Wohnimmobilienkreditrichtline: Baugewerbe fordert Korrektur

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe hat die Auswirkungen der neuen Wohnimmobilienkreditrichtline deutlich kritisiert. Junge Familien und ältere Menschen würden durch die Regelung vermehrt von einer Immobilienfinanzierung ausgeschlossen.

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Der Zentralverband mahnt, dass die Bildung von Wohneigentum als wichtiger Baustein der Altersvorsorge erleichtert und nicht verhindert werden sollte.

Die Bundesregierung sei bei der Umsetzung der Regulierung über das Ziel hinaus geschossen. „Die Richtlinie ist erst seit vier Monaten in Kraft, ihre negative Wirkung zeigt sich schon heute. Junge Familien und ältere Menschen werden vermehrt von Krediten ausgeschlossen; die einen haben damit keine Chance Wohneigentum zu bilden, die anderen können ihre Eigenheime nicht sanieren“, sagt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

Keine Blasengefahr wie in Spanien

Die Überlegungen zu dieser Richtlinie seien vor dem Hintergrund der Finanzkrise und der Immobilienblase vor allem in Spanien zu sehen. Im Deutschland bestehe diese Gefahr angesichts von mehr als 400.000 fehlender Wohnungen pro Jahr jedoch nicht.

Ziel der Richtlinie ist es, dass die Finanzierer darauf achten, dass der Kunde den Kredit über die gesamte Laufzeit zurückzahlen kann. Dies werde insbesondere für junge Familien zum Problem, deren Lebensplanung noch nicht abgeschlossen ist.

Sie hätten damit geringere Chancen, Wohneigentum zu bilden, was angesichts der zu erwartenden niedrigen Renten unhaltbar sei. „Gerade Wohneigentum beugt Altersarmut vor“, so der Zentralverband.

Aber auch für ältere Menschen werde es schwerer, Kredite etwa für Sanierungsmaßnahmen am eigenen Haus zu bekommen.

Neubau von Häusern und Wohnungen nicht behindern

Der zweite Aspekt der Richtlinie, dass Banken den Wert der Immobilie nicht berücksichtigen dürfen, führt nach Aussage des Zentralverbands zu erheblichen Restriktionen bei den Kreditvergaben.

„Unsere Unternehmen berichten uns vermehrt von Fällen, in denen Baumaßnahmen geplatzt sind, weil Banken die Kredite nicht gewährten. Das passt überhaupt nicht zu den Zielen der Energiewende, denn es muss ja mehr saniert werden und nicht weniger. Und wir brauchen mehr Wohnungsneubau und nicht weniger“, so Pakleppa.

Die ursprüngliche EU-Richtlinie habe daher auch vorgesehen, dass die verschärften Regelungen nicht bei Kreditverträgen gelten sollten, die zum Bau oder zur Renovierung der Wohnimmobilie dienen.

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„Diesen Halbsatz hat die Bundesregierung bei der Umsetzung der EU-Richtlinie in nationales Recht unterschlagen und die jetzige Situation ausgelöst. Unsere Nachbarn in Österreich waren schlauer. Sie haben genau diesen Satz übernommen“, kritisiert Pakleppa. Daher fordere der Zentralverband die Bundesregierung auf, die Immobilienkreditrichtlinie in diesem Sinne zu ändern. (bk)

Foto: Shutterstock

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