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Buchrezension von Celine Nadolny: „Souverän investieren für Einsteiger“

Foto: Celine Nadolny
Celine Nadolny schreibt Buchrezensionen zu Veröffentlichungen aus dem Finanzsektor auf Ihrer Website Book of Finance.

★★★★★ "Souverän investieren für Einsteiger" von Gerd Kommer ist das letzte Buch des Autors, das ich noch nicht rezensiert hatte. Und wie sollte es anders sein: Auch dieses Werk erhält von mir verdiente fünf Sterne und damit die Bestnote.

Seit Jahren empfehle ich euch dieses Buch bereits als meiner Meinung nach bestes Finanzbuch für Einsteiger. Da ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass meine Einschätzung besonders positiv ausfällt.

Gerd Kommer ist nicht nur für mich, sondern wahrscheinlich für eine breite Masse einer der einflussreichsten Finanzexperten des Landes. Gott sei Dank! Anders als die Schar der Blender, Proleten und Glaskugel-Investoren versprüht er angenehme Gelassenheit auf einem wissenschaftlichen Fundament.

Dieses Buch ist höchstwahrscheinlich infolge des Feedbacks zu seinem Standardwerk Souverän investierenentstanden. Sehr viele Leser haben auch mir immer wieder bestätigt, dass es für den Einstieg doch recht anspruchsvoll sein kann. So hat Gerd Kommer aus seinem über 400 Seiten starken Ausnahmebuch eine Einsteiger-Version kreiert. Damit kann er nun noch mehr Menschen abholen und ihnen die Angst vor dem Investieren nehmen.

„Weil ich von Investmentnovizen oft gehört habe, dass ihnen das Buch zu anspruchsvoll und zu lang ist, habe ich nun diese leicht verständliche und kürzere Einsteigerversion geschrieben. Sie ist jedoch ‚komplett‘ in dem Sinne, dass hier eine vollständige und sofort umsetzbare Anlagestrategie erst begründet und dann dargestellt wird. Das Lesen des ‚Fortgeschrittenen-Bandes‘ ist für das Verständnis und die Umsetzung von Souverän investieren für Einsteiger nicht notwendig.“ Gerd Kommer

Es ist sicherlich eine erste gute und wichtige Hilfe, die gängigsten Fehler beim Investieren zu vermeiden. Außerdem überfordert es auch vollkommene Einsteiger nicht und hilft, die Zusammenhänge in der Branche verstehen zu lernen. Nachdem man dieses Buch gelesen hat, fällt man sicherlich nicht mehr auf findige Berater, Blogger herein, sondern kann die Finanzbranche etwas transparenter betrachten.

Deren Zielgruppe sind bekanntlich vor allem Menschen, die kein oder nur geringes Investmentwissen besitzen. Eben jene, die auf der Suche nach Unterstützung bei ihrem Start in die Welt der Vermögensbildung und Altersvorsorge sind. Und genau an sie ist dieses Buch adressiert.

Investieren ist einfach nicht so schwer, wie uns die Finanzbranche stets allzu gerne verkaufen möchte. Denn weshalb sollten wir noch Berater und Experten konsultieren, wenn wir es doch bereits begriffen haben und ohne sie können? Warum sollten wir noch Finanzbloggern folgen, wenn wir begriffen haben, dass es viel entspannter und erfolgsversprechender ist, passiv zu investieren? Wenn wir unsere Lebenszeit mit wichtigeren Dingen verbringen als der Suche nach der nächsten Amazon-Aktie?

„Mit ETFs zu sparen und zu investieren, wie es hier dargestellt und empfohlen wird, ist erstaunlich unkompliziert. Dieser Ansatz lässt sich leichter und mit weniger Zeitaufwand umsetzen als jede andere Form der langfristigen Geldanlage, die über ein Giro- und Sparkonto hinausreicht. Er ist einfacher als Kauf und Finanzierung einer selbstgenutzten Immobilie und viel, viel einfacher als das Investieren in Vermietungsimmobilien.“ Gerd Kommer

Mit Sicherheit ist es ganz und gar nicht im Sinne von 90 Prozent der Finanzbranche, dass dieses Buch und das damit einhergehende Wissen besonders große Verbreitung findet. Umso eifriger versucht man mit haarsträubenden Argumentationen, ETFs als Finanzinstrument zu diffamieren. Und umso amüsanter werden die Auftritte der Finanzexperten bei Social Media mit Aussagen wie: „Ich investiere nicht in ETFs, weil meine Einzelaktien höhere Renditen erwirtschaftet haben …“.

Am Ende brauchst du aber nur zu verstehen, wie all diese Menschen ihr Geld verdienen. Ab diesem Punkt ist vollkommen klar, dass du ihnen von Anfang überhaupt keine Aufmerksamkeit hättest schenken sollen. Stattdessen helfen Bücher wie dieses hier oder auch die Werke von Pirmin Hotz und Nikolaus Braun, dezidierter auf die Branche zu schauen. Daraus kannst du dann die richtigen Schlüsse für dein weiteres Vorgehen ziehen.

Gerd Kommer liefert einen simplen, vollständig prognosefreien, nichtspekulativen Anlageansatz. Er orientiert sich dabei an etablierten Erkenntnissen der Wissenschaft. Und nicht – wie leider nicht nur die meisten anderen Finanzbücher, sondern die überwiegende Mehrheit in der Finanzbranche – an der Meinung einzelner „Experten“.

An dieser Stelle ein kleiner Ausflug in Sachen Wissenschaft: Es gibt nicht mehrere Wissenschaften, es gibt nur eine Wissenschaft und die arbeitet im wissenschaftlichen Diskurs. Erkenntnisse werden stetig geprüft, gegeneinandergestellt, verifiziert, verworfen und kommentiert. Die Dinge, die Gerd Kommer beschreibt, orientierten sich an diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

„Wer diese Forschungsergebnisse ernst nimmt, kann eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass passives Investieren die überlegene Alternative ist.

Es ist – wie der Wirtschaftsnobelpreisträger William Sharpe 1991 in einem berühmten Aufsatz zeigte – eine mathematische Notwendigkeit, dass der durchschnittliche passive Anleger eine höhere Nettorendite erzielt als der durchschnittliche aktive Anleger, vorausgesetzt man rechnet und vergleicht richtig, nämlich so, wie es die Wissenschaft tut, und nicht so, wie es an Stammtischen und in der Finanzbranche verbreitet ist (Sharpe 1991). Und je länger der Betrachtungszeitraum, desto höher klettert der durchschnittliche passive Anleger in der Renditerangfolge aller vergleichbaren Anleger.

Ein passiver Anleger landet mit hoher Wahrscheinlichkeit nach 10+ Jahren in den Top 10 Prozent einer adäquaten Vergleichsgruppe. Ein aktiver Anleger landet mit hoher Wahrscheinlichkeit nach 10+ Jahren irgendwo in den unteren 90 Prozent einer adäquaten Vergleichsgruppe und mit einer über hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit in den unteren 50 Prozent.

Etwas paradox könnte man formulieren: Passiv investieren heißt, den Durchschnitt anpeilen, um über dem Durchschnitt anzukommen. Der wesentliche Grund dafür liegt in den viel niedrigeren Kosten passiven Investierens. Tabelle 5 fasst einige Stichworte rund um aktives und passives Investieren zusammen.“ Gerd Kommer

Trotzdem lieben es andere Finanzbuchautoren, eigene kleine Wissenschaftswelten zu erschaffen. Sie rechnen sich in eigenen Hochrechnungen die Welt schön und stricken aus einfachen statistischen Zusammenhängen kausale Ketten. Diese stellen sie dann auf dieselbe Stufe mit den bereits auf höchster Ebene diskutierten, verifizierten und kommentierten wissenschaftlichen Erkenntnissen von Nobelpreisträgern. Wenn man das dann auch genauso einordnet, heißt es gleich, man lasse andere Meinungen nicht am Kapitalmarkt nicht zu.

Aber es geht hierbei nicht um unterschiedliche Meinungen. Es geht hier um Meinungen vs. wissenschaftliche Erkenntnisse. Am Ende darfst du gerne selbst entscheiden, was für deine Altersvorsorge die verlässlichere Quelle ist. Denn hast du den Karren erst einmal gegen die Wand gefahren, dann gibt es nur selten einen zweiten Versuch. Du kannst es zwar trotzdem noch schaffen, wirst aber nie wieder auf dieselbe Flughöhe kommen.

Inhaltlich erwartet dich in diesem Buch eine dezidierte Anleitung, weshalb du überhaupt sparen, investieren und anlegen solltest. Du erfährst, was ETFs sind und warum sie so nützlich sein können. Aber auch Grundsätzliches über die Vermögensbildung, Schuldenabbau, Humankapital, realistische Renditevorstellungen und Immobilien.

Für mich immer noch das beste praktische Finanzbuch für Einsteiger.

Celine Nadolny veröffentlicht ihre Buchrezensionen auf ihrer Website Book of Finance.

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