Wiederanlage: Lebensversicherer tun sich schwer

Haben Kunden die meist langen Laufzeiten durchgehalten, wollen sie die finanzielle Ernte ihrer Lebensversicherung einfahren. Doch auch beim Verzehr ist gutes Wiederanlagemanagement wichtig. Damit tun sich Versicherer und Kunden schwer.

Im Durchschnitt über alle Versicherer werden nur rund zehn Prozent des Kapitals tatsächlich wieder bei dem Versicherer angelegt, der die Lebensversicherung ausgezahlt hat.

Jahrzehntelang konnten Versicherungskunden davon ausgehen, dass sich das eingezahlte Kapital nach 20 bis 25 Jahren verdoppelt hat. Wenn ab 2015 der Garantiezins auf 1,25 Prozent im Neugeschäft abgesenkt werden muss, „gibt es nach 25 bis 30 Jahren überhaupt erst den eingezahlten Beitrag zurück“, schätzt Dr. Hanns-Georg Jenssen, geschäftsführender Vorstand des Verbandes Deutscher Versicherungsmakler (VDVM). Mit anderen Worten: Der Kunde erreicht damit nur den Kapitalerhalt, also eine Null-Prozent-Verzinsung.

Schwieriges Neugeschäft

An eine positive Rendite ist kaum noch zu denken, denn länger als 30 Jahre läuft kaum noch eine Lebensversicherung. Dieser Fakt, gepaart mit den weiterhin politisch verordneten Niedrigzinsen, dürfte das Neugeschäft in den nächsten Jahren massiv erschweren. Daher müssen die Versicherer eigentlich umso mehr darauf achten, eingesammeltes Kapital in den eigenen Reihen zu halten. Denn allein 2013 zahlten sie an ihre Kunden die gewaltige Summe von 79,4 Milliarden Euro aus. Allein: Es fehlt an attraktiven Produkten für die Wiederanlage dieses Geldes in den Häusern der Versicherer.

Für die Anlage von Kapitalauszahlungen oder auch von Erbschaften werden vor allem Sofortrenten empfohlen. Doch sind diese Produkte wirklich attraktiv? Für die Anlage von Kapitalauszahlungen oder Erbschaften empfehlen Versicherer und Berater die Sofortrente. Ein aktuelles Beispiel: Eine Kundin (63) hatte aus einer Kapitallebensversicherung knapp 72.000 Euro ausgezahlt bekommen. 60.000 Euro wollte sie in eine sofort beginnende Rentenversicherung einzahlen, um ihre Renteneinkünfte aufzubessern. Der Versicherer bot ihr dafür nur knapp 200 Euro monatliche Sofortrente an.

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Die Kundin hält das Angebot für ein schlechtes Geschäft und verzichtet. Dabei hat der Versicherer nur die Mathematik bemüht. Denn nach der Sterbetafel DAV 2004 R der Deutschen Aktuarvereinigung hat die Frau aus heutiger Sicht noch eine statistische Lebenserwartung von knapp 27 Jahren und wird fast 90 Jahre alt. Sollte sie das 81. Lebensjahr erreichen, wird sie vermutlich sogar ihren 92. Geburtstag noch erleben.

 

Seite zwei: Zinskrise nagt an den Sofortrenten

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