Ende des Euros?

Die Diskussion über den Zusammenbruch der Europäischen Währungsunion ist stiller geworden. Zu unrecht meint das Feri Institut, das in einer Studie das Risiko eines möglichen Endes der Währungsunion untersucht hat.

Das Feri Institut hält das Ende des Euros für möglich.

Ein künftiger Zerfall der europäischen Währungsunion (EMU) ist keineswegs vom Tisch. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Zukunftsrisiko Euro Break Up“, die das Feri Cognitive Finance Institute in Frankfurt vorstellte. Demnach sei die aktuelle Stimmungslage in Europa trügerisch.

„Weder die Wahlergebnisse in Italien noch die aus Paris und Brüssel vorangetriebenen neuen Ideen tragen zur langfristigen Stabilisierung in Europa bei“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Leiter des Feri Cognitive Finance Institute und Autor der Studie.

Reformen würden Euro schwächen

In Wahrheit gehe es bei den sogenannten Reformvorschlägen für die EMU einzig darum, sich zu finanzieren. „Sei es durch neue Möglichkeiten für öffentliche Verschuldung oder – noch gefährlicher – durch schlichte Sozialisierung von Risiken“, so Rapp. Durch Umverteilung von Risiken im Wege einer Transferunion werde die EMU keineswegs sicherer, sondern ökonomisch schwächer, politisch fragiler und strategisch anfälliger.

„Hier werden pathologische Anreizsysteme geschaffen, die die strukturellen Probleme der EMU verstärken und ihre Substanz gefährden“, so Rapp. Sollte der politische Weg, wie derzeit absehbar, tatsächlich in eine Transferunion führen, drohe innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre der Zerfall der EMU.

Die Eurozone in eine Transferunion umzugestalten bedeute, sich von der ursprünglichen Idee der Währungsunion zu verabschieden, die auf Grundlage des Maastricht-Vertrages stand und an Regeln gebunden war.

„Dieser Weg ist nicht nur eine Bankrotterklärung für alle früheren Versprechungen einer stabilen Währungsunion; er führt auch direkt in die weitere Zerrüttung der Eurozone“, warnt Rapp. Das belegten sowohl ökonomische, politische wie auch spieltheoretische Analysen. „Somit stellt sich heute ganz nüchtern die Frage: ‚EMU Wake Up‘ oder ‚EMU Break Up‘?“, mahnt Rapp.

Destruktiver Populismus

Die grundlegenden Probleme der Europäischen Währungsunion seien zuletzt nur überdeckt worden, speziell durch geldpolitische Maßnahmen. In den vergangenen fünf Jahren habe die Europäische Zentralbank rund 2,3 Billionen Euro an neuem Geld geschaffen und direkt in das europäische Finanzsystem gepumpt.

„Mit diesem Betrag könnte man rund 23 Prozent der Staatsschulden der Eurozone tilgen oder ein prekäres Land wie Italien von seinen gesamten Staatsschulden befreien“, sagt Rapp, „doch stattdessen hat die Geldflut der EZB neue Probleme geschaffen und bestehende verschärft“. 2018 werde sich als entscheidendes Jahr herausstellen, denn: „Die monetäre Intensivbetreuung der Eurozone durch die EZB läuft 2018 aus“, so Rapp.

Speziell Italien bleibe auch nach der jüngsten Wahl das schwächste Glied der EMU. „Italien hat seit Jahren ein massives ökonomisches und finanzielles Problem. Die Europa-Müdigkeit der Italiener führt inzwischen nur noch zu destruktivem Populismus“, warnt Rapp.

Gefährliche Target-Salden

Zu den größten langfristigen Risiken für die Europäische Währungsunion zähle jedoch die Ausweitung der Target-Salden, die ein grundlegender Konstruktionsfehler der Währungsunion seien. „Entgegen seiner ursprünglichen Zielsetzung wird das Target-System seit Jahren als kostenloser Kreditbrief missbraucht“, kritisiert Rapp.

Deutschland habe über 900 Milliarden Euro an TARGET-Salden; diese seien jedoch wenig werthaltig und könnten im Zweifel kaum jemals wieder eingefordert werden. „Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, aber von der EZB toleriert, bauen sich hier finanzielle und politische Spannungen auf, die für die Zukunft der EMU extrem gefährlich werden können“, sagt Rapp.

Welche Konsequenzen diese Entwicklungen nach sich ziehen, welche Szenarien sich daraus für die Zukunft der Europäischen Währungsunion ergeben und welche Risiken für Investoren und Vermögensinhaber resultieren, analysiert das Feri Cognitive Finance Institute in seiner neuen Studie „Zukunftsrisiko Euro Break Up – Hintergründe, aktuelle Entwicklungen und mögliche Konsequenzen“.

Foto: Shutterstock

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