Interview: „Comeback der Core-Immobilie“

Über Anlagestrategien und Risiken in (Post-)Krisenzeiten sprach Cash. mit Claus P. Thomas, Europaleiter Kundenbetreuung und Geschäftsführer des Managers institutioneller Immobilienanlagen und -vermögen LaSalle Investment Management GmbH, München, die jüngst ihren jährlichen Investment-Strategie-Report veröffentlicht hat.

Claus P. Thomas, LaSalle
Claus P. Thomas, LaSalle

Cash.: Haben institutionelle Anleger und Fonds die Auswirkungen der Krise ob ihrer vermeintlich besseren Kenntnisse der Marktgegebenheiten  abmildern können?

Thomas: Von der Finanzkrise blieben auch im Immobilienbereich nur die wenigsten verschont. Je nach Markt haben die Immobilienwerte weltweit einen Einbruch zwischen zehn und 50 Prozent erlebt – gemessen ab dem Höhepunkt des Marktes Mitte 2007. Die institutionellen Investoren mit einem größeren Erfahrungshintergrund und entsprechenden Risikomanagementsystemen haben es unter Umständen vermieden, vor dem Peak in den Jahren 2005 bis Mitte 2007 noch zuviel zu Spitzenpreisen zu kaufen. Insofern ist historisch gesehen der tatsächliche Verlust gemessen gegenüber dem ursprünglichen Kaufpreis gegebenenfalls nicht vorhanden beziehungsweise nicht so hoch. Aber: nachdem die Krise ja nicht aus den gewerblichen Immobilienmärkten kam, sondern aus dem generellen Kapitalmarkt durch eine radikale und extrem schnelle Neubewertung von Risiken – was in einer fast vollständigen Risikoaversion resultierte – konnte sich diesen Werteinbrüchen niemand wirklich entziehen.

Cash.: War die Krise an den Gewerbeimmobilienmärkten die logische Folge einer Überbewertung aus den Vorjahren?

Thomas: Die Krise in den Gewerbeimmobilienmärkten resultierte vor allem daraus, dass bis zur Spitze des Marktes immer mehr zu immer günstigeren Konditionen finanziert wurde und dadurch bei manchen Investoren ein regelrechter Kaufrausch ausgelöst wurde. Mit der plötzlichen Einschränkung der Finanzierungsmöglichkeiten durch die Finanzkrise bei den Banken versiegte mit einem Schlag dieser Fundus an billigem Geld was de facto zu einem Erliegen der Investmentmärkte und einer Reihe von Notverkäufen mit der daraus resultierenden Abwärtsspirale bei den Bewertungen geführt hat.

Cash.: Vor der Krise planten viele institutionelle Investoren, ihre Immobilienquote zu erhöhen? Ist die Tendenz geblieben?

Thomas: Grundsätzlich ja. Es lässt sich beobachten, dass seit ungefähr zehn Jahren institutionelle Investoren den Nutzen einer Allokation in die Asset-Klasse Immobilie in einem Gesamtportfolio erkannt haben. Insofern hatte der strategische Anteil von Immobilien in den institutionellen Portfolios sukzessive zugenommen. Durch einen Kurssturz der Wertpapiere in der Finanzkrise machten auf einmal die Immobilienbestände wertmäßig einen deutlich höheren Anteil als ursprünglich geplant aus. Hier gab es kurzfristig sogar die Situation dass bei Einzelnen die Immobilienquoten deutlich über den ursprünglich gesetzten strategischen Zielquoten lagen. Durch die Erholung der Aktienmärkte und die Erholung auch bei anderen Finanzanlagen hat sich diese Situation jedoch deutlich entspannt. Derzeit kann man sagen, dass viele institutionelle Investoren gut in Immobilien investiert sind; insofern auch keinen unmittelbaren Anlagedruck haben aber durchaus – gegebenenfalls auch zur aktuellen Ausnutzung von Marktchancen – in der nächsten Zeit wieder mehr Raum für weitere Investments, auch in der Asset-Klasse Immobilie einräumen.

Lesen Sie hier, ob die Märkte sich auf breiter Front wieder erholen.

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