Schifffahrt wird sicherer – doch die Gefahr durch Cyber-Angriffe wächst

Die internationale Schifffahrt ist deutlich sicherer geworden. Im vergangenen Jahr verloren Reedereien weltweit 94 größere Schiffe mit über 100 Tonnen, geht aus einer Analyse der Allianz-Industrieversicherungstochter Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) hervor.

Die Zahl der Schiffsverluste ist in den vergangenen zehn Jahren um zehn Prozent gesunken. Neue Gefahren drohen aus dem Cyberbereich.

Das sei ein Rückgang von vier Prozent gemessen am Vorjahr, teilte das Unternehmen am Mittwoch in München mit. In einem Zeitraum von zehn Jahren seien die Schiffsverluste gar um 38 Prozent gefallen. Die meisten der verlorenen Schiffe sind gesunken, andere gestrandet oder so stark beschädigt, dass sie nur noch abgewrackt werden können.

Der positive Trend der vergangenen Dekade habe sich damit fortgesetzt, erklärte AGCS-Experte Volker Dierks. Bei fast einem Viertel der Schiffsverluste sei schlechtes Wetter die Ursache gewesen, etwa Taifune in Asien oder Hurrikans in den USA. Sie hätten allein mehr als 20 Schiffe gekostet. Schiffe von deutschen Reedern waren nicht betroffen. Den letzten Totalverlust in der deutschen Handelsflotte gab es Anfang Januar 2015, als der Betonfrachter „Cemfjord“ der Reederei Brise vor der Küste Schottlands bei schwerem Wetter unterging und die acht Besatzungsmitglieder ums Leben kamen.

Bei fast allen Unglücken, Havarien und Totalverlusten sind nach der Analyse der Versicherung menschliche Fehler im Spiel. So war es wohl auch beim Verlust des Öltankers „Sanchi“ vor der chinesischen Küste zu Beginn dieses Jahres: Er kollidierte mit einem chinesischen Getreidefrachter, geriet in Brand und sank. 32 Tote und riesige Ölteppiche im Ostchinesischen Meer waren die Folge. Mehr als die Hälfte der verlorenen Schiffe sind Frachter. Fischerei und Passagierschifffahrt sind weniger stark betroffen.

Durch die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung der Schifffahrt kämen neue Risiken auf die Schiffe zu, heißt es in der Analyse. Dazu gehöre auch die Gefahr möglicher Cyber-Angriffe. „Die weltweit einheitlichen Ausbildungsstandards für Seeleute und technische Innovationen machen die Schifffahrt immer sicherer“, erklärte Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg. „Je besser Schiffe mit dem Internet vernetzt sind, desto größer werden allerdings auch Cyber-Gefahren.“ Reedereien und Schifffahrtsverbände weltweit hätten deshalb in den vergangenen Monaten Ihre Anstrengungen noch einmal verstärkt, um Ihre Unternehmen vor Angriffen zu schützen. (dpa-AFX/dr)

Foto: Shutterstock

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