Für Soloselbstständige und Kleinstunternehmen geht es an die Existenz

Ein roter Pfeil der im Raum auf und ab geht und darauf balanciert ein Mann.
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Bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage geht die Kluft zwischen Gesamtwirtschaft und Soloselbstständigen weiter auseinander. Während die Gesamtwirtschaft die Lage mit 22,1 Punkten (Rückgang um 0,6 Punkte) noch positiv bewertet, setzt sich der Negativtrend der Soloselbstständigen der letzten drei Monate fort und bemisst im August noch 3,4 Punkte (Rückgang um 2,5 Punkte). Damit hat sich das Geschäftsklima für kleine Unternehmen erneut verschlechtert.

Inflation, Energiepreise, Ukraine-Krieg – diverse Faktoren beeinträchtigen derzeit die
Weltwirtschaft massiv. Dies spiegelt sich im allgemeinen Geschäftsklima wider. Deutlich dramatischer ist die Situation jedoch für kleine Unternehmen in Deutschland. Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, erklärt: „Das Geschäftsklima für Soloselbstständige und Kleinstunternehmen hat sich erneut verschlechtert. Dies war vor allem der schlechteren Beurteilung der aktuellen Geschäftslage geschuldet.”

Der Jimdo-Ifo-Index messe die Situation der kleinen Unternehmen seit über einem Jahr separat. Die Geschäftserwartungen erholten sich zwar leicht um 0,9 Punkte auf -27,7 Punkte, müssten aber richtig
eingeordnet werden: „Die Erwartungen hellen sich leicht auf, bleiben aber von Pessimismus geprägt”, so Wohlrabe.

Schere zwischen kleinen Unternehmen und Gesamtwirtschaft

Auffällig ist nach wie vor der Unterschied zwischen den kleinen Betrieben und der Wirtschaft insgesamt: Bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage geht die Kluft zwischen Gesamtwirtschaft und Soloselbstständigen weiter auseinander.

Während die Gesamtwirtschaft die Lage mit 22,1 Punkten (Rückgang um 0,6 Punkte) noch positiv bewertet, setzt sich der Negativtrend der Soloselbstständigen
der letzten 3 Monate fort und bemisst im August noch 3,4 Punkte (Rückgang um 2,5 Punkte).

Soloselbstständige und kleine Unternehmen bekommen Rezession und Energiekrise zu spüren

„Die kleinen Unternehmen haben schon durch Corona am stärksten gelitten und bekommen jetzt die Auswirkungen der Rezession und Energiekrise als erste zu spüren“, so Matthias Henze, CEO von Jimdo.
Eine Umfrage von Jimdo bei Selbstständigen bestätigt die schlechte Stimmung der Solo- und Kleinstunternehmerinnen und Kleinstunternehmer.

Über die Hälfte der Teilnehmer bewertet die Geschäftslage im August schlechter als noch im Juli. In Interviews berichten diese insbesondere von reduzierten Umsätzen, da ihre Kunden zögerlicher konsumierten. „Wir müssen unglaublich aufpassen, dass wir die Kleinen nicht wieder ins Messer laufen lassen“, resümiert Henze.

Politik ist gefordert

Dr. Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des VGSD e.V. (Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland) stellt deutliche Forderungen an die Politik: „Die politisch Verantwortlichen müssen deutlich machen, dass sie die enorm schwierigere Lage der Solo- und Kleinstunternehmer verstanden haben und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung ergreifen.

2020/21 ging die Zahl der Selbstständigen unter dem Strich um 300.000 zurück. Das darf sich nicht wiederholen, denn damit geht die von ihnen getragene regionale und kulturelle Vielfalt verloren. Mit ihrem Spezialwissen, das sie verschiedensten Auftraggebern zur Verfügung stellen, sind Solo- und Kleinstunternehmen unverzichtbar für die Digitalisierung, die Transformation der Energieversorgung und gegen den Fachkräftemangel. Diesen Beitrag zu leisten, muss der Staat einfacher machen, statt immer komplizierter und bürokratischer.“

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