Finanz-Kommunikation verständlicher denn je

Fachexperten verwenden Fachsprache – oft ohne zu wissen, dass die Inhalte für Laien kaum verständlich sind. Außerdem sind viele Kosten oder Risiken langfristig gesehen von unvorhersehbaren Entwicklungen abhängig, beispielsweise der Entwicklung des Zinssatzes. Somit ist die Forderung, Kosten transparent darzustellen, oft nicht ohne Weiteres umzusetzen. Im Folgenden werden die zentralen Barrieren in aller Kürze angerissen, bevor anschließend mögliche Lösungen angeführt werden.

Erstens: Fachsprache

Fachsprache ist eine Folge der inhaltlichen Komplexität der Produktinformationsblätter. Obwohl für Laien konzipiert, sind PIBs oft gespickt mit Fachsprache. Fachsprache ist der Oberbegriff für komplexe und verschachtelte Satzkonstruktionen, Fachbegriffe, passive Formulierungen, Wortkomposita und Nominalstil. Das zeigt auch eine Untersuchung der H&H Communication Lab GmbH aus dem Jahr 2011, in der die Sprache von Produktinformationsblättern wissenschaftlich untersucht wurde.

Ein Beispiel: „Anfänglich 5,0 Prozent p.a. zeitanteilig ab 2011 (zusätzlich Frühzeichnerbonus für Beitritte bis zum 31. 10. 2010), steigend bis auf 5,5 Prozent p.a. vor Steuern bezogen auf das Kommanditkapital (ohne Agio)“.

Diese fachsprachliche Formulierung ist für Wirtschaftsprüfer und Finanzmathematiker wahrscheinlich ohne Probleme verständlich. Laien ohne fachliche Vorkenntnisse werden an dieser Formulierung mit Sicherheit scheitern.

Zweitens: Darstellung der Kosten

Das Produktinformationsblatt soll die Kosten für den Nutzer transparent darstellen. Aber wie kann das umgesetzt werden? Das Institut für Finanzdienstleistungen empfiehlt, die Kosten in Euro anzugeben. Das Institut für Transparenz in der Altersvorsorge schlägt hingegen vor, die Kosten in Prozent anzugeben. Neben einer fehlenden einheitlichen Darstellung ist eine weitere Schwierigkeit, dass Kosten, die abhängig von einem sich verändernden Zinssatz sind, nicht vorherberechnet werden können.

Drittens: Vergleichbarkeit

Eine zentrale Forderung der Produktinformationsblätter ist, dass es für den Verbraucher möglich sein soll, verschiedene Produkte miteinander zu vergleichen. In der Studie der H&H Communication Lab zeigt sich jedoch, dass der empfohlene Aufbau des Zentralen Kreditausschusses oft sehr frei interpretiert wurde. Allerdings muss der Aufbau zwingend identisch sein, wenn Verbraucher die Produkte schnell und einfach miteinander vergleichen sollen. Hier wiesen die PIBs noch ein großes Optimierungspotenzial auf.

Welche Wege führen zu einer klaren Finanzkommunikation?

Was sollte also beachtet werden, damit Produktinformationsblätter und andere Unterlagen zu Finanzprodukten wie KIIDs und VIBs für den Verbraucher auch tatsächlich zu einer Hilfe werden? Letztlich sind es wenige Punkte, die schon zu einer deutlichen Verbesserung führen können.

Wichtig ist im Hinblick auf Lösungen, dass sie nicht allein von den Unternehmen kommen sollten. Es hängt auch von den verantwortlichen Behörden oder den entsprechenden Vorgaben ab, ob durch die Beipackzettel für Finanzprodukte der Schritt hin zu mehr Verständlichkeit, Transparenz und Vergleichbarkeit gelingt.

Seite 3: Produktinformationsblatt: Zentrale Funktion der Behörden

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