Gold und Silber: Was steckt hinter den Preisanstiegen?

Gold- und Silberbarren
Foto: PantherMedia/Inokos
Gold und Silber sind zuletzt wieder im Preis gestiegen.

Der US-Dollar-Goldpreis hat sich seinem Allzeithoch von 2.100 US-Dollar je Feinunze genähert. Vor diesem Hintergrund beleuchtet Ned Naylor-Leyland, Head of Strategy Gold und Silber bei Jupiter Asset Management, die wichtigsten Faktoren, die der Anlageklasse zuletzt Auftrieb gegeben haben.

 Zum einen haben die globalen Zentralbanken im ersten Quartal 2023 erneut rekordhohe Mengen an Gold angekauft, ein Trend, auf den wir früher bereits eingegangen sind. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres beliefen sich die Goldankäufe der Notenbanken auf insgesamt 125 Tonnen. Besonders stark fiel der Anstieg in China und Singapur aus. Durch die Entscheidung, die russischen Devisenreserven einzufrieren, scheint sich dieser Trend nochmals beschleunigt zu haben. In der Folge haben die Zentralbanken stärker in Gold als neutrale Reservewährung umgeschichtet, um ihre Abhängigkeit vom US-Dollar schrittweise zu reduzieren.

Hinzu kam, dass die westlichen Anleger die Krise rund um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse zum Anlass genommen haben, ihre Allokationen in Währungsmetalle zu überdenken. Sorgen über Gegenparteirisiken und eine Destabilisierung des Finanzsystems haben erneutes Interesse an Gold geweckt. Tatsächlich zeigt die ETF-Statistik des World Gold Council für März den ersten Zufluss in Gold-ETFs seit zehn Monaten (1). Trotzdem sind die Anleger in der Anlageklasse weiterhin untergewichtet: Gold-ETFs haben immer noch nur einen Anteil von rund zwei Prozent an allen börsengehandelten Wertpapieren. 

Außerdem profitiert Gold von der Aussicht auf eine Lockerung der US-Notenbank (Fed) in nicht allzu ferner Zukunft. Darüber hinaus beginnt der Goldpreis, ein Ende des aktuellen Zinszyklus zu antizipieren. Am Anleihenmarkt sind bereits erste Zinssenkungen vor Ende 2023 eingepreist. Eine stärker akkommodierende Ausrichtung der Fed würde dafür sprechen, dass die realen Zinsen in den USA ihren Höchststand bereits erreicht haben. Damit gäbe es weniger Anreize für Anleger, Cash und geldmarktnahe Instrumente zu halten. 

Gold- und Silberaktien spiegeln bereits günstige zugrunde liegenden Faktoren wider. So sind die Förderkosten (All-in Sustaining Costs, AISC) der Goldproduzenten im vierten Quartal 2022 gesunken, nachdem sie im Vorquartal in der Spitze bei 1.276 US-Dollar/Feinunze gelegen hatten. Niedrigere Kosten erhöhen die operativen Margen der Produzenten und haben eine besonders positive Wirkung in einer Zeit, in der der USD-Goldpreis seit Anfang des Jahres um 200 US-Dollar/Feinunze gestiegen ist.

Die M&A-Aktivitäten der Gold- und Silberproduzenten haben 2023 bislang zugenommen, da sich die großen Produzenten darum bemühen, ihre Reserven durch Übernahmen aufzustocken. Newmont Gold, der größte Goldproduzent der Welt, hat in diesem Jahr ein Angebot über 19,5 Mrd. US-Dollar für den australischen Konkurrenten Newcrest abgegeben, und B2 Gold hat sich Sabina Gold & Silver einverleibt. Schließlich profitieren die Währungsmetalle von positiven mehrjährigen markttechnischen Mustern, die einen Ausbruch nach oben andeuten. Je länger sich der Goldpreis über 2.000 US-Dollar/Feinunze hält, desto wahrscheinlicher wird unserer Ansicht nach ein nachhaltiger sektorweiter Ausbruch nach oben. Silber hat die gleiche technische Struktur wie Gold, kommt aber von einem niedrigeren Ausgangsniveau, wie die immer noch hohe Gold/Silber-Quote von 80:1 zeigt.

(1) The banking crisis fuelled gold ETF inflows in March | World Gold Council

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