Unsicherheit über zukünftige Immobiliennachfrage wächst

Trotz einer weiterhin guten Finanzierungslage verzeichnet der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) im 1. Quartal 2018 einen Rückgang um 7,9 auf minus 7,8 Punkte. Getrieben wird der Rückgang von einer wahrnehmbaren Eintrübung der Geschäftserwartungen für gewerbliche Immobilienfinanzierungen in den nächsten sechs Monaten. Der entsprechende Teilindikator sinkt auf minus 25,6 Punkte. Bei der Befragung im 4. Quartal 2017 hatten sich die Erwartungen noch aufgehellt.

Helge Scheunemann, JLL: „Für die Flächenumsätze und die Anzahl der neu abgeschlossenen Mieterträge im stationären Handel wird von einem weiteren Rückgang ausgegangen.“

Über alle Nutzungsarten hinweg ist die Einschätzung bei 76 Prozent der Teilnehmer im zurückliegenden Halbjahr unverändert positiv, bei 17 Prozent sogar verbessert. Der Teilindikator notiert mit einem Stand von plus 10,1 einen leichten Anstieg.

Schwierige Zinsentwicklung

„Neben dem anhaltend intensiven Wettbewerbsdruck unter den Finanzierern dürfte der Rückgang der Erwartungen mit einer gestiegenen Unsicherheit über die zukünftige Nachfrage nach Immobilien und folglich auch nach Immobilienfinanzierungen zusammenhängen“, so Anke Herz, Team Leader Debt Advisory JLL Germany.

„Mit dem Wechsel an der Spitze der US-Zentralbank und dem anziehenden Inflationsdruck haben die Erwartungen für steigende Leit- und Langfristzinsen in den Vereinigten Staaten erneuten Auftrieb bekommen. Ein solcher Anstieg würde die erwarteten Renditen für Immobilieninvestitionen steigen lassen, Kapitalbewegungen in den US-amerikanischen Markt für Gewerbeimmobilien auslösen und zugleich den Druck auf die EZB erhöhen, auch im Euroraum den Leitzins anzuheben“, sagt Dr. Oliver Lerbs, kommissarischer Leiter des Forschungsbereichs Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

Und weiter: „Noch gibt es jedoch keine belastbaren Anzeichen für eine hiesige Zinswende, aber die Ausschläge an den Aktienmärkten Anfang Februar signalisieren eine gewisse Nervosität nicht nur unter den Börsianern.“

Pessimistische Erwartungen insbesondere bei Einzelhandelsfinanzierungen

Die aktuelle Bewertung der Situation am Finanzierungsmarkt der letzten sechs Monate zeigt sich gegenüber dem 4. Quartal 2017 kaum verändert: Büro, Logistik und Wohnen können leicht zulegen, Einzelhandelsimmobilien verlieren leicht.

Eine rückläufige Tendenz zeigt sich dagegen für alle Nutzungsarten bei den Erwartungen: sämtliche Teilsalden rutschen erkennbar ins Minus. Nach dem Transaktions-Rekordjahr 2017 sehen die Finanzierer insbesondere die Entwicklung bei Einzelhandelsfinanzierungen weiterhin mit gemischten Gefühlen: während die aktuelle Finanzierungssituation noch recht ausgeglichen beurteilt wird, erreicht der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen im kommenden Halbjahr mit minus 48,5 Punkten einen neuen Tiefstand.

„Zwar rechnet die Einzelhandelsbranche für 2018 mit steigenden Umsätzen, der erwartete Zuwachs kommt jedoch überwiegend vom Online-Geschäft. Für die Flächenumsätze und die Anzahl der neu abgeschlossenen Mietverträge im stationären Handel wird dagegen von einem weiteren Rückgang ausgegangen“, so Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany.

Seite zwei: Refinanzierungsmärkte: Steigende Kosten bei Bankschuldverschreibungen

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