Einstieg in die Assekuranz: Was hat Google vor?

So überrascht es denn nicht, dass Google sich der Thematik von einer anderen Seite nähert. Google ist in Sachen künstlicher Intelligenz – KI – weltweit führend aufgestellt. In zahlreichen Bereichen setzt Google diese bereits ein.

Hierzulande hat man sich die Schadendaten eines Unfallversicherers geben lassen und die KI beurteilen lassen, wie diese den Schaden reguliert hätte. Schon im ersten Anlauf hat die KI dabei in 85 Prozent aller Fälle die gleiche Entscheidung getroffen wie der Mensch.

Das maschinelle Lernen der KI-Systeme kann zügig zu Verbesserungen führen und damit vermutlich schon sehr bald dafür sorgen, dass allenfalls noch komplexere Schadensszenarien von menschlichen Sachbearbeitern bearbeitet werden müssen.

Tod des Innendiensts?

Für alles andere reicht dann eine Eingabe per App oder ein Einscannen der Dokumente. Diese können per Schnittstelle an Googles Dienst übergeben werden. Gegen eine überschaubare Gebühr ersetzt Google damit die Innendienstkräfte des Versicheres, preiswerter, redundanter, skalierbarer und vermutlich auch sonst zuverlässiger.

Da ist Google wieder ganz bei sich: Es übernimmt nicht einfach ein beliebiges Geschäftsmodell, sondern ersetzt durch einen anderen Ansatz Teile der bisherigen Wertschöpfungsketten.

Gleichzeitig sammelt der Internetriese dabei natürlich Unmengen an Daten und erfährt auf diese Weise wie viele Schäden in welcher Höhe bei welchen Deckungen auftreten. Das verschafft Google damit aber auch das notwendige Datenmaterial, um Risiken insgesamt bewerten und tarifieren zu können. Es gibt Google die Möglichkeit, neuartige Sicherungskonzepte zu entwickeln.

Keine Konkurrenz zu erwarten

Zu erwarten ist, dass Google schon bald auch für die nächsten Teile der Wertschöpfungskette im Versicherungsbereich mit seinen Mitteln agieren wird. Das könnte beispielsweise die Schadensermittlung im biometrischen Bereich oder auch die Risikovorprüfung sein.

Am Ende wird Google weder dem Versicherer noch dem Vermittler Konkurrenz machen, indem die tradierten Tätigkeitsfelder abgebildet werden. 

Es widerstrebt Googles Wesen, Versicherungen zu verkaufen. Google wird lieber ein neues Modell erfinden, um Menschen Sicherheit zu geben. Insofern erwarte ich, dass Google weitere Teile der Wertschöpfungskette übernimmt, diese zerlegt und analysiert, um sie dann auf für uns völlig ungewohnte Art und Weise zusammenzusetzen.

Sicher wird etwas cooles Neues daraus entstehen. Die Menschen werden es gerne nutzen. Den klassischen Vertreter oder Makler gibt es dann immer noch. Nur gebraucht wird er dann wohlmöglich nicht mehr für die gleichen Aufgaben.

Autor Oliver Pradetto ist Kommanditist und Mitbegründer des Maklerpools Blau direkt.

Foto: Anne-Lena Cordts


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