jahr 2022 hatte gerade erst begonnen, da standen die Provisionen für Finanzvermittlerinnen und -vermittler schon wieder im Fokus: „Eine große Rolle spielen nach wie vor die Vertriebskosten“, sagte Deutschlands oberster Versicherungsaufseher Frank Grund Anfang Januar der Deutschen Presse-Agentur. „Wir werden uns genau anschauen, inwieweit hier die Vorschriften zur Vermeidung von Fehlanreizen eingehalten werden. Es gibt schließlich keine gesetzlichen Grenzen für die Vertriebsvergütung von kapitalbildenden Lebensversicherungen.“

Grunds Ankündigung dürfte so machen Vermittler verärgert haben. Henning Vaqué dagegen begrüßt es, dass die Provisionen für Lebensversicherungen künftig noch genauer unter die Lupe genommen werden sollen. Gemeinsam mit seinem Bruder Aike ist er geschäftsführender Gesellschafter der auf Nettotarife spezialisierten Honorado GmbH aus Oldenburg. „Es macht sicherlich Sinn, sich die versteckten Kosten in Lebensversicherungen genauer anzusehen. In den Bruttopolicen lassen sich die Kosten leicht verstecken. Etwas mehr Transparenz hilft unserer Branche sicherlich und wäre auch ein Beschleuniger für Nettopolicen.“ Es sei ja keine Frage mehr, ob es einen Provisionsdeckel gibt. Es stelle sich nur die Frage, wann ein solcher Deckel kommt. „Als Unternehmer sollte man sich rechtzeitig positionieren und sich mit alternativen Modellen beschäftigen. Wir können nur jedem Kollegen raten, so früh wie möglich das eigene Unternehmen auf Zukunft zu stellen.“

Die frühere schwarz-rote Bundesregierung hatte ursprünglich die Provisionen deckeln wollen, die Versicherer ihren Vermittlern für den Abschluss von Kapitallebensversicherungen zahlen. Das Vorhaben wurde aber nicht umgesetzt. Mit dem gesetzlichen Deckel sollten mögliche Fehlanreize durch zu hohe Vergütung begrenzt werden. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP wird das Thema nicht erwähnt – genauso wenig wie die von den Grünen im Wahlkampf angekündigte Stärkung der Honorarberatung. 

Er sei dennoch nicht enttäuscht vom Koalitionsvertrag, betont Aike Vaqué. „Die aktuelle Koalition besteht aus drei unterschiedlichen Partnern, die viele abweichende Perspektiven haben. Als Unternehmer sind wir immer gefordert, uns den Umständen anzupassen. Unsere Aufgabe muss es unternehmerisch sein, die beste Lösung für den Markt zu finden.“ Der mediale Druck auf die Versicherungsbranche sei nicht immer positiv besetzt. „Umso wichtiger ist es, dass wir als Akteure der Branche Provisionsmissbräuche nicht tolerieren und als leuchtendes Vorbild vorneweg marschieren. Honorarberatung kann ein Teil der Lösung sein, aber wir sehen in der Vermittlung derzeit nur Vorteile für unsere Mandanten und für unsere angebundenen Partner.“ 

Ausschließlich auf Honorarberatung zu setzen, ist auch für Frank Grund nicht die Ideallösung. Dies sei zwar ein „gangbarer Weg“, so der BaFin-Aufseher. „Ich glaube aber nicht, dass man damit jede Verbraucherschicht erreicht. Nach meiner Erfahrung scheuen viele Verbraucher davor zurück, für die Beratung Geld auszugeben.“

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