Welchen Stellenwert hat das Stichwort „Ruhestandsplanung“ (der Kunden) im Serviceangebot von BCA und welche Chancen sehen Sie in diesem Bereich für die Vertriebspartner?

Ulbricht: Die Ruhestandsplanung spielt bereits heute eine sehr große Rolle und das wird in Zukunft immer relevanter. In den kommenden Jahren werden hohe Geldsummen durch auslaufende Lebensversicherungen frei. Zudem geht ein Großteil der Arbeitnehmer in den kommenden 10 Jahren in Rente. Um diesem Sachverhalt gerecht zu werden, haben sowohl die Versicherer und auch die Asset-Manager passgenaue Finanzlösungen entwickelt, die eine gute Ruhestandsplanung ermöglichen. Trotzdem bleibt das eine sehr anspruchsvolle Beratungsaufgabe. Wir sondieren die Angebote laufend, so dass unsere Partner auf fundierte Unterstützung zugreifen können.
Derzeit unternimmt die Bundesregierung einen weiteren Anlauf, um die private Altersvorsorge zu reformieren. Was erhoffen und was erwarten Sie diesbezüglich?
Ulbricht: ‚Die Botschaft hör´ ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube‘, könnte man sagen. Fakt ist, dass die gesetzlichen Rentenleistungen immer mehr zurückgehen. Das steht inzwischen sogar in den jährlichen Renteninformationen. Also gewinnt die private und betriebliche Vorsorge weiter an Bedeutung.
Aber auch die Branche, und damit meine ich Versicherer, Berater und Dienstleister, muss kreativer werden. Deshalb regen wir einen Dialog an, wie wir gemeinsam wieder mehr „Power“ in die private Vorsorge bekommen. Der Fokus muss auf der echten Netto-Rendite, Flexibilität und Transparenz liegen. Die Zukunft liegt deshalb in hybriden Lösungen, die Versicherungsschutz, Kapitalanlage und flexible Liquiditätsoptionen intelligent kombinieren.
Was halten Sie von der geplanten „Frühstartrente“? Ist sie nur Augenwischerei und mit zehn Euro im Monat noch nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein der Altersvorsorge oder kann sie tatsächlich ein sinnvoller Einstieg sein? Inwieweit ergeben sich dadurch Chancen oder auch Nachteile für Makler?
Ulbricht: Es ist eine Chance, weil die Initiative Aufmerksamkeit für das Problem schafft, aber gleichzeitig jedem halbwegs vernünftig denkenden Menschen vor Augen führt, dass mit diesem Ansatz das Rentenproblem nicht gelöst ist. Makler sollten also den Beratungsanlass nutzen, ohne das Blaue vom Himmel zu versprechen.
Was kann die Branche – Makler, Pools und Anbieter – tun, um das Thema der privaten Altersvorsorge darüber hinaus zu forcieren und den Vertrieb entsprechender Produkte zu fördern?
Roeder: Das ist ein Thema, das uns umtreibt. Es gibt Druck von zwei Seiten: Zum einen müssen wir über Kosteneffizienz sprechen, zum anderen steigt der Renditebedarf, weil die Versorgungslücke größer wird. Die Aufsicht nennt das „Value for Money“.
In der Beratung geht es darum, neue Ansätze zu entwickeln, den Kundennutzen transparent und nachvollziehbar dazustellen. Dazu gehört auch, den Wettbewerb von Finanzanlage- und Versicherungsprodukten produktiv aufzunehmen und strategisch im Kundeninteresse zu ordnen.
Auf der Kostenseite wird es um notwendige Schritte zur Effizienzsteigerung gehen. Dienstleister wie Maklerpools können durch ihre digitalen Plattformen, KI und Datenanalyse wertvolle Beiträge zur Entlastung des Vertriebs leisten.
Kunden erwarten heute integrierte Lösungen ihrer Risiko-, Vorsorge- und Vermögensfragen. An einer ganzheitlichen Betrachtung von Versicherung, Vorsorge und Investment führt deshalb kein Weg vorbei. Das ist einerseits eine Herausforderung, gleichzeitig aber eine Chance, die Reputation als Berater und als Branche zu stärken.
Wie hat sich das Geschäft von BCA im Jahr 2025 bislang entwickelt? Welche Segmente wachsen, welche vielleicht nicht und wie ist Ihre Prognose für 2026?
Ulbricht: Mit solchen Prognosen sind wir immer sehr vorsichtig. Aber wir gehen auch in diesem Jahr wieder von einem zweistelligen Wachstum aus. Im ersten Halbjahr hat das in beiden Segmenten – Versicherung und Investment – sehr gut funktioniert, auch weil immer mehr Partner erkennen, dass sie mit zwei Standbeinen auf einer gemeinsamen Plattform deutlich mehr Potenzial erschließen. Entsprechend zuversichtlich sind wir auch für 2026, auch wenn die geopolitische und wirtschaftliche Lage so manche Überraschung parat haben könnte. Schließlich ist gerade in schwierigen Zeiten gute Beratung besonders gefragt.













