„Unser Geschäftsmix lautet nicht nur Rente, Rente, Rente“

Bierbaumkopie
Bierbaum: „Aktuell kann keine Rede davon sein, dass das Neugeschäft für den Bestand bezahlt.“

Haben die Neukunden dadurch das Nachsehen in puncto Überschussbeteiligung?

Bierbaum: Das ist so nicht zutreffend. Wir zahlen auch den neuen Kunden auf ihren Sparanteil heute immer noch eine Gesamtverzinsung von gut drei Prozent plus Schlussüberschuss plus Beteiligung an den Bewertungsreserven. Von daher kann aktuell keine Rede davon sein, dass das Neugeschäft für den Bestand bezahlt. Im Gegenteil: Der Bestand verbraucht seine Reserven, die sich gebildet haben. Im Moment profitiert der Neukunde noch von den höheren Kupons im Bestand. Hervorzuheben ist außerdem, dass wir unseren Garantiezinsdurchschnitt im Bestand weiter reduzieren konnten, weil wir in den letzten Jahren im Geschäft mit Garantieverträgen zu 1,75 Prozent und zu 1,25 Prozent gut gewachsen sind und dadurch eine gute Durchmischung in unserem Gesamtbestand erreicht haben.

Viele ihrer Mitbewerber ziehen sich aus dem Segment der klassischen Lebens- und Rentenversicherung zurück oder vertreiben dieses nicht mehr aktiv. Wie beurteilen Sie die Situation der ‚Klassik‘?

Bierbaum: Wir hatten neulich eine Veranstaltung zu unserer neuen Fondsrente ALfonds-IAS. Meine Aufgabe war es dabei, die Chancen und Risiken unserer Vorsorgeprodukte zu erläutern. Ich sagte, dass für viele Leute eine fondsgebundene Police mit Steuerungselementen sicherlich das Richtige ist, nämlich für jene, die bereit sind, gewisse Kursrückschläge zu verkraften. Aber es gibt eben auch viele Menschen mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis, die sich eine harte Garantie wünschen. Und dann bin ich bei der ‚Klassik‚. Wie Sicherheit und Chancen zu bewerten sind, unterliegt dabei der individuellen Einschätzung des Kunden, das machen doch nicht wir.

Die Indexpolice erfreut sich im Markt einer zunehmenden Beliebtheit. Die Alte Leipziger gehört bislang nicht dazu. Warum nicht?

Bierbaum: Bei indexgebundenen Rentenversicherungen fließt die gesamte Verzinsung oberhalb des Beitragserhalts in die Indexpartizipation, ein Schlussüberschuss ist hier meist nicht vorgesehen. Das heißt, diese Art der „neuen Klassik“ hätte im Zweifelsfall gar keine Schlussüberschussmittel als Risikopuffer. Somit ist eine derartige Police für das Unternehmen aus risikotechnischer Sicht gar nicht mal viel besser oder sogar riskanter als die herkömmliche Klassik. Anstelle einer Indexbindung arbeiten wir lieber an einer Modernisierung der ‚Klassik‘. Klassik meint letztendlich eine Glättung der Erträge, sodass der Kunde kein ‚Timing- Risiko‘ tragen muss. Kurzum: Es gibt eine gewisse Zinsgarantie, hinzu kommt eine variable Überschussbeteiligung.

An welche Produktinnovation in der Lebensversicherung arbeiten Sie derzeit?

Bierbaum: Wir werden demnächst mit einem Produkt in den Markt eintreten, das vier Elemente beinhaltet: Eine Zinsgarantie, eine feste Rentenhöhe und ganz wichtig: Transparenz und Flexibilität. Ich denke, damit fahren wir sehr gut, weil wir traditionell der Meinung sind, dass Stabilität und Sicherheit nie aus der Mode kommen werden.

Nun hört man aber immer wieder, dass Sicherheit für den Kunden zwar eine schöne Sache ist, aber die klassische Lebensversicherung aus Renditegesichtspunkten nicht ausreichen würde, um eine auskömmliche Rente zu erzielen. Was sagen Sie dazu?

Botermann: Der Kunde wird als Opfer der Niedrigzinspolitik leider nicht drumherumkommen, mehr sparen zu müssen bisher. Es ist nun mal so: Wenn der Bürger heute seine Altersvorsorge plant, dann muss er bei gleichem Risiko deutlich mehr aufwenden, um seine Sparziele zu erreichen, als es früher der Fall war.

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Bierbaum: Dazu kann ich eine kleine Anekdote erzählen: Ein Professor an meiner Universität in Berlin war zuvor einige Jahre in den USA tätig. Eines Tages sagte er mir, dass der Bescheid seines Pensionsfonds ergab, dass seine Rente jetzt 20 Prozent niedriger als im Vorjahr ausfallen wird. Daraus folgt: Wenn ein Kunde ein derartiges Ereignis verkraften kann, könnte er selbstverständlich eine fondsgebunde Versicherung abschließen. Wenn dies aber nicht so ist, dann muss er eben auf die Rendite-Chance nach oben verzichten. Jeder Einzelne muss zusammen mit seinem Berater herausfinden, was für ihn das Richtige ist.

Interview: Lorenz Klein

Foto: Andreas Varnhorn

Lesen Sie das vollständige Interview im aktuellen Cash.-Magazin 06/2016.

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