Branchengipfel Sachwertanlagen / Panel 2: „Man kann extrem optimistisch sein“

Sven Mückenheim, Dr. Peters Group: „Zuletzt haben wieder vermehrt Transaktionen stattgefunden.“ / Foto: Florian Sonntag

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Wird das Vehikel ELTIF das Vehikel AIF verdrängen?

Mückenheim: Nein, das denke ich nicht. Das ist auch eine Frage der Größe, also des Investitions- und Eigenkapitalvolumens. Zum Beispiel ist ein klassischer Ein-Objekt-Fonds mit einem Volumen von 25 oder 30 Millionen Euro nur mit einem AIF möglich. Für einen ELTIF sind mindestens fünf Objekte erforderlich, um eine Risikostreuung zu erreichen. Damit ist man in einer anderen Größenordnung. Deswegen würde ich ELTIF nicht in Konkurrenz zu AIF sehen. 

Haben Sie auch Planungen in die Richtung ELTIF?

Mückenheim: Aktuell nicht, nein. Für unser aktuelles Geschäftsmodell ist der AIF die ideale Verpackung. Wir schauen uns in Ruhe an, was die anderen machen und sehen mal, wie es bei uns auch umsetzbar ist. So würde ich es im Moment formulieren. Wir müssen nicht überall First Mover sein. Es sind auch noch einige Fragen bezüglich des Vertriebs zu klären.

Grundler: Ja, wir überlegen tatsächlich, einen ELTIF aufzulegen, weil wir auch ins Ausland wollen und der EU-Pass beim AIF nicht funktioniert. Mit einem ELTIF kann das hingegen funktionieren. Die Überlegungen sind aber noch nicht abgeschlossen, auch weil wir eigentlich nicht nach Luxemburg wollen. Dort geht alles viel schneller als in Deutschland, aber wir haben unsere eigene KVG in Deutschland und möchten das möglichst nicht mit einer Fremd-KVG machen. Wir finden das Thema sehr interessant, würden dann aber einen AIF machen und einen ELTIF, der von der Assetklasse etwas anders ist. Ich kann jetzt noch nicht viel mehr dazu sagen, aber wir werden den AIF mit Sicherheit nächstes Jahr nicht ersetzen.

Klein: Wir beschäftigen uns ebenfalls intensiv mit dem Thema und haben sogar darüber nachgedacht, unser neues Produkt schon als ELTIF aufzulegen. Aber wir sind zu dem gleichen Ergebnis gekommen wie Herr Grundler: Wir wollen ebenfalls gerne in Deutschland sein und nicht in Luxemburg. Hinzu kommen noch die offenen Punkte des Vertriebs. Das wird frühestens Ende 2024 etwas werden, wahrscheinlich eher Anfang übernächsten Jahres. Ich bin ein unglaublicher Anhänger des AIF. Aber ich glaube, der ELTIF ist die Zukunft und dann bestehen auch Chancen, dass Unternehmen wie wir in ganz andere Umsatzregionen vorstoßen können.

Unlängst hat ein Geschäftsführer einer großen KVG gesagt, ein ELTIF macht nur Sinn, wenn er über eine Milliarde Euro einsammeln will. 

Klein: Das sehe ich nicht so.

Grundler: Das hätte er vielleicht gerne. Die Großen sagen gerne so was, um die Kleineren nicht in den Markt zu lassen.

Thies: Wir arbeiten mit einer großen externen Service-KVG zusammen und haben mit dieser ein Planvolumen von rund 150 Millionen Euro definiert. Die Kalkulation lässt aber definitiv auch ein geringeres Volumen wirtschaftlich zu.

Klein: Ich würde die Untergrenze bei 60 bis 80 Millionen Euro sehen, dann rechnet es sich.

Ein ELTIF ist demnach aber durchaus aufwändiger als ein AIF?

Thies: Es ist etwas aufwändiger, da noch andere Instanzen benötigt werden. Neben der KVG und der Verwahrstelle ist ein sogenannter Transfer Agent notwendig, also eine Art Registerführer. Und sicherlich brauchen wir externe juristische Beratung, die im Zweifel in Luxemburg auch nicht unbedingt günstiger ist. Das Setup ist also minimal teurer. Die konkreten Abwicklungswege müssen sich im Laufe der Zeit finden und etablieren.

Ist ein ELTIF auch eine Option für Carestone?

Pawils: Nein. Wir sind und bleiben Realaufteiler, haben diesen Markt in unserem Segment vor über 25 Jahren mit entwickelt und seitdem maßgeblich geprägt. Entsprechend überzeugt sind wir von Direktinvestments. 

Themenwechsel: Wie zufrieden sind Sie – nach gut der Hälfte der Legislaturperiode – mit der Bundesregierung?  

Thies: Ich möchte das gar nicht so sehr auf die Bundesregierung beziehen. Generell fehlt mir die Verlässlichkeit und Planbarkeit für unternehmerisches Handeln. Ich denke da zum Beispiel an Produktfreigabeverfahren bei der BaFin oder Genehmigungsverfahren bei Immobilienentwicklungen. Es ist eine extreme Regulierungstiefe zu verzeichnen, die Prozesse unnötig erschwert, verzögert und verteuert. Ich wünsche mir mehr Mut und Tatendrang für echte Investitionsanreize und mehr Visionen für größere Lösungen. Bisher ist es nur ein Flickenteppich.

Mückenheim: Wir wissen ja, was Helmut Schmidt seinerzeit zu Visionen gesagt hat. Aber Spaß beiseite: Natürlich gehören Visionen zum politischen Geschäft. Aber eine Regierung muss auch einfach Dinge machen, die umsetzbar und planbar sind. Das ist leider im Moment in keinster Weise erkennbar. Es fehlt – siehe Heizungsgesetz – der rote Faden und die Berechenbarkeit. Stattdessen ist ein fehlender Praxisbezug erkennbar und viele Widersprüche. Das macht vor allem dem gesamten Mittelstand zu schaffen. Um es auf den Punkt zu bringen: Das Fazit ist nicht positiv. Die große Überschrift ist dabei die fehlende Planbarkeit.

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