Forward-Darlehen und variable Zinsen: Flexibilität nutzen

Für viele Deutsche sind die eigenen vier Wände durch die Niedrigzinsen erschwinglicher geworden. Trotzdem werden Darlehen in der Regel nicht lockerer vergeben.

Darlehen: Immobilienkauf

„In der aktuellen Situationen achten die Kreditgeber stark auf die langfristige Tragfähigkeit einer Finanzierung für den Fall eines Zinsanstiegs“, berichtet Michael Neumann, Geschäftsführer der Hypoport-Tochter Qualitypool.

Nach Aussage von Andreas Pflegshoerl, Leiter Sales Management bei ING Diba, setzt die Bank einen theoretischen Zins von acht Prozent per annum für eine Anschlussfinanzierung an, um die Nachhaltigkeit einer Finanzierung zu prüfen. Dies sollte ein Käufer finanziell schultern können.

„Bauherren oder Käufer sollten sich nicht überschätzen und die Belastungen sowie mögliche Kostensteigerungen auch stemmen können. Es gilt daher nach wie vor die Faustregel, dass man etwa 20 Prozent Eigenkapital mitbringen sollte. Ist das Eigenkapital niedriger, muss die Bonität stimmen“, betont Robert Annabrunner, Fachbereichsleiter Drittvertrieb bei der Postbank- Marke DSL Bank.

Variable Zinsen als Alternative?

Immobilienkäufer, die dagegen über finanziellen Spielraum verfügen und sich nicht sicher sind, ob das Zinsniveau sogar noch weiter sinkt, könnten versucht sein, auf Darlehen mit variablen Zinsen zu setzen.

Bei diesen Krediten orientiert sich der Zins am Euribor, dem Satz, zu dem sich die Banken Geld leihen. In der Regel erfolgt alle drei Monate eine Anpassung an das aktuelle Niveau. Zudem darf der Kunde diese Darlehen in beliebiger Höhe tilgen oder sogar ganz ablösen.

Sie bieten somit maximale Flexibilität, aber auch ein höheres Risiko als eine Zinsfestschreibung. Den gesamten Kaufpreis auf diese Weise zu finanzieren, dürfte allerdings für die meisten Käufer zu riskant sein.

Darüber hinaus verlangen die Banken in diesem Fall eine sehr gute Bonität. Für die Mehrheit der Kunden kommen variable Darlehen daher nur als Beimengung infrage. Oft werden sie über zehn bis 30 Prozent der Gesamtsumme abgeschlossen.

„Solche Darlehen können sinnvoll sein, wenn der Kunde variable Gehaltsbestandteile hat oder in näherer Zeit eine größere Geldsumme, etwa aus einer Erbschaft oder Lebensversicherung erwartet, die er zur Tilgung einsetzen möchte“, erklärt Eva Grunwald, Leiterin Baufinanzierung bei der Deutschen Bank.

„Variable Darlehen können in Finanzierungen eingebunden werden, wenn der Kunde mit einem stabilen beziehungsweise fallenden Zinsniveau rechnet oder einen größeren Geldeingang zu einem noch nicht konkreten Termin erwartet. Der Anteil eines variablen Darlehens ist von der persönlichen Situation des Darlehensnehmers abhängig. Spekuliert ein Darlehensnehmer auf fallende Zinsen, könnte ein variables Darlehen ebenfalls interessant sein, da es sich kurzfristig in ein Darlehen mit Zinsfestschreibung umwandeln lässt“, sagt Alexander Christ, CEO bei Creditweb Deutschland.

Splittung der Darlehenssumme

Allerdings sollten Käufer in der aktuellen Situation bedenken, dass der Vorteil beim gegenwärtigen Niedrigzinsniveau gering ist. „In der Regel verlangen Produktgeber bei einem Darlehen mit variablen Zinsen einen Aufschlag von einem bis 1,2 Prozent auf den Euribor. Bei einem Euribor von 0,8 Prozent ist für ein derartiges Darlehen somit schnell ein Zins von zwei Prozent per annum zu entrichten, das unterscheidet sich kaum von einer Kondition für eine fünfjährige Zinsbindung“, erläutert Dirk Günther, Geschäftsführer der Interhyp-Tochter Prohyp.

Eine weitere Möglichkeit, sich Flexibilität für Zinsänderungen zu schaffen, ist die Splittung der Darlehenssumme. So könnte etwa 50 Prozent des Betrags über ein zehnjähriges Darlehen finanziert werden und weitere 50 Prozent über ein fünfjähriges. Dies bietet den Vorteil, dass nicht die ganze Summe auf einmal zur Prolongation ansteht, falls es zu zum Ende der Laufzeit etwa einen deutlichen Zinsanstieg gibt.

Seite zwei: Darlehenssplittung erschwert den Bankwechsel bei Prolongation

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