Studie: Standort von Wind- und Solarstromanlagen zweitrangig

Unter Kostengesichtspunkten spielt es kaum eine Rolle, ob Windkraft- und Solaranlagen künftig eher dort errichtet werden, wo die Rahmenbedingungen für die Stromerzeugung besonders günstig ist oder aber dort, wo der Strom verbraucht wird, so eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts IWES in Kassel.

Die Wissenschaftler haben die Studie im Auftrag von dem Projekt Agora Energiewende erstellt. „Unter Kostengesichtspunkten ist die regionale Verteilung der Anlagen beinahe unerheblich. Die  Politik  hat  damit einen  großen  Handlungsspielraum  beim  Ausbau  von  Onshore-Windkraft  und  Photovoltaik“, sagt Rainer Baake, Direktor des von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation getragenen Denklabors.

Werden für die Energiewende vor allem die besten Standorte genutzt – Windkraftanlagen in den Küstenregionen, Solaranlagen in Süddeutschland – müssten zwar insgesamt weniger Anlagen gebaut werden, allerdings verursache die von Zeit zu Zeit nötige Drosselung der Anlagen bei hohem Windaufkommen beziehungsweise starker Sonneneinstrahlung zusätzliche Kosten. Baue man die Anlagen hingegen näher an den Verbrauchszentren, so würden zwar mehr Anlagen benötigt, um die gleiche Strommenge zu produzieren, doch dafür werde das Stromsystem entlastet: Die Anlagen produzierten zu unterschiedlichen Zeiten Strom und speisen diesen näher an den Verbrauchern ins Netz ein. Sie müssten daher im Vergleich zu einem Ausbau an den besten Standorten nur vergleichsweise selten gedrosselt werden.

Nach Einschätzung der Studienersteller wäre auch eine Stromversorgung Deutschlands möglich, die zu einem wesentlichen Teil auf Fotovoltaikanlagen und daran angeschlossene Batteriespeicher basiert – zumindest in der Theorie. Ein solches Szenario wurde in der Studie erstmals auch unter Kostengesichtspunkten betrachtet. Damit solch ein Szenario zu vergleichbaren Gesamtkosten wie die anderen Szenarien führt, müssten die Preise für dezentrale  Fotovoltaik-Batteriespeicher-Systeme in den kommenden 20 Jahren um 80 Prozent fallen. Dies erscheine aus heutiger Sicht allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Auf die Sicherheit der Stromversorgung hätte eine große Anzahl von Fotovoltaik-Batteriespeichersystemen keine Auswirkungen. Auch bei einer Leistung von 150 Gigawatt – dem fünffachen von heute – könne das Stromsystem noch sicher arbeiten. „Vor dem Hintergrund der noch sehr hohen Kosten für Photovoltaik-Batteriespeicher-Kombinationen ist allerdings ein starker Fokus auf solche Systeme derzeit nicht erstrebenswert“, sagt Baake.

Seite 2: Die Wissenschaftler sehen Einsparpotenzial von 2,5 Milliarden Euro jährlich bei Umsetzung der Energiewende

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