Flugzeugfonds: Über den Wolken wird es enger

Besondere Bedeutung hat das Geschäftsmodell bei der größten und teuersten Passagiermaschine der Welt A 380. Nach Auskunft des Luftfahrtinformationsdienstes Ascend, waren im Januar 2012 insgesamt 66 der Jumbos ausgeliefert und 176 bestellt. Mit 20 Maschinen dieses Typs nutzt Dubais Fluggesellschaft Emirates nicht nur die meisten A 380-Maschinen, sondern hat die höchste Leasingquote in ihrer Flotte: Nur drei der 162 Flugzeuge stehen im Eigentum der Airline.

Hansa-Treuhand-Vorstand Sönke Fanslow
Hansa-Treuhand-Vorstand Sönke Fanslow

A 380-Hype weicht Faszination

Der nächste Großraumflieger soll im Sommer dieses Jahres abgeliefert werden. Finanziert hat ihn – wie die drei Vorgänger – das Initiatoren-Duo Doric/Hansa Treuhand und deren Anleger. Das Konzept des vierten Fonds der Serie Sky Cloud, der seit Oktober 2011 im Vertrieb ist, haben die beiden Emissionshäuser wieder gemeinsam erarbeitet.

Das Asset Management verantwortet der Offenbacher Luftfahrtspezialist, während sich Hansa Treuhand um die Eigenkapitaleinwerbung kümmert. Mit Erfolg: Rund 136,6 Millionen Euro haben die Hanseaten im vergangenen Jahr für ihre beiden Beteiligungsangebote Sky Cloud III und Sky Cloud IV eingesammelt – mehr als das Doppelte des zweitplatzierten Initiators und langjährigen Marktführers Dr. Peters.

Die erfolgsverwöhnten Flugzeugfondsanbieter haben kein einfaches Jahr hinter sich: Das Investitionsvolumen aller am Markt befindlichen Offerten lag um 38 Prozent niedriger als im Jahr 2010. Das bei Anlegern platzierte Eigenkapital sank im Vergleich zum Vorjahr gar um 48 Prozent von 607 auf 316 Millionen Euro.

„Die Rückgänge sind einer Produktknappheit geschuldet, die wiederum mehrere Ursachen hat. Das Asset Flugzeug ist schwerer zu beschaffen als andere, weil die Airlines die Jets für ihre Flotte selbst bestellen und sich regelmäßig erst dann nach einem Finanzierungspartner umsehen. Dabei stehen die Emissionshäuser auch im Wettbewerb mit institutionellen Investoren aus dem In- und Ausland. Andererseits eignet sich auch nicht jede Fluggesellschaft als Leasingnehmer für ein Publikumsfondsobjekt oder möchte diese Finanzierungsform überhaupt nutzen, was den Kreis der potenziellen Leasingnehmer zusätzlich einschränkt“, berichtet Hansa-Treuhand-Vorstand Sönke Fanslow.

In Dortmund teilt man diese Einschätzung: Dr.-Peters-Chef Salamon verweist zudem auf die hohe Volatilität der Platzierungsvolumina im Segment der Flugzeugfonds während der vergangenen fünf Jahre. „Im Ausnahmejahr 2008 hat die Branche 716 Millionen Euro bei Privatanlegern eingesammelt. Allein unser Haus hatte damals vier A 380 und zwei Boeing 777 im Angebot, für die wir rund 290 Millionen Euro platziert haben. Ein Jahr später warben alle Initiatoren gemeinsam nur 470 Millionen Euro für ihre Flugzeugfonds ein“, sagt Salamon und betont: „Bei der Bewertung des letztjährigen Ergebnisses ist zu berücksichtigen, dass ein Marktteilnehmer drei A-380-Flugzeuge nicht über einen KG-Fonds, sondern an der englischen Börse platziert hat. Dieser Platzierungswert ist korrekterweise nicht in die Statistik der VGF-Branchenzahlen eingeflossen. Würde dieses Eigenkapital mitgerechnet, lägen wir bei einem Eigenkapital von mehr als 500 Millionen Euro und damit auf dem durchschnittlichen Niveau der Jahre 2007 bis 2010.“

Seite 3: Emissionshäuser reißen sich um die Riesenjumbos

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