Freuen sich die Zins-Fans zu früh?

Der über 30 Jahre andauernde Abwärtstrend am Zinsmarkt scheint Geschichte zu sein. Auch wenn an vielen Stammtischen quer durch die Republik immer noch über die niedrigen Zinsen gejammert wird, ist doch schon eine Trendwende zu erkennen.

Die Bröning-Kolumne

„Investoren sollten sich darauf einstellen, dass wir früher oder später steigende Zinsen in der Eurozone bekommen werden.“

Seit dem Renditetief der zehnjährigen deutschen Bundesanleihen aus dem Sommer 2016 (minus 0,2 Prozent!) ist die Rendite des als Gradmesser geltenden Rentenpapiers auf 0,6 Prozent gestiegen.

Zwar belässt die EZB die Leitzinsen derzeit noch bei null Prozent, in seiner jüngsten Pressekonferenz hat EZB-Chef Mario Draghi aber bereits die Weichen für Zinsanhebungen gestellt.

Die amerikanische Notenbank FED ist der Eurozone weit voraus. In mehreren Schritten wurden die Leitzinsen seit Dezember 2015 auf aktuell 1,50 bis 1,75 Prozent erhöht. Für die Eurozone rechnen Experten mit ersten Zinsschritten im Jahr 2019.

Kosten von Immobilienkrediten werden steigen

Die meisten Bundesbürger würden das Ende der Nullzinsen als Erleichterung auffassen. Endlich gäbe es wieder Zinsen auf das so heiß geliebte Tagesgeld und scheinbar sicherer Anlagen wie Anleihen oder Sparbücher.

Die Zins-Jammer-Fraktion sollte aber auch berücksichtigen, dass zum Beispiel Immobilienkredite, die heutzutage für gut zwei Prozent bei einer Laufzeit von zehn Jahren zu haben sind, dann wesentlich teurer werden würden.

In den 1980er und 1990er Jahren waren Immobiliendarlehen mit Zinssätzen von acht bis zehn Prozent die Regel. Hohe Zinsen haben immer auch zwei Seiten.

Keine deutliche Erhöhung in der Eurozone

Doch kann nun davon ausgegangen werden, dass die Zinsen wieder auf alte Niveaus zurückkehren? Wohl eher nicht. Bei den aktuellen Schuldenständen in der EU sind Zinsen im mittleren einstelligen Bereich oder mehr kaum vorstellbar.

Länder wie Italien, Spanien oder selbst Frankreich – die einen Risikoaufschlag auf die deutschen Zinsen zahlen müssen – können die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen gerade noch so stemmen.

Ganz zu schweigen von den teilweise hoch verschuldeten Banken und Unternehmen der Peripherieländer. Eine (deutliche) Zinserhöhung in der Eurozone hätte hier Unternehmenspleiten zur Folge und Abschreibungen in Milliardenhöhe.

Seite zwei: Inflation steigt nur langsam

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