Erwartungssteuerung der Fed widerspricht der Marktstimmung

Die Erwartungen des Marktes decken sich nicht mit den zu erwartenden Handlungen der Federal Reserve (Fed). Noch sehen die Märkte einer Erhöhung des Leitzinses skeptisch entgegen, doch viel deutet daraufhin, dass die Fed die Geldpolitik straffen wird. Gastbeitrag von Franck Dixmier, Allianz Global Investors

Franck Dixmier von Allianz Global Investors sieht durch die Übernahme eine geschlossene Lücke im Angeot.
Franck Dixmier: „Aus fundamentaler Sicht lassen die Stärke der US-Wirtschaft und die Lage am Arbeitsmarkt eine künftige Beschleunigung der Inflation erwarten.“

Während die Märkte abwägen, was der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) bei seinem Treffen am 19. und 20. September beschließen wird, lassen widersprüchliche Äußerungen einiger FOMC-Mitglieder die Notenbank etwas orientierungslos erscheinen. Hinzu kommt, dass sich trotz einer neunjährigen Aufschwungphase und angespannter Arbeitsmarktlage die Inflation nicht beschleunigt hat.

Märkte sind skeptischer als Fed

Die Erwartungssteuerung (Forward Guidance) der Federal Reserve für die Entwicklung der Leitzinsen und die Erwartungen des Marktes liegen weit auseinander: Auf der einen Seite zeigen die sogenannten Fed Dots vom Juni, dass 70 Prozent der FOMC-Mitglieder mindestens eine weitere Zinserhöhung von 25 Basispunkten noch in diesem Jahr erwarten; 80 Prozent gehen davon aus, dass die Leitzinsen Ende 2018 noch höher liegen dürften.

Auf der anderen Seite erwarten die Märkte mit einer rund 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit eine Zinserhöhung von 25 Basispunkten bis Jahresende und mit 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen Zinserhöhungsschritt bis Ende 2018.

Für die Skepsis der Märkte gibt es mehrere Gründe: Erstens ist der Lohndruck bislang nicht gestiegen. Zweitens bleiben Zweifel, ob Präsident Trump in der Lage sein wird, mit weiteren Reformen die Wirtschaft anzukurbeln. Drittens trüben die durch den Hurrikan Harvey verursachten Schäden die Sicht auf die künftige Wachstums- und Inflationsentwicklung.

Inflation rechtfertigt präventiven Zinsschritt

Und viertens schließlich erschweren die überraschende Ankündigung des bevorstehenden Rückzugs des stellvertretenden Fed-Vorsitzenden Stanley Fischer und das anstehende Ende von Janet Yellens Amtszeit im Februar 2018 die Sicht zusätzlich.

Trotz der Unwägbarkeiten bietet die Pressekonferenz am 20. September der Fed die Gelegenheit zu bekräftigen, dass sie weiterhin die Zinsen erhöhen und an ihrer Strategie festhalten will. Aus fundamentaler Sicht lassen die Stärke der US-Wirtschaft und die Lage am Arbeitsmarkt eine künftige Beschleunigung der Inflation erwarten.

Das würde auch einen „präventiven“ Zinsschritt rechtfertigen. Darüber hinaus steht zu erwarten, dass die Fed den Startschuss für den Prozess zur Reduzierung ihrer Bilanzsumme ab Oktober geben wird. Bislang hatte sie diese Maßnahme im Rahmen der geldpolitischen Normalisierungsbemühung stets niedriger priorisiert.

Fed-Tenor weniger moderat als Erwartung der Märkte

Wir erwarten daher, dass der Tenor der Fed-Verlautbarungen weniger moderat sein wird als die Märkte erwarten. Das sollte es ihr ermöglichen, mit ihrer Forward Guidance die Märkte auf eine Zinserhöhung im Dezember vorzubereiten.

Franck Dixmier ist Global Head of Fixed Income bei Allianz Global Investors

Foto: Allianz Global Investors

 

 

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