Experten liegen mit Dax-Prognose oft daneben

Rund um den Jahreswechsel geben viele Börsenexperten eine Dax-Prognose ab. Leider können Investoren sich auf diese Einschätzungen nicht verlassen.

Die Experten-Prognosen für den Dax sollten nicht als Anlagekriterium verwendet werden.
Die Experten-Prognosen für den Dax sollten nicht als Anlagekriterium verwendet werden.

In der Rückschau ist der Durchschnitt sämtlicher Prognosen jedoch nicht weit von der jährlichen durchschnittlichen Wertentwicklung des Dax entfernt. Für die Auswertung griff die Sutor Bank auf die veröffentlichten Dax-Prognosen verschiedener Finanzexperten und Bankhäuser zurück. Mit Blick auf die letzten 20 Jahre beträgt der jährliche Durchschnitt aller Schätzungen 8,55 Prozent. Damit liegt der langfristige Schnitt der Prognosen wiederum annähernd im Bereich des Mittelwertes, der sich aus der tatsächlichen Wertentwicklung des Dax über die letzten 20 Jahre ergibt (7,14 Prozent).

Große Unterschiede

Auf Jahresebene kommt es zu teilweise sehr hohen Abweichungen zwischen durchschnittlichen Prognosen und tatsächlicher Wertentwicklung des Dax. Besonders eklatant tritt dies in den Baisse-Jahren 2002 und 2008 zutage: Eine durchschnittliche Dax-Prognose von 10,91 Prozent stand 2002 einer tatsächlichen Dax-Entwicklung von -43,94 Prozent gegenüber; 2008 lag die durchschnittliche Dax-Erwartung bei 6,75 Prozent, tatsächlich verlor der Dax 40,37 Prozent.

Lediglich in den Jahren 2004 und 2015 lagen der Durchschnitt der Prognosen und die tatsächliche Dax-Entwicklung relativ eng beieinander (2004: Prognose 6,93 Prozent vs. Dax 7,34 Prozent; 2015: Prognose 9,44 Prozent vs. Dax 9,56 Prozent). Allein in 13 der letzten 20 Jahre lag die Abweichung zwischen durchschnittlicher Prognose und tatsächlicher Performance bei mehr als 10 Prozentpunkten.

„Wären die Dax-Prognosen nur ein kurzweiliger, unterhaltsamer Beitrag der Kapitalmarktbranche zum Jahreswechsel, könnte man dies so stehen lassen. Doch falls ein Investor diese Prognosen für seine Anlagestrategie berücksichtigen wollte, könnte dies großen Schaden anrichten“, sagt Lutz Neumann, Leiter der Vermögensberatung der Sutor Bank. „So sinnlos die Prognosen kurzfristig sind – die Betrachtung des langfristigen Durchschnitts der Vorhersagen zeigt zumindest, dass auch ein Stückchen Wahrheit darin steckt. Anleger sollten sich jedoch grundsätzlich unabhängig von Prognosen auf ihre langfristige Portfoliostrategie konzentrieren“, sagt Neumann. (tr)

Foto: Shutterstock

 

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