Ifo-Geschäftsklima: Top-Manager im Stimmungshoch

Die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen ist zurück auf Vorkrisen-Niveau. Der Geschäftsklima-Index des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) stieg im Juni überraschend auf 101,8 Punkte nach 101,5 Zählern im Mai. Die Erwartungen sind allerdings gedämpft.

Hans-Werner Sinn
Hans-Werner Sinn

Das wichtigste Stimmungsbarometer für die Entwicklung der Wirtschaft erreichte damit den höchsten Stand seit Mai 2008. „Die Konjunkturerholung setzt sich fort“, so der Kommentar von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn zur Umfrage unter 7.000 Top-Entscheidern der deutschen Wirtschaft.

Der Optimismus der Manager stützt sich vor allem auf die laufenden Geschäfte, die in einigen Branchen fast schon wieder brummen. Dieser Teilindex kletterte von 99,4 auf 101,1 Punkte und erreichte den höchsten Stand seit Ausbruch der Finanzkrise im September 2008.

Fachleute sehen dies als Signal für ein starkes Frühjahrs- und Sommerquartal. Beim Blick nach vorne geben sich die Firmen-Chefs schon zurückhaltender und schätzen ihre Aussichten für die kommenden sechs Monate nicht mehr so gut ein wie im Mai. Der Index für die Erwartungen sank auf 102,4 von 103,7 Punkten. Das war bereits der zweite Rückgang in Folge.

Der Deutschland-Chefvolkswirt von Unicredit, Andreas Rees, hält deshalb eine Konjunkturverlangsamung zur Jahreswende für immer wahrscheinlicher. „Zum einen belastet die Schuldenkrise, zum anderen die Sparmaßnahmen und das Auslaufen der Konjunkturprogramme.“ 2011 werde für die deutschen Exporteure ein schwieriges Jahr.

In der vergangenen Woche hatte bereits das Kieler Institut für Weltwirschaft prognostiziert, dass sich die Konjunktur im kommenden Jahr abkühlen wird. Auch der ZEW-Konjunkturindex hatte zuletzt Zweifel an einem nachhaltigen Aufschwung genährt.

Die Analysten der Dekabank sehen im Rückgang der Geschäftserwartungen eine geordnete und angemessene Reaktion auf etwas verhaltenere Konjunkturperspektiven. „Auslaufende Konjunkturprogramme und Konsolidierungsmaßnahmen der Finanzpolitik dämpfen die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung“, heißt es aus der Deka-Research-Abteilung.

Die Firmen selbst gehen davon aus, dass ihre Exporte nicht mehr ganz so kräftig wachsen wie zuletzt. „Dennoch bewerten sie ihre Perspektiven für das Auslandsgeschäft weiterhin als sehr gut“, erklärte das Ifo. Bei den Industriebetrieben habe sich die Stimmung verbessert, die Firmen würden voraussichtlich kaum mehr Stellen abbauen. Während sich die Stimmung im Großhandel und Baugewerbe weiter verbessert habe, trübte sich das Klima im Einzelhandel etwas ein.

Die meisten Experten sagen der Konjunktur für das laufende Jahr ein Anziehen von rund zwei Prozent voraus. Das stärkste Quartal dürfte das im Juni zu Ende gehende sein. Für die zweite Jahreshälfte rechnen viele Fachleute bereits damit, dass sich das Wachstum wieder etwas abschwächt. „Einen Einbruch brauchen wir aber nicht befürchten“, sagte WestLB-Analyst Jörg Lüschow. (hb)

Fotos: Shutterstock, commons.wikimedia.org

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