„Renditechancen und Garantien ist das, was Kunden suchen“

Foto: FotoBonn/C.Daitche
Dr. Igor Radovic´ (li.) und Markus Drews: „Ein zukunftsfähiger Weg ist, denken wir, Garantien behutsam zu reduzieren.“

Die Zukunft der Altersvorsorge spielt an den Börsen. Die Erkenntnis reift auch in den Köpfen der Vorsorgesparer in Deutschland. Doch ob privat oder betrieblich – viele wollen nicht auf das Sicherheitsnetz verzichten. Das Cash.-Interview mit Canada Life Deutschland CEO Markus Drews und Dr. Igor Radovic, Direktor Produkt- und Vertriebsmanagement, über den „Value of Advice“, grüne Investments, Sicherheiten und zukunftsfähige Wege in der Altersvorsorge.

Ukraine-Krieg, Rekordinflation: 2022 war herausfordernd. Wie hat sich Canada Life in dieser schwierigen Marktsituation geschlagen und welchen Einfluss hat das stark veränderte Marktumfeld auf die Altersvorsorgebereitschaft der Menschen? Oder anders gefragt, wie groß ist die Bereitschaft sich auf Fondspolicen einzulassen, Herr Drews?
Drews: Wir beobachten eine gute Vorsorge-Bereitschaft, trotz aller Herausforderungen. Wir hatten ein sehr gutes Jahr, die Altersvorsorge mit laufenden Beiträgen blieb stabil – und das will etwas heißen, da wir davor ein Rekordjahr hatten. Das bAV-Geschäft lief sogar ausgezeichnet, es war unser historisch bestes Ergebnis!

Der Garantiezins liegt seit dem 1. Januar 2022 bei 0,25 Prozent. Gleichzeitig zeigen Umfragen immer wieder. Auf garantierte Sicherheit wollen die Kunden nur ungern verzichten. Mit oder ohne Garantien: Wohin tendieren Ihre Kunden?
Drews: Das garantierte Geschäft überwiegt bei uns. Unser krisenerprobtes Garantiekonzept mit dem Unitised-With-Profits- (UWP) Prinzip und endfälliger Garantie bietet eine bewährte Strategie, die Sicherheit mit Renditechancen verknüpft.

Braucht es noch Garantien? Und wenn ja, wie viel? Und erwarten Sie vor dem Hintergrund steigender Zinsen die Rückkehr der Klassik?
Drews: Garantien können durchaus sinnvoll sein. Sie können Kunden in schwächeren Börsenphasen auffangen, auch fühlen sie sich oft einfach wohler damit – gerade in bewegten Zeiten wie diesen. Garantien sollten aber das Sparen nicht behindern, daher raten wir zu endfälligen Formen wie in unserem UWP-Prinzip. An eine Rückkehr der Klassik glauben wir nicht, denn das Sparen mit Aktien hat sich bewährt. Die Inflation fordert effiziente Anlageklassen.

Die gesetzliche Rente allein reicht für das Alter nicht mehr aus. Eine Civey-Umfrage zeigt aber, dass nur 19 Prozent der Bundesbürger sich gezielt um eine Finanzplanung kümmern. Warum nutzen die Menschen hierzulande die Möglichkeiten der Finanzberatung so wenig?
Drews: Es stimmt, dass die systematische Finanzberatung hierzulande noch ausbaufähig ist. Und die aktuelle Debatte um die Provision zeigt einmal mehr, dass Finanzberatung in der Öffentlichkeit oft nachteilig dargestellt wird. Dabei ist es eine wichtige Dienstleistung, die andernorts einen hohen Stellenwert hat. In Kanada, den USA oder auch Irland spricht man beispielsweise vom „Value of Advice“ – dem Wert der professionellen Beratung für die Verbraucher. Das Investment Funds Institute of Canada als ein Beispiel hat im November 2022 Untersuchungen vorgestellt, die eine deutliche Sprache sprechen: Kanadier, die einen Finanzberater haben, bauen wesentlich mehr Vermögen auf als vergleichbare nicht beratene Anleger. So erzielten Anleger nach 15 Jahren im Jahr 2010 das 2,7-fache, im Jahr 2014 das 3,9-fache und im Jahr 2018 das 2,3-fache des Vermögens vergleichbarer nicht beratener Anleger.

Die Wiederanlagequote bei vielen Lebensversicherern ist gering: Laut einer Studie von Simon-Kucher & Partners liegt sie in der Branche bei rund 14 Prozent. Welche Rolle spielt die Wiederanlage in Ihrer Vertriebsstrategie? Und welche Optionen bieten Sie ihren Kunden?
Radovic´: Das Bewusstsein ist noch nicht stark ausgeprägt, dass regelmäßiges Einkommen im Alter – in Form einer lebenslangen Rente – mindestens so attraktiv ist wie eine Kapitalzahlung zum Rentenbeginn. Die Bedeutung steigt aber, und deshalb spielt bei uns der Übergang ins lebenslange Einkommen in der Tat eine große Rolle. Ähnlich wie bei UWP bieten wir Wiederanlagelösungen mit garantierten Rentenzahlungen und einer Kapitalanlage, die stark in Aktien geht. Bei unserer Garantie Investment Rente bekommen Kunden eine attraktive Rente zum sofort beziehen oder aufschieben, bei der die Kapitalanlage in einen Fonds erfolgt. Die Rente kann bei guter Fondsperformance natürlich auch steigen, aber niemals fallen. Sehr flexible Entnahmemöglichkeiten runden das Konzept dieser Sofortrente ab. Übrigens können Kunden bei unseren anderen Produkten für die Verrentung auf Wunsch auch Lösungsvorschläge anderer Versicherer umsetzen – mit der Marktoption.

Sie überarbeiten die Garantie Investment Rente. An welchen Stellschrauben wurde hier gedreht?
Radovic´: Ein sehr wichtiger Pluspunkt: Es wird höhere garantierte Renten für Neueinsteiger geben. Möglich machen das die höheren Zinsen am Kapitalmarkt, denn so wird die Absicherung dieser Renten günstiger. So können wir bessere Marktbedingungen schnell an unsere Kunden weitergeben.

Spätestens seit dem 1. Januar 2022 führt an grünen Investments kein Weg mehr vorbei. Wie nachhaltig ist Canada Life mittlerweile aufgestellt und was planen Sie hier noch?
Radovic´: Fonds, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, bieten wir bereits seit mehr als zehn Jahren an. Und seit Anfang 2022 erfüllt ein Großteil unseres Fondsuniversums die Anforderungen nach Artikel 8 oder 9 der Offenlegungsverordnung. Auch unser Flaggschiff, der UWP-Fonds in den Generation-Tarifen, erfüllt Artikel 8. Im Sommer wird unsere Fondspalette in unserem Generation-Tarif der 3. Schicht noch breiter und noch stärker auf ESG-Kriterien ausgerichtet. Aber auch in der Maklerbetreuung berücksichtigen wir ESG noch stärker: Mit der Zertifizierung unserer Vertriebskolleginnen und -kollegen zu ESG-Beratern über das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP).

Das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) ist seit nunmehr fünf Jahren in Kraft. Hat es den ersehnten Schub für die bAV gebracht? Wie fällt Ihr Resümee aus?
Radovic´: Von Schub kann man in der Massenperspektive leider nicht sprechen, zumal es bisher kaum BRSG-taugliche Angebote gibt. Laut GDV besitzen weiterhin 46 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – Auszubildende herausgerechnet – immer noch keine bAV. Ganz ähnliche Ergebnisse brachte eine Umfrage von uns mit dem Marktforschungsunternehmen Civey vor einem Jahr. Vor allem bei den KMUs gibt es noch viel Luft nach oben. Schaut man sich aber die letzten Jahre bei Canada Life an, ergibt sich ein anderes Bild: Wir konnten hervorragende Ergebnisse verbuchen. 2022 sahen wir ein Neugeschäft mit dem historisch besten bAV-Ergebnis, das wir je erzielt haben, und schon 2021 hatten wir ein super bAV-Jahr mit 26 Prozent Zuwachs im Neugeschäft. Das zeigt für uns eindeutig: Unsere Betriebsrente mit Renditechancen und Garantien ist das, was die Kunden suchen.

Eine 100-prozentige Beitragsgarantie ist trotz steigender Zinsen nicht mehr darstellbar. Wie sieht eine zukunftsfähige Lösung für die bAV aus? Denn es gibt eine Skepsis bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gegenüber einer kapitalmarktorientierten Altersvorsorge.
Radovic´: Das ist verständlich! Ein zukunftsfähiger Weg ist, denken wir, Garantien behutsam zu reduzieren, damit sie den Renditechancen nicht im Weg stehen. Die Sicherheit bei unserem Generation Business kommt dennoch nicht zu kurz: Wir bieten Anlagechancen im aktienorientierten UWP-Fonds, eine Mindestgarantie und jährlich deklarierte geglättete Zuwächse, die das Garantieniveau schrittweise heben. Das Prinzip bieten wir seit mehr als 20 Jahren an und es hat sich mehr als bewährt. Gleichzeitig muss man der Öffentlichkeit mehr denn je klar machen: Renditechancen sind erstens absolut notwendig für eine gelungene Altersvorsorge. Und zweitens sorgt bei Sachwerten allein schon eine längere Spardauer für ein deutlich kleineres Verlustrisiko. Diese Zusammenhänge sind ebenso wichtig wie die Frage nach Garantien.

Wir hören in Gesprächen immer wieder, dass die Coronapandemie bei den Menschen zu einer Rückbesinnung bei der eigenen Gesundheit geführt hat. Wie hat sich vor dem Hintergrund der Absatz von Produkten zur Arbeitskraftabsicherung bei Ihnen entwickelt?
Drews: Wir können bestätigen, wie wichtig das Thema den Kunden in Zeiten wie diesen ist. Im Vergleich zum Ende 2019, dem letzten Jahr vor der Covid-Pandemie, ist unser Bestand an Lösungen zur Arbeitskraftabsicherung bis Ende 2022 insgesamt um 22 Prozent gewachsen.


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